In Wiesensteig (Kreis Göppingen) ist am Donnerstag wieder ein Wolf gesichtet worden. Es ist die zweite Sichtung innerhalb von einer Woche. Bereits am Dienstag hatten Fachleute der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) einen Wolf bestätigt. Der Wolf sei bereits in der vergangenen Woche Anfang August in die Kamerafalle getappt.
Mehrere Wölfe in der Region Stuttgart?
Es ist die dritte Wolfssichtung in der Region Stuttgart. Im Juni war bereits ein Wolf im Kreis Esslingen bestätigt worden. Ob es sich um dieselben Tiere handelt, konnte laut FVA bislang nicht anhand der Fotos identifiziert werden. Davor hatte es in Baden-Württemberg nur im Schwarzwald bestätigte Wolfssichtungen gegeben.
Wildtierkamera in Schluchsee knipst Wolfsnachwuchs Erstes Foto eines Wolfswelpen im Schwarzwald
Eine Wildtierkamera hat in der Gemeinde Schluchsee erstmals einen Wolfswelpen fotografiert. Das war zu erwarten - trotzdem wächst bei Landwirten die Verunsicherung.
Umfrage in Stuttgart: Wolf schürt wenig Angst
Fragt man in Stuttgart nach, zeigen sich die meisten Menschen durch die neueste Wolfsmeldung aus dem Kreis Göppingen bisher nicht allzu besorgt. Eine Seniorin sieht es pragmatisch: "Ich fühle mich nicht bedroht, denn in diese Regionen komme ich nicht mehr." Ein etwas jüngerer Spaziergänger im Rosensteinpark gibt zu, doch ein wenig gezuckt zu haben, als er bei der Fahrt in den Schwarzwald das Schild las, nun Wolfsgebiet zu betreten. "Einen Moment fragt man sich, ob es sicher ist, aber prinzipiell habe ich keine Problem damit", sagt er.
Wölfe könnten sich im Schönbuch ansiedeln
Wo genau der Wolf aus dem Kreis Göppingen aktuell unterwegs ist, können die Expertinnen und Experten nicht sagen. Prinzipiell besteht aber die Chance, dass sich in den kommenden Jahren oder Jahrzehnten auch Wölfe im Schönbuch ansiedeln, sagt Micha Herdtfelder von der FVA.
Wandernde Wölfe würden sich am liebsten große Waldgebiete suchen, mit wenigen menschlichen Siedlungen, erklärt Herdtfelder dem SWR. Ideal sei da natürlich der Schwarzwald. Wenn die dortigen Lebensräume aber bereits von anderen Wölfen besetzt seien, würden neue Tiere auch ausweichen in weniger attraktive Reviere.
Angst, wenn der Wolf dem Mensch zu nahe kommt
Angst beim Spazierengehen müsste man aber nicht haben, so Micha Herdtfelder. "Der Mensch ist nicht im Beuteschema des Europäischen Wolfs", erklärte der FVA-Experte. Eine Stuttgarterin ist sich sicher, dass Wölfe an sich scheue Tiere seien, die Menschen nicht aus "Jux und Laune" angreifen.
Den Wolf nicht direkt vor der eigenen Haustür haben, scheint auch den meisten Stuttgarterinnen und Stuttgartern in der kleinen SWR-Straßenumfrage wichtig zu sein, selbst wenn sich ihre Sorge in Grenzen hält. Bedenken haben ein älterer Herr und eine junge Frau nur im Hinblick auf Wölfe in der Stadt. Falls die Tiere sich auf diese Art wie Füchse in Siedlungsgebiete oder Großstädte bewegen würden und das zum Problem würde, dann müsse man sicherlich mehr dagegen tun, so eine junge Passantin.
Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf
Eine bloße Sichtung macht den befragten Menschen in Stuttgart keine Angst. "Der Wolf war ja schon vor uns hier. Er gehört genau so hier her, wie jedes andere Vieh", findet ein Passant im Rosensteinpark Stuttgart. "Auf keinen Fall abschießen!", so auch die Meinung eines älteren Herrn. "Man muss sich engagieren, wir haben genug Platz hier." Für Probleme zwischen Wölfen und Bauern müssten dann vermutlich mehr Kompromisse gefunden werden.