Bei einer Durchsage in einer S-Bahn hat ein Lokführer seinem offenbar angestauten Frust freie Bahn gelassen. Er nannte die Züge der S-Bahn Stuttgart beispielsweise den "allerletzten Dreck" und "nur noch Schrott". Das ist auf einem Video zu hören, das derzeit im Internet kursiert.
Nach Durchsage: Bahn prüft Fall des Lokführers intern
Nun wird über mögliche Konsequenzen für den Lokführer diskutiert. Die Durchsage des Mannes richtet sich aus Sicht eines Bahnsprechers in erster Linie gegen den Hersteller der Fahrzeuge, das Unternehmen Alstom. Trotzdem würden sie "eindeutig eine Grenze überschreiten". Man arbeite den Fall aktuell intern auf und bitte deshalb um Verständnis, dass man sich derzeit zu möglichen Schritten nicht äußern könne, so ein Bahnsprecher am Dienstagnachmittag.
Viel Zustimmung für Lokführer in den sozialen Medien
Im Internet bekommt der Lokführer unterdessen viel Zustimmung. Unter dem Video stehen Kommentare wie "Recht hat er", "Da sitzt der Frust schon ziemlich tief. Es ist aber überall so. Die Verantwortlichen haben die Probleme mit dem Material ja nicht" oder "Endlich mal einer, der die Wahrheit sagt". Darüber hinaus wird in den sozialen Medien darüber diskutiert, ob der Lokführer seinen Job behalten darf. Hier gehen die Meinungen weit auseinander. So sind Kommentare zu lesen, die eine Kündigung befürworten würden: "So einen direkt kündigen und gut ist". Andere zeigen Mitgefühl für das Verhalten des Lokführers: "Hoffentlich kriegt der keinen Ärger dadurch".
S-Bahn Stuttgart: Probleme mit Baureihe 430
Probleme mit Fahrzeugen der Baureihe 430 sind nicht neu. Es ist keine Woche her, dass sich S-Bahn-Chef Dirk Rothenstein im Verkehrsausschuss der Region Stuttgart öffentlich für die seit Längerem anhaltenden Missstände bei der S-Bahn entschuldigte. Als einen Grund nannte er auch technische Probleme.
Verkehrsausschuss der Regionalversammlung Scharfe Kritik am S-Bahn-Chaos in der Region Stuttgart
Krankheitsfälle, Baustellen, Störungen und rechtliche Probleme: Ständig ist der S-Bahn-Verkehr in der Region Stuttgart eingeschränkt. Der Verkehrsausschuss fordert schnelle Besserung.
Etwa ein Fünftel dieser Triebwagen stehen laut Bahn derzeit in der Werkstatt in Plochingen (Kreis Esslingen) und können nicht eingesetzt werden. Um die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten, hat die Bahn nach eigenen Angaben eine sogenannte Störhotline eingerichtet. Lokführerinnen und -führer sollen dort rund um die Uhr Unterstützung bei technischen Problemen bekommen. Außerdem würden Mitarbeitende "eng in die Prozesse zur Fehlerbeseitigung eingebunden".
Die Triebfahrzeuge der Baureihe 430 sind seit rund zehn Jahren im Netz der Stuttgarter S-Bahn im Einsatz. Massive Probleme gab es direkt bei der Einführung als die sogenannten Schiebetritte, die den Spalt zwischen Zug und Bahnsteig überbrücken sollten, nicht zuverlässig ein- und ausgefahren werden konnten. S-Bahnen blieben liegen. Es kam zu massiven Verspätungen und Zugausfällen.
Auch neue Fahrzeuge sind laut Bahn störanfällig
Stand heute hat der S-Bahn-Hersteller Alstom von insgesamt 58 zusätzlich neuen Fahrzeugen 47 an die S-Bahn Stuttgart übergeben, heißt es bei der Bahn. Bei der Inbetriebnahme der neuen Fahrzeuge seien auch Mitarbeitende des Herstellers dabei. So sollen mögliche Störungen nachjustiert werden. Für die Behebung der Störungen sei unter anderem ein Software-Update erforderlich. Alstom arbeite mit Hochdruck daran, dies für die Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen, teilte die Bahn weiter mit.