Mieter soll Schüsse und Brandstiftung angekündigt haben

Tötungsdelikt Esslingen: Hausbesitzer erhebt schwere Vorwürfe gegen Polizei

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Autor/in
Luisa Bleich
SWR-Redakteurin Luisa Bleich

Vergangene Woche soll in Esslingen ein Mann den Sohn seines Vermieters getötet haben. Er könnte noch leben, sagt sein Vater. Die Polizei hätte früher eingreifen müssen.

Knapp eine Woche nach dem Tötungsdelikt in Esslingen erhebt Hausbesitzer Rolf Seufferle schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Ein 61-jähriger Mann, ein Mieter im Haus, soll am vergangenen Donnerstag erst Seufferles Sohn, Luca, erschossen und dann Feuer gelegt haben. Danach soll er sich selbst getötet haben. Bei dem Brand wurde die Verlobte von Luca schwer verletzt. Sie war aus dem Fenster gesprungen, um sich vor dem Feuer zu retten. Sie liegt derzeit mit schweren Brandverletzungen in einer Klinik. Das Haus musste fast komplett abgerissen werden.

Hausbesitzer: Mutmaßlicher Täter war polizeibekannt

Hausbesitzer Seufferle hat am Tag der Tat Schüsse gehört und seinen Sohn später tot gefunden. "Ich habe die Schreie von Luca und seiner Freundin noch im Kopf", erzählt er am Dienstag im Gespräch mit dem SWR. "Das war der fürchterlichste Augenblick in meinem Leben." Laut Seufferle gab es bereits im Vorfeld Probleme mit dem mutmaßlichen Täter. "Das ging über Jahre", so der 76-Jährige. Seufferle hatte das Haus in der Esslinger Innenstadt vor etwa neun Jahren gekauft. Damals habe der mutmaßliche Täter bereits als Mieter in dem Haus gelebt. Er sei wunderlich gewesen, aber freundlich, erinnert sich Seufferle.

Der Esslinger Hausbesitzer Rolf Seufferle. Ein 61-jähriger Mieter seines Hauses soll Mitte November Seufferles Sohn erschossen und dann Feuer gelegt haben.
Hausbesitzer Rolf Seufferle macht der Esslinger Polizei Vorwürfe. Er glaubt, dass der Tod seines Sohnes hätte verhindert werden können.

Als die Verlobte von Sohn Luca ins Haus gezogen sei, sei die Stimmung gekippt. Seufferle berichtet von Beleidigungen, von Beschimpfungen und Morddrohungen. Einmal habe der Mieter die Freundin von Luca sogar gewürgt. Die Würgemale seien damals dokumentiert worden, gegen den Mieter sei Anzeige erstattet worden. Konsequenzen hätte der Angriff aber keine gehabt. "Es ist nichts passiert", berichtet Seufferle.

Gericht gab Antrag zur Zwangsräumung statt

Die Beleidigungen gingen weiter, auch Besucherinnen und Besucher des Hauses seien von dem 61-Jährigen beschimpft und beleidigt worden. Die Polizei sei mehrfach vor Ort gewesen, der Mieter galt als gewalttätig, als Pöbler. An der Situation habe sich aber nichts geändert.

Wegen der ständigen Beleidigungen und Drohungen habe Seufferle schließlich eine Zwangsräumung beantragt. Diesem Antrag hat das Esslinger Amtsgericht im vergangenen Jahr schließlich zugestimmt. Laut Seufferle habe der Mieter eine einjährige Frist bekommen, um die Wohnung zu räumen. Der 61-Jährige habe Einspruch dagegen eingelegt, sowohl vor dem Amtsgericht als später auch beim Stuttgarter Landgericht - beide Einsprüche wurden abgelehnt.

Zwangsräumung mit Polizei geplant

Die Zwangsräumung war mit Polizeischutz geplant. Einen Tag vor der Tat war deswegen auch ein Zivilpolizist im Haus, um sich die Gegebenheiten vor Ort anzuschauen.

Es war klar, dass dieser Mann gefährlich ist. Das wussten die. Hat mir aber und meinem Kind nicht geholfen.

Mutmaßlicher Täter soll Tat angekündigt haben

Im August hat ein ehemaliger Mieter Seufferle nach eigenen Angaben bereits vor der Gewaltbereitschaft des Mannes gewarnt. Demnach habe der 61-Jährige dem anderen Mieter erzählt, dass er Seufferles Sohn und dessen Verlobte umbringen würde, wenn er ausziehen müsste. Danach würde er das Haus anzünden. Der mutmaßliche Täter habe dem anderen Mieter dann auch eine selbst gebastelte Waffe gezeigt und damit geprahlt, dass er auch Brandsätze hätte.

Als Seufferle davon erfahren habe, sei er zur Polizei gegangen. Die habe sich das Ganze auch noch einmal von Seufferles ehemaligem Mieter bestätigen lassen. Aber auch danach sei nichts unternommen worden. Laut Seufferle habe die Polizei gesagt, dass sie keinen Durchsuchungsbeschluss bekommen würden, da die Aussage des 61-Jährigen gegenüber dem ehemaligen Mieter schon zu lange her sei.

Im Endeffekt war dieses Ignorieren der Wahrheit mit ausschlaggebend für den Tod meines Sohnes. Das Nicht-Reagieren der Behörden.

In den Wochen vor der Tat hätten die Drohungen immer weiter zugenommen, erzählt Seufferle weiter. Zuletzt hätten er, sein Sohn und dessen Verlobte einen anderen Eingang benutzt, um in ihre Wohnungen zu kommen.

Staatsanwaltschaft Stuttgart prüft Vorwürfe

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart überprüft die Vorwürfe, wie sie dem SWR auf Anfrage mitteilte. Weitere Auskünfte wollten Staatsanwaltschaft und Polizei wegen der laufenden Ermittlungen derzeit nicht machen.

Auch der Hausbesitzer hat bisher nichts von der Polizei gehört. Nach der Tat sei er von seinen Freunden aufgefangen worden, habe eine Wohnung und Kleidung bekommen. "Weil ich ja nichts mehr habe", sagt Seufferle. Auch der Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) hat Seufferle eine Wohnung angeboten.

Der 76-Jährige ist dankbar für die Solidarität und hofft, dass sich eine derartige Tat nicht wiederholt. Er würde sich wünschen, dass "die Staatsgewalt sensibler reagiert, durchsetzungsfähiger reagiert". Seufferle kann nicht verstehen, wieso bei dem Mieter damals keine Durchsuchung angeordnet werden konnte. Deswegen wendet er sich an die Öffentlichkeit. Um so vielleicht ein Leben zu retten und damit "das Ensetzten, das ich erlebe, anderen Leuten erspart wird", so Seufferle.

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