PV-Module an der Fassade eines Hauses

Erneuerbare Energien

Mit senkrechten Solarzellen in Leonberg gegen den Klimawandel

Stand
Autor/in
Philipp Pfäfflin
Bild von Philipp Pfäfflin

Ein Ingenieur aus Leonberg hat sich seinen Traum erfüllt: Sein Haus erzeugt deutlich mehr Strom als er und seine Familie verbrauchen. Dafür hat er Solarzellen nicht nur aufs Dach montiert.

Wolfgang Szekely hat sein Einfamilienhaus in Leonberg (Kreis Böblingen) mit Solarzellen nachgerüstet. Von insgesamt 43 Modulen hängen 27 an der Fassade. Das bringe zwar im Sommer etwas weniger Strom, doch umso mehr im Winter, wenn die Wärmepumpen den Strom zum Heizen des Passivhauses benötigen, so der Bauingenieur.

"Die tief stehende Morgensonne im Winter ist mehr als perfekt!"

Weiterer Vorteil: Auf den senkrecht an der Wand hängenden Modulen kann kein Schnee liegen bleiben. Die 15-kWp-Solaranlage mit einem 19,5 kWh-Speicher ist Anfang Januar 2021 ans Netz gegangen. Nach zwei Monaten zieht der Fachingenieur eine positive Bilanz: Mit dem selbst erzeugten Strom kann er nicht nur sein Haus und das Elektroauto versorgen, sondern speist unterm Strich deutlich mehr Strom ein als er aus dem Netz bezieht. Das zeigt er auch in einem Video, das er zusammen mit dem Energiedienstleister E3/DC gedreht hat.

Im Mittelpunkt stand nicht die Rendite

Mit rund 30.000 Euro war die Anlage eine große Investition, weiß Wolfgang Szekely, der davon ausgeht, dass sich die Kosten nach spätestens 12 bis 14 Jahren amortisieren werden. Doch den Leonberger Bauingenieur treibt nicht die zu erwartende Rendite an, er wollte zeigen, was technisch möglich ist, um aus einem bestehenden Gebäude ein Kraftwerk zu machen.

"Wir dürfen keine Gebäude mehr bauen, die sich nicht selber versorgen können. Wir haben die Technik, sie ist bezahlbar. Wenn wir es nicht tun: Das Klima können wir nicht neu kaufen."

Stromerzeugung in Baden-Württemberg 2019 nach Energieträgern

Für die Region Stuttgart liegen laut laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg keine extra aufgeschlüsselten Zahlen zum Energiemix vor. Zur Orientierung soll deswegen hier der landesweite Strommix gezeigt werden. Demnach ist der Anteil der erneuerbaren Energien auf mittlerweile 31 Prozent gestiegen, die Kernenergie lag bei 36,8 Prozent und die Steinkohle bei 20,5. (Stand 2019)

Bruttostromerzeugung in Baden-Württemberg 2019 nach Energieträgern
Der Strommix in Baden-Württemberg im Überblick. (Statistisches Landesamt, Stand 2019)

Auf 2,8 Millionen Einwohnern kommen rund 45.000 Dach-Solar-Anlagen

In der Region Stuttgart gibt es laut Energieatlas gut 45.000 Fotovoltaik-Dachanlagen - bei rund 2,8 Millionen Einwohnern (Stand 2018). In anderen Regionen wird deutlich mehr Sonnenstrom pro Einwohner produziert. Mit 222 kWh/Einwohner ist die Region Stuttgart landesweit das Schlusslicht. In Heilbronn-Franken sind es etwa 835 und in der Region Donau-Iller sogar 1.014 kWh/EW.

PV-Module an der Fassade eines Hauses
Nicht nur auf dem Dach, auch an den Wänden seines Einfamilienhauses hat Wolfgang Szekely PV-Module anbringen lassen.

Stefan Emmerich, Projektleiter des Photovoltaik Netzwerks der Region Stuttgart, erhofft sich von der ab dem Jahr 2022 geltenden Solarpflicht auf gewerblichen Neubauten landesweit einen Schub für die Erzeugung von grünem Strom. Für Privathäuser gibt es diese Pflicht auf Landesebene vorerst noch nicht.

Während in vielen Kommunen noch zu zögerlich agiert werde, so der Fotovoltaik-Experte, gebe es auch Städte die Standards setzen würden. Emmerich verweist beispielsweise auf die Stadt Waiblingen, die bereits im Jahr 2006 eine Solarpflicht auch für privat genutzte Neubauten beschlossen hat.

Solar-Potential-Karte: Ist mein Dach für PV geeignet?

Wie groß das Solarpotential auf beispielsweise dem eigenen Hausdach ist, lässt sich mit Hilfe einer interaktiven Karte im Energieatlas Baden-Württemberg sehen.

Donaueschingen: Vorbild für die Region Stuttgart bei Freiflächen-PV-Anlagen?

Anders als beispielsweise in Bayern gibt es in der Region Stuttgart kaum große Solaranlagen auf Agrarflächen. Stefan Emmerich von der Region Stuttgart führt das unter anderem auf die dichte Besiedelung rund um Stuttgart zurück. Außerdem seien etwa im Vergleich zum Osten Deutschlands die Felder klein.

"Die wenigen Ackerflächen, die es in der Region Stuttgart gibt, sind mit guten Böden gesegnet und von daher ist es schwierig, Agrarflächen umzuwidmen."

Dass Landwirtschaft und Solarstromerzeugung sich nicht ausschließen müssen, zeigt ein Beispiel aus Donaueschingen. Dort stehen die 11.000 Solarmodule senkrecht.

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