Ein Zusammenschluss mehrerer Klimaschutzbewegungen hatte diesen Schritt schon länger gefordert: Nun wird das Freiburger Energieunternehmen Badenova die Interessensgemeinschaft "Zukunft Gas" tatsächlich verlassen. Die Klimaschutzgruppen rund um das Klimacamp Freiburg werten die Entscheidung als Erfolg ihres Protests.
Die Badenova selbst sieht das hingegen anders: Zwischen dem Austritt aus dem Gaslobby-Verband und der Kampagne gegen „Zukunft Gas“ gebe es keinen direkten Zusammenhang. Das stellte Vorstandschef Hans-Martin Hellebrand am Rande der Bilanz-Pressekonferenz der Badenova am Freitagnachmittag klar. "Wir sind in verschiedensten Verbänden aktiv und prüfen immer, inwieweit die Kosten und der Nutzen in dieser Partnerschaft in einem guten Verhältnis stehen", so Hellebrand. Die Beendigung der Mitgliedschaft bei der "Zukunft Gas" sei ein Routineprozess und auch kein Statement in Richtung des Lobby-Verbandes.
Rolle von Erdgas soll künftig stark abnehmen
Der Badenova-Chef erläuterte auch, dass Erdgas künftig eine stark abnehmende Rolle beim Freiburger Energieversorger spielen soll. Erdgas sei ein großer Geschäftsbereich aus der Vergangenheit, doch die Zukunft liege in nachhaltigen Gasen wie grünem Wasserstoff. Auch Technologien wie Fernwärme und Wärmepumpen sollen zunehmend in den Fokus rücken. "Nur so kommen wir in Sachen Klimaneutralität voran", meint Hellebrand.
Welche Rolle grüner Wasserstoff konkret beim Transformationsprozess der Energiewende spielen wird, kann die Badenova nicht abschätzen. Dies werde laut Hellebrand nicht auf Bundesebene entschieden, sondern "in jedem Straßenzug individuell, auf Basis der vorhandenen Infrastruktur."
Rekordumsatz und massive Investitionen
Trotz des großen Umbruchs, in dem sich der Energiesektor befindet, blickt die Badenova auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 zurück: Das Unternehmen verzeichnete einen Gewinn von 57,4 Millionen Euro und einen Rekordumsatz von 1,7 Milliarden Euro. Um die Energiewende voranzutreiben, will die Badenova in den nächsten fünf Jahren massiv investieren: Insgesamt 1,1 Milliarden Euro sollen vor allem in den Ausbau erneuerbarer Strom- und Wärmeerzeugung un die dafür erforderliche Infrastruktur fließen.
Persönliche Energiewende der Kunden vorantreiben
Gleichzeitig will die Badenova gewährleisten, dass Energie und Strom auch in Zukunft bezahlbar bleiben. "Wir wollen keine Gewinne auf dem Rücken unserer Kunden machen", so Hellebrand, der den Verbrauchern dabei helfen möchte, ihre ganz persönliche Energiewende voranzutreiben: "Wir wollen ganz aktiv mit unserem Handwerkernetzwerk den Wunsch nach Photovoltaik-Anlagen oder Wärmepumpen begleiten."
Allerdings benötige man dafür - etwa bei der Förderung von Wärmepumpen - auch verlässliche und stabile Zusagen aus der Politik. Langfristige Zusagen, die nicht nur eine Legislaturperiode andauern, seien erforderlich.