Wolfgang Szekely hat sein Einfamilienhaus in Leonberg (Kreis Böblingen) mit Solarzellen nachgerüstet. Von insgesamt 43 Modulen hängen 27 an der Fassade. Das bringe zwar im Sommer etwas weniger Strom, doch umso mehr im Winter, wenn die Wärmepumpen den Strom zum Heizen des Passivhauses benötigen, so der Bauingenieur.
Weiterer Vorteil: Auf den senkrecht an der Wand hängenden Modulen kann kein Schnee liegen bleiben. Die 15-kWp-Solaranlage mit einem 19,5 kWh-Speicher ist Anfang Januar 2021 ans Netz gegangen. Nach zwei Monaten zieht der Fachingenieur eine positive Bilanz: Mit dem selbst erzeugten Strom kann er nicht nur sein Haus und das Elektroauto versorgen, sondern speist unterm Strich deutlich mehr Strom ein als er aus dem Netz bezieht. Das zeigt er auch in einem Video, das er zusammen mit dem Energiedienstleister E3/DC gedreht hat.
Im Mittelpunkt stand nicht die Rendite
Mit rund 30.000 Euro war die Anlage eine große Investition, weiß Wolfgang Szekely, der davon ausgeht, dass sich die Kosten nach spätestens 12 bis 14 Jahren amortisieren werden. Doch den Leonberger Bauingenieur treibt nicht die zu erwartende Rendite an, er wollte zeigen, was technisch möglich ist, um aus einem bestehenden Gebäude ein Kraftwerk zu machen.
Stromerzeugung in Baden-Württemberg 2019 nach Energieträgern
Für die Region Stuttgart liegen laut laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg keine extra aufgeschlüsselten Zahlen zum Energiemix vor. Zur Orientierung soll deswegen hier der landesweite Strommix gezeigt werden. Demnach ist der Anteil der erneuerbaren Energien auf mittlerweile 31 Prozent gestiegen, die Kernenergie lag bei 36,8 Prozent und die Steinkohle bei 20,5. (Stand 2019)
Auf 2,8 Millionen Einwohnern kommen rund 45.000 Dach-Solar-Anlagen
In der Region Stuttgart gibt es laut Energieatlas gut 45.000 Fotovoltaik-Dachanlagen - bei rund 2,8 Millionen Einwohnern (Stand 2018). In anderen Regionen wird deutlich mehr Sonnenstrom pro Einwohner produziert. Mit 222 kWh/Einwohner ist die Region Stuttgart landesweit das Schlusslicht. In Heilbronn-Franken sind es etwa 835 und in der Region Donau-Iller sogar 1.014 kWh/EW.
Stefan Emmerich, Projektleiter des Photovoltaik Netzwerks der Region Stuttgart, erhofft sich von der ab dem Jahr 2022 geltenden Solarpflicht auf gewerblichen Neubauten landesweit einen Schub für die Erzeugung von grünem Strom. Für Privathäuser gibt es diese Pflicht auf Landesebene vorerst noch nicht.
Während in vielen Kommunen noch zu zögerlich agiert werde, so der Fotovoltaik-Experte, gebe es auch Städte die Standards setzen würden. Emmerich verweist beispielsweise auf die Stadt Waiblingen, die bereits im Jahr 2006 eine Solarpflicht auch für privat genutzte Neubauten beschlossen hat.
Solar-Potential-Karte: Ist mein Dach für PV geeignet?
Wie groß das Solarpotential auf beispielsweise dem eigenen Hausdach ist, lässt sich mit Hilfe einer interaktiven Karte im Energieatlas Baden-Württemberg sehen.
Donaueschingen: Vorbild für die Region Stuttgart bei Freiflächen-PV-Anlagen?
Anders als beispielsweise in Bayern gibt es in der Region Stuttgart kaum große Solaranlagen auf Agrarflächen. Stefan Emmerich von der Region Stuttgart führt das unter anderem auf die dichte Besiedelung rund um Stuttgart zurück. Außerdem seien etwa im Vergleich zum Osten Deutschlands die Felder klein.
Dass Landwirtschaft und Solarstromerzeugung sich nicht ausschließen müssen, zeigt ein Beispiel aus Donaueschingen. Dort stehen die 11.000 Solarmodule senkrecht.