Bis zum Jahr 2035 werden der Wirtschaft in Baden-Württemberg mehr als 860.000 Fachkräfte fehlen. Auch die Deutsche Bahn sucht händeringend nach Lokführerinnen und Lokführern. Viele Züge fallen aus, weil kein Personal zu finden ist. Dabei sollen die Fahrgastzahlen eigentlich bis 2030 verdoppelt werden.
In Baden-Württemberg bilden Verkehrsbetriebe, Bahn und Land deshalb seit einiger Zeit Flüchtlinge aus, um eine Lok zu führen.
BW-Verkehrsministerium unterstützt Umschulung mit 400.000 Euro
Nach ihrer Umschulung sollen die 13 geflüchteten Frauen und Männer aus dem Iran, Syrien und Pakistan ab Februar als Lokführerinnen und Lokführer im Bereich der S-Bahn Stuttgart eingesetzt werden. Angestoßen wurde das Projekt vom baden-württembergischen Verkehrsministerium, das den Umschulungskurs mit 400.000 Euro finanziell unterstützt. Die Auszubildenden erhielten Sprachtraining, wurden bei Hausaufgaben betreut, sozialpädagogisch unterstützt und bei Behördenfragen begleitet.
Bahn: Geflüchtete erhalten berufliche Perspektive
Nach Angaben von Bahn-Personalvorstand Martin Seiler ist die Umschulung Teil einer Joboffensive des Konzerns. So habe man in diesem Jahr bereits über 26.000 neue Mitarbeitende eingestellt. Mit dem Projekt gewinne die Bahn dringend benötigte Lokführer, so Seiler. Gleichzeitig bekämen Menschen nach ihrer Flucht eine berufliche Perspektive in Deutschland.
"Unsere Zwischenbilanz fällt gut aus. Über 40 Geflüchtete haben im Rahmen unseres Projekts eine Ausbildung absolviert oder sind derzeit noch dabei", sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).
Ausbildung der 13 Geflüchteten zu Lokführerinnen und Lokführern: nur ein Vorzeigeprojekt oder ein echter Lösungsansatz? BW-Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) im SWR-Interview:
Insgesamt 5.000 Lokführer benötigt
Bei der Deutschen Bahn in Baden-Württemberg arbeiten derzeit 2.700 Menschen als Lokführerinnen und Lokführer. Doch der Bedarf wachse schneller als das Angebot, sagt Dirk Flege, Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz pro Schiene. Die Allianz schätzt den Bedarf an Fahrzeugführerinnen und Fahrzeugführer auf rund 5.000 - Tendenz steigend.
"Viele Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger scheitern bei der Prüfung. Schichtarbeit ist auch nicht jedermanns Sache", sagt Flege. Hinzu kommen die seelische Belastung durch Suizide auf den Strecken sowie der Pendeldienst.