Digitalisierter Bahnbetrieb über die Schwäbische Alb

Hundert Tage Neubaustrecke: Wie es lief - und was auf Stuttgart noch zukommt

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Christoph Ulmer
SWR Redakteur Christoph Ulmer

Rund hundert Tage nach Eröffnung der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm freut sich die Bahn: Der Betrieb laufe reibungslos. Doch die weitere Digitalisierung macht Probleme - mit Folgen für Stuttgart.

Genaue Zahlen über das Passagier-Aufkommen habe man derzeit nicht, aber seit Dezember sind mehrere tausend Züge über die Neubaustrecke gefahren, sagt die Bahn. Der Betrieb auf der digitalisierten Strecke zwischen Wendlingen und Ulm laufe "reibungslos". Allerdings hatte es in den ersten Tagen durchaus Startprobleme mit dem ETCS und Zügen gegeben. Auch Lokführer Thomas Meurers, der zwei- bis dreimal die Woche über die Neubaustrecke fährt, bestätigt, dass es mittlerweile rund läuft.

"Es hat alles wunderbar funktioniert, seit Anfang an."

Mit fast 250 Kilometern pro Stunde über die Alb

Die Strecke zwischen Wendlingen und Ulm ist digitalisiert. Das bedeutet beispielsweise, dass es keine Grün-Rot-Signale mehr an der Strecke gibt, Lokführer bekommen ihre Fahranweisungen digital in den Führerstand übermittelt. Kleine Sensoren an den Gleisen machen eine exakte Übertragung des aktuellen Standorts eines Zuges möglich, das ermöglicht eine engere Taktung von Zügen und eine höhere Effizienz. So geht's dann mit fast 250 Kilometern pro Stunde über die Alb.

Geschwindigkeitsanzeige im Zug
Auf der Neubaustrecke erreicht der Zug fast 250 Kilometer pro Stunde.

Gesteuert wird all dies mit dem Zugsicherungssystem ETCS. Das System an sich ist nicht neu, es wird beispielsweise in der Schweiz seit Jahren eingesetzt. Rund vier Milliarden Euro hat die Neubaustrecke insgesamt gekostet. Dennoch bleibt die Digitalisierung der Schienen ein großes Thema, vor allem in der Region Stuttgart.

Stuttgart wird erster digitaler Bahnknoten Deutschlands - Chaos befürchtet

Zuverlässiger, pünktlicher, leistungsstärker soll alles werden. In einem ersten Schritt werden bis 2025 rund 125 Streckenkilometer mit der neuen Leit- und Sicherungstechnik ausgerüstet – bis 2030 folgt dann sukzessive die übrige Region, so die Bahn. Und 500 Fahrzeuge in der Region werden dann auch mit digitaler Technik ausgerüstet.

Hauptbahnhof Stuttgart - Passagiere kommen aus Ulm an
Ankunft am Stuttgarter Hauptbahnhof

Seit einigen Tagen ist jedoch bekannt: Die Bahn schafft es nicht, die für die Digitalisierung der Schienen notwendigen Kabel im laufenden Betrieb zu verlegen. Deswegen werden völlig überraschend ganze Strecken der Region Stuttgart schon in den nächsten Monaten teils wochenlang komplett gesperrt werden. Experten fürchten großes Chaos im Regional- und Nahverkehr der Landeshauptstadt und Auswirkungen auch auf den überregionalen Verkehr. Wie genau und mit welchen Ersatzlösungen die Bahn die wochenlangen Sperrungen überbrücken will und was das für Fahrgäste bedeutet, ist noch völlig unklar.

Startprobleme am Bahnhalt Merklingen

Auch beim neuen Bahnhalt in Merklingen (Alb-Donau-Kreis) hat es einige Startprobleme gegeben. 53 Millionen Euro hat der zusätzliche Halt an der Neubaustrecke gekostet, er wurde zeitgleich mit der Neubaustrecke in Betrieb genommen. Vor allem die Anbindung von Bussen und Bahnen machte anfangs Probleme, und auch bei Fahrkartenautomaten gab es Schwierigkeiten.

Um den Bahnhalt in Merklingen hatten die Menschen auf der Laichinger Alb lange gekämpft. Merklingens Bürgermeister Sven Kneipp (parteilos) ist jedenfalls begeistert, dass der neue Bahnhalt schon von mehr Menschen genutzt werde, als er erwartet hatte.

„Merklingen ist weiterhin ein Dorf. (…) Wir haben auch keine extremen Veränderungen gespürt, außer dass wir jetzt besser und leichter nach Ulm oder Stuttgart kommen können.“

Doch zur Großstadt werde die 2.000-Einwohner-Gemeinde Merklingen wegen der besseren Anbindung an Ulm und Stuttgart nicht. Er erwarte weiterhin eine moderate Entwicklung, so Sven Kneipp, auch bei der Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe.

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