Freiburgs Partnerstadt Lwiw ist bisher weitgehend von russischen Raketenangriffen verschont geblieben. Doch die Trauer ist allgegenwärtig. Es gibt viel Leid, aber auch viel Lebensmut.
Wie sich Lwiw durch den Krieg verändert hat
Menschen schlendern durch die Straßen oder sitzen in Cafés. Die Temperaturen sind mild in Lwiw, es herrscht Frühlingsstimmung. Es wirkt so, als sei alles ganz normal. Doch das ist es nicht. Vor allem in den ersten Tagen des Angriffkrieges hätten viele nicht gewusst, ob sie je wieder diese Alltagsmomente genießen können, erzählt Halyna Tomkiw. Sie ist Germanistin und hat in Freiburg studiert. In Lwiw arbeitet sie für die Merkle-Stiftung aus Gottenheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald).
Vor dem Krieg hat Halyna Tomkiw immer wieder Touristen aus Deutschland durch die Straßen geführt. Seit dem 24. Februar 2022 hat sich das Stadtbild verändert. Vor den Denkmälern türmen sich jetzt Sandsäcke, Kirchenfenster sind mit Holzbrettern vernagelt, Soldaten in Uniform laufen mit ihren Partnerinnen händchenhaltend durch die Straßen.
Wenige Menschen in Bunkern trotz Luftalarms
Manchmal hallen urplötzlich Sirenen durch die Stadt, wenn Raketen in Richtung Lwiw abgeschossen werden. Die Luftalarm-App auf den Smartphones ploppt auf. Doch in einen Bunker gehen hier nur noch die wenigsten Menschen. Man könne nicht ständig in Angst leben, sagt Halyna Tomkiw. Sie arbeite, prüfe die Hausaufgaben ihrer Kinder, koche, putze - dabei versuche sie nicht an den Krieg zu denken.
Täglich Trauerfeiern für gefallene Soldaten
Manchmal holt der Krieg die Menschen in Lwiw aber doch ein. Gedenktafeln in der Stadt erinnern an die gefallenen Soldaten. Manche bleiben stehen, halten inne - einige weinen. Jeden Tag um 11 Uhr gibt es zudem eine Trauerfeier für die zuletzt Gefallenen. Dann klingt der Gesang des Priesters vor der Garnisonkirche durch die Straßen. Soldaten tragen die Särge ihrer gefallenen Kameraden auf den Schultern zur Trauerfeier. Passanten halten vor der Kirche inne. Manche knien nieder. Auch hier fließen viele Tränen.
Eindrücke im Hörfunk-Beitrag von SWR-Reporterin Charlotte Schönberger und einer Stadtführerin aus Lwiw:
Halyna Tomkiw hofft, dass das alles hier bald vorbei ist und dass endlich Frieden in ihrem Land herrscht. Eine Hoffnung, wie sie viele Menschen in Lwiw haben.