Tipps der Polizei: Falsche Anrufe besser erkennen

Neue Betrugsmasche: Schockanrufe mit Übergabe am Amtsgericht Stuttgart

Stand
Autor/in
Deborah Kölz
Porträt Reporterin Deborah Kölz
Marie Brüggemann

Mit einer neuen Masche versuchen sogenannte Schockanrufer Geld zu erbeuten. Dabei wurde zuletzt mehrfach das Amtsgericht Stuttgart als Übergabeort angegeben. Das flog jetzt auf.

Immer wieder versuchen Betrüger mit neuen Maschen vor allem an das Geld von älteren Menschen zu gelangen. Dazu haben sie zuletzt öfter das Amtsgericht Stuttgart als Übergabeort für das Geld gewählt. Das sollte offenbar Seriosität vorgaukeln. Ein Fall konnte nun durch Zufall vereitelt werden.

Ehepaar gerettet, weil Treffpunkt am Amtsgericht nicht gefunden

Ein älteres Ehepaar hatte einen Schockanruf bekommen. Der Enkel habe einen tödlichen Unfall verursacht, deshalb würde nun eine Kaution benötigt, um ihn vor dem Gefängnis zu bewahren. Das Ehepaar machte sich daraufhin mit 45.000 Euro und zwei Kilogramm Gold auf zu einem genannten Übergabeort am Amtsgericht. Zu ihrem Glück konnten sie diesen nicht finden. Daher fragte der Senior an der Pforte des Amtsgerichts nach dem Weg und wollte das Geld der echten Polizei übergeben.

Eingang zum Amtsgericht Stuttgart
Um seriöser zu wirken, geben die Betrüger das Amtsgericht Stuttgart als Übergabeort an - allerdings in der Tiefgarage oder drumherum.

Nach Betrugsversuch: Ehepaar wollte echter Polizei nicht glauben

Das Ehepaar musste von mehreren Beamten und dem Vizepräsidenten des Amtsgericht, Andreas Arndt, höchstpersönlich beschwichtigt werden. Über 15 Minuten lang wollten die beiden Senioren nicht glauben, beinahe auf einen Betrug hereingefallen zu sein und nun tatsächlich mit der echten Polizei zu sprechen. Sie versuchten weiterhin, der Polizei Geld und Gold zu übergeben, immer noch im festen Glauben den Enkel finanziell auslösen zu müssen.

Ludwigsburg

Falsche Polizistin am Telefon Schockanruf in Ludwigsburg: 50.000 Euro Schaden

In Ludwigsburg ist ein älterer Mann auf einen Schockanruf hereingefallen und hat den Betrügern 50.000 Euro übergeben. Die Polizei warnt eindringlich, kein Bargeld zu übergeben.

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Amtsgericht: "Polizei würde nie telefonisch Geld verlangen"

Andreas Arndt, Vizepräsidenten des Amtsgerichts Stuttgart, warnt eindringlich davor, große Geldsummen aufgrund von Schockanrufen weiterzugeben. So schützen Bürgerinnen und Bürger sich besser vor Schockanrufen und Enkeltricks:

  • In Deutschland müsse wegen eines Unfalls niemand per Kaution freigekauft werden mit einer direkten Geldübergabe . Sollte eine Kaution gestellt werden, dann würden Betroffene immer mit einem amtlichen Schreiben informiert. Dieses sei beispielsweise auch mit einem Aktenzeichen gekennzeichnet, das sich beim Amtsgericht überprüfen ließe. Eine tatsächliche Kaution müsste dann immer über die Bank oder eine Einzahlungsstelle im Gericht erfolgen - nie davor oder in einer Tiefgarage des Amtsgebäudes.
  • Bei dem hier betroffenen Seniorenpaar hatte sich in einem zweiten Anruf auch ein angeblicher Polizist gemeldet. Dies würde die Polizei, Staatsanwalt oder Richter nicht tun. "Die Bevölkerung kann die 112 wählen, aber die 112 ruft Sie nicht an", erklärt der Stuttgarter Polizeihauptkommisar Hermann Volkert. Beamtinnen und Beamte würden gegebenenfalls immer vom Revier per Festnetz anrufen. Ein Blick auf die Vorwahl lohnt also!
  • Keine Quittung?! Selbst im Supermarkt würde man sich für kleine Beträge eine Quittung geben lassen, sagt Volkert. Daher sollte man auf keinen Fall mehrere tausend Euro ohne Quittung übergeben.
  • Die Polizei würde bei einer tatsächlichen Kaution auch niemals Gold oder andere Wertgegenstände wie Schmuck annehmen, so Hauptkommissar Volkert. Es würde nur um Geldbeträge gehen.
  • Zudem sollte nie die eigene Handynummer herausgeben werden bei solche einer vermeintlichen Schocknachricht. Dadurch können die Betrüger sonst die Leitung blockieren, falls man bei einem aufkommenden Verdacht doch noch die Polizei informieren will.

Schockanruf-Prävention für Senioren schon auf dem Schulhof

Die Polizei versucht die zumeist von Schockanrufen betroffene Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren immer mehr zu schulen. Dazu gestalten sie Infoabende in Seniorenheimen. Sie binden aber auch Banken, Pflegekräfte oder sogar Taxifahrer und -fahrerinnen ein, aufmerksam zu sein. So konnte in Rheinland-Pfalz ein Taxifahrer einen Enkeltrick im vergangenen Jahr verhindern, als er mit der Dame auf dem Weg zum Geld-Übergabeort ins Gespräch kam.

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Auch Schülerinnen und Schüler werden von der Polizei mittlerweile bei ihrer Fahrradprüfung in der vierten Klasse auf das Thema Enkeltrick angesprochen. Sie sollen Großeltern und Eltern informieren und durch den persönlichen Kontakt desensibilieren.

Enkeltrick-Betrüger erbeuten mehrere zehntausend Euro

Mit der neuen Betrugsmasche am Amtsgericht konnten bereits mehrere zehntausend Euro ergaunern werden. Und auch mit anderen Enkeltricks und Schockanrufen haben die Betrüger immer wieder Erfolg und Seniorinnen und Senioren verlieren ihr Geld.

Sollte ein Fall aufgedeckt werden, kann meist höchstens der Abholer erwischt werden. Doch hinter den Schockanrufen steckt meist organisierte Kriminalität, sagt die Polizei Stuttgart. Die Drahtzieher seien dadurch extrem schwer zu fassen.

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