Neue Sonnenschirme und ein Sonnensegel für Stuttgart: Seit Mitte Juli sind an sieben Plätzen in der Stadt mehrere massive Sonnenschirme aufgebaut - eine Sofortmaßnahme der Stadt gegen heiße Sommertage. Doch bieten die neuen Schirme wirklich Schutz vor der knallenden Sonne? SWR-Reporterin Dorina Blau hat sich zwei Plätze angeschaut.
20 Sonnenschirme sollen für mehr Schatten sorgen
Wenn das Thermometer wie am Dienstag um 11:00 Uhr schon 34,1 Grad Außentemperatur anzeigt, dann ist der beste Ort zum Abkühlen nur in der Nähe eines Ventilators oder im klimatisierten Büro. Doch nicht jeder kommt in diesen Genuss. Für diejenigen, die in der prallen Sonne unterwegs sind, gibt es seit rund einem Monat in Stuttgart einige Schattenplätze mehr. Für eine Viertelmillion Euro hat die Stadt Stuttgart 20 Sonnenschirme, ein Sonnensegel und mehrere Sitzblöcke springen lassen.
Zu finden sind sie am Hans-Scharoun-Platz (Stadtteil Rot), am Bismarckplatz (West), Europaplatz (Möhringen), Rathausplatz (Degerloch), Marga-von-Etzdorf-Platz (Bad Cannstatt), am Ostendplatz (Ost) und am Löwenplatz in Weilimdorf. Am Südheimer Platz in Stuttgart-Süd soll außerdem bald ein Sonnensegel gespannt werden. Dafür werde derzeit die Montage vorbereitet, teilte die Stadt Stuttgart dem SWR auf Nachfrage mit.
So ist es am Ostendplatz in Stuttgart
Ich habe mir den Schirm am Ostendplatz in Stuttgart-Ost genauer angeschaut. Einen Preis für die schönste Aussicht bekommt der neue Schattenplatz direkt am Kreisverkehr zwar nicht, aber das ist auch zweitrangig. Was mir sofort auffällt: Der Schirm ist relativ klein und recht hoch angebracht. "Zu hoch", sagt Marlies, 74 Jahre alt. Sie lebt in Stuttgart-Ost und hat sich statt des Sonnenschirms für den Schatten einer Litfasssäule entschieden.
"So hoch oben kann der Schirm niemandem Schatten spenden", sagt sie. "Prinzipiell finde ich die Idee schön, aber auf dem heißen Betonklotz hätte ich mir Holzplanken gewünscht, die sind angenehmer zum Sitzen." Auch Sarina, 34 Jahre alt, sitzt lieber unter dem Sonnensegel eines Kiosk.
Ihr sei der neue Sonnenschirm der Stadt gar nicht aufgefallen, sagt sie. Und so wie schon Marlies wünscht sich auch Sarina mehr Grün. "Ein paar Pflanzen wären schön, die man mit dem Schirm kombiniert. Dann kommen auch mehr Menschen."
Begeistert vom neuen Sonnenschirm am Kreisverkehr ist dagegen Athanasius. Er wäscht sich das Gesicht mit dem Wasser aus dem Trinkbrunnen. Der 64-Jährige ist zufrieden mit dem neuen Schattenspender: "Ich war gestern in Karlsruhe und bin fast ohnmächtig geworden, dort gab es kein Wasser, nichts." Wenn er am Ostendplatz vorbeilaufe, bleibe er immer rund zehn Minuten am neuen Sonnenschirm stehen, um sich auszuruhen.
Bad Cannstatt: Schon mittags über 35 Grad
Einige Kilometer weiter, in Bad Cannstatt, stehen ebenfalls seit einigen Wochen zwei neue Schirme. Das Thermometer zeigt um 11:30 Uhr mittlerweile 35,2 Grad Celsius an. Hier, am Marga-von-Etzdorf-Platz, sind die gelben Schirme deutlich größer. Menschen sind dort zur Mittagszeit zwar kaum unterwegs, die neuen Sitzgelegenheiten wurden aber schon genutzt, zumindest als Malunterlage...
Da mir selbst mittlerweile sehr heiß ist, setze ich mich mit meinem mitgebrachten Thermometer auf den anderen Betonklotz - und tatsächlich: Mit 33,8 Grad Celsius ist es hier im Schatten des Schirmes etwas angenehmer. Schade finde ich allerdings, dass es hier keinen der 119 öffentlichen Trinkwasser- und Mineralbrunnen gibt.
Noch unklar, ob die Schirme bleiben
Die neuen Schirme und das Sonnensegel, das am Südheimer Platz aufgespannt wird, soll es nur temporär geben. "Falls sich die Maßnahmen bewähren, sollen sie im nächsten Jahr fortgesetzt werden", schreibt die Stadt in einer Mitteilung. An sich keine schlechte Idee - eine Kombination mit Pflanzen oder Holzlatten auf dem heißen Betonklotz wäre allerdings ratsam. Und immer einen Trinkwasserbrunnen in der Nähe zu haben, ist sicher auch nicht zu verachten.
Wer in Stuttgart - abgesehen von den neuen Sonnenschirmen - nach einem schattigen Plätzchen sucht oder einen kühlen Platz mit seinen Mitbürgern teilen möchte, wird auf einer interaktiven Karte fündig. Dort sind verschiedene Orte eingetragen, die man an heißen Tagen aufsuchen kann - darunter Kirchen, Parks oder Stadtbibliotheken.