Die Stuttgarter Petition "Versorgung kranker Kinder sichern - politische Versprechen halten - Kinderheilkunde stärken" ist bislang mehr als 60.000 Mal unterzeichnet worden. Da die Grenze von mindestens 50.000 Unterschriften überschritten wurde, muss sich laut Klinikum Stuttgart nun der Petitionsausschuss des Bundestags mit der Petition beschäftigen.
Klinikum Stuttgart: "Kinderkrankenhäuser verwalten Mangel"
Die Zahl der Kinderkrankenhausbetten in Deutschland ist in den vergangenen 30 Jahren um mehr als 40 Prozent zurückgegangen, heißt es in der Petition. Die medizinische Versorgung von Kindern sei in den verbliebenen Kliniken oft kritisch. "Im Moment verwalten wir den Mangel", sagt beispielsweise der ärztliche Direktor des Klinikums Stuttgart Jan Steffen Jürgensen und spricht davon, dass junge Patientinnen und Patienten teils monatelang auf eine Behandlung warten müssten.
Ziel der Petition ist "eine bedarfsgerechte auskömmliche Finanzierung" der Kinderheilkunde, also mehr Geld. Initiiert hatte die Petition der Vorsitzende des Stuttgarter Förderkreises krebskranker Kinder, Stefan Nägele. Kinderkliniken seien systematisch unterfinanziert, so der Chef des Stuttgarter Klinikums Jürgensen. Auch das nach eigenen Angaben größte Kinderkrankenhaus Deutschlands, das Olgahospital in Stuttgart, schreibe jedes Jahr rote Zahlen. "Wir steuern nicht streng wirtschaftlich. Sonst wäre die Konsequenz, dass wir das Haus schließen müssten, wie andere das getan haben."
Ärztin aus Stuttgart: "Muss erst ein Kind sterben?"
Unterzeichnet hat die Petition beispielsweise Sarah Fennell aus Stuttgart. Sie arbeite täglich bis zu 17 Stunden, teilweise drei Wochen am Stück ohne eine Pause, schreibt die Ärztin. Die Notaufnahme sei täglich überfüllt. "Bislang ging es irgendwie immer noch gut, aber muss erst ein Kind sterben?"
"Eine medizinische Unterversorgung hat für Kinder lebenslange Auswirkungen. Sei es körperlich oder psychisch", schreibt Simon Oberle. Der Kinderkardiologe an der Uniklinik Freiburg spricht von einer "medizinische Unterversorgung unserer Kinder", die sich die Gesellschaft weder moralisch noch monetär leisten könne.
Petitionsausschuss des Bundestags muss Forderungen anhören
Der Stuttgarter Klinikumschef Jürgensen freut sich über die "mehr als 60.000 Unterschriften - Tendenz steigend" und darüber, dass sich der Petitionsausschuss des Bundestages die Forderungen nun anhören muss. Er sagt aber auch: "Ob es etwas bringt, wissen wir nicht."