Am 9. Juni 2023 blieb in Altbach (Kreis Esslingen) noch Schlimmeres aus, weil die Handgranate, die Shariar K. in Richtung einer Trauergemeinde geworfen haben soll, an einem Baum explodierte. 15 Menschen wurden dennoch zum Teil erheblich verletzt. Seit Anfang Dezember steht K. als Angeklagter vor Gericht. Am zweiten Prozesstag sagte ein Taxifahrer aus Göppingen aus. Er soll K. vom Bahnhof in Göppingen zum Friedhof in Altbach gebracht haben.
K. zu Taxifahrer: "Habe fünf Minuten was zu tun"
Der Taxifahrer gab an, für die Hin- und Rückfahrt einen Fahrpreis von 100 Euro mit dem Angeklagten ausgemacht zu haben. In Altbach angekommen soll K. den 62-Jährigen angewiesen haben, vor dem Friedhofseingang zu warten, da er "fünf bis zehn Minuten was zu tun habe".
Dann soll der Angeklagte die jugoslawische Handgranate vom Typ M75 auf die Trauergemeinde geworfen haben. Durch einen glücklichen Zufall verfehlte sie jedoch ihr Ziel, prallte an einem Baum ab und detonierte auf freier Fläche. Nach dem Handgranaten-Wurf lief der Angeklagte zurück zum Taxi. Er war offenbar in Eile, drängte darauf, schnell loszufahren.
Blut und Tritt-Spuren auf dem Taxi
Eine Gruppe von etwa 20 Teilnehmern der Trauerfeier verfolgte ihn jedoch. Am Taxi angekommen sollen einige von ihnen nach Angaben des Fahrers die hintere Beifahrertür aufgerissen und den Angeklagten aus dem Fahrzeug gezerrt haben. "Er hat eine Bombe geworfen!", sollen sie gerufen haben. Die Männer verletzten den Angeklagten mit Tritten und Schlägen schwer. Der Taxifahrer sagte aus, dass Blut aus dem Mund von K. gelaufen sei. Im Prozesssaal wurden Fotos von Blutspritzern und Tritt-Spuren auf dem Taxi gezeigt.
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Angreifer richteten sich auch gegen den Taxifahrer
Der Taxifahrer habe dann nach eigenen Aussagen das Fahrzeug ebenfalls verlassen und sich einige Meter entfernt. "Es reicht, es reicht, ihr habt den Mann umgebracht!", habe er gerufen, so der 62-Jährige im Gerichtssaal. Die Angreifer hätten sich daraufhin jedoch ihm zugewandt, sodass er nichts weiter gesagt habe.
Nach der Ankunft eines Krankenwagens sei es Sanitätern gelungen, den mutmaßlichen Handgranatenwerfer ins Innere des Krankenwagens zu bringen, jedoch habe die Gruppe der Angreifer dann gegen den Krankenwagen getreten und geschlagen, um den Angeklagten weiter zu verletzen. Erst das Eintreffen der Polizei habe dafür gesorgt, dass die Angreifer vom Angeklagten abließen.
Viele Opfer tragen Teile der Granate immer noch in sich
Der Angeklagte wurde lebensgefährlich verletzt und mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen. Er hat die Tat gleich zu Beginn des Prozesses eingeräumt. Bislang schweigt er allerdings zu Details.
Der Prozess wird Anfang Januar fortgesetzt. Dann sind Zeuginnen und Zeugen geladen, die bei der Explosion verletzt wurden. Bei der Detonation der Granate wurden hunderte Metallkugeln freigesetzt. Insgesamt 15 Mitglieder der Trauergemeinde wurden dabei zum Teil schwer verletzt. Bei mehreren dieser Menschen konnten die Kugeln aufgrund des erhöhten Operationsrisikos bislang nicht entfernt werden.