Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2024

Klinikum Stuttgart senkt "monströsen" Energieverbrauch und erhält einen Preis

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Christian Spöcker
Christian Spöcker, SWR

Fast 700.000 Menschen versorgt das Klinikum Stuttgart pro Jahr. Das führt zu schnell rotierenden Strom- und Wasserzählern. Weil die Klinik gegensteuert, wird sie nun ausgezeichnet.

Das Klinikum Stuttgart bekommt den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 und hat dafür an diesem Dienstag Glückwünsche von Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) erhalten. Auch ein blauer Roboter gehört zum Konzept des Klinikums, für das es ausgezeichnet wurde. Er desinfiziert die Krankenhausbetten in einer großen Anlage.

Das führt dazu, dass das Klinikpersonal nun nicht mehr die schweren Matratzen selbst anheben muss, was die Mitarbeitenden körperlich entlastet. Außerdem schont der blaue Roboter die Umwelt und das Klima. Denn sein Wasserverbrauch liegt nach Angaben von Teamleiterin Sabine Weiß bei einem Fünftel der sonst üblichen 40 Liter pro Bett - und der Stromverbrauch bei weniger als der Hälfte.

Klinikum Stuttgart plant, weniger Strom zu verbrauchen

Fast 700.000 Menschen behandelt das Klinikum Stuttgart nach eigenen Angaben jedes Jahr, rund 90.000 davon stationär. "Jedes Krankenhausbett verbraucht soviel Energie wie ein Einfamilienhaushalt", teilt die Klinikleitung mit. Die Krankenhäuser in Deutschland seien für mehr als fünf Prozent der bundesweiten Treibhausemissionen verantwortlich. Klinikums-Vorstand Jan Steffen Jürgensen spricht selbst von einem "monströsen Verbrauch" durch die 2.300 Betten am Klinikum. Das kostet auch entsprechend, was einer der Gründe dafür ist, dass das Klinikum nach Einsparmöglichkeiten sucht. Jürgensen sagt, oft sei das ökologisch Sinnvolle gleichzeitig auch ökonomisch vorteilhaft – etwa im Bereich Abfallvermeidung oder Energieeffizienz.

Das Klinikum Stuttgart versucht, weniger Energie zu verbrauchen.
Sabine Weiß vor der Bettenwaschanlage, in der mit Wasserdampf und zwei Roboterarmen die Betten gereinigt werden

Solaranlage rauf, Stromkosten runter

Für Energieeffizienz ist am Klinikum Melanie Mamella zuständig. "Der Plan ist, jede geeignete Dach- und Fassadenfläche mit PV-Anlagen zu bestücken, um unseren Strombedarf, soweit es geht, darüber zu abzudecken", erklärt die Teamleiterin Energie auf einem Klinikdach. Auf dem Dienstleistungszentrum sei bereits eine Photovoltaik-Anlage installiert. Bis Ende des Jahres soll eine weitere Anlage in Betrieb gehen, diesmal auf dem Versorgungszentrum des Klinikums. Bei Neubauten des Klinikums gehört Photovoltaik außerdem künftig standardmäßig dazu - schließlich ist das seit Anfang 2022 landesweit bei Neubauten ohnehin gesetzlich verpflichtend.

Der Vorstand des Klinikums Stuttgart, Steffen Jürgensen
Klinikums-Vorstand Jan Steffen Jürgensen räumt ein, bei Energieeffizienz habe sein Haus "noch viel Luft nach oben".

Klimaneutralität der Klinik noch "Zukunftsmusik"

Nicht nur Gesetze und hohe Energiekosten sorgen dafür, dass das Klinikum Stuttgart auf mehr Energieeffizienz achtet. Das selbst gesteckte Ziel der Stadt Stuttgart, bis 2035 klimaneutral zu sein, stellt auch das Klinikum als städtische Tochter vor große Herausforderungen. 

"Aufgrund seiner besonderen Aufgabenstellung und einem Rund-um-die-Uhr-Betrieb mit hohen Energiebedarfen ist eine Klimaneutralität des Krankenhauses noch Zukunftsmusik", sagt Stuttgarts Krankenhausbürgermeister Thomas Fuhrmann. Umso wichtiger sei es daher, zumindest "die Nachhaltigkeitspotentiale auszuschöpfen", so Fuhrmann.

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"Wir haben noch viel Luft nach oben und wollen zügig besser werden", sagt Klinikums-Vorstand Jürgensen. Beim ökologischen Bauen sei man schon auf einem guten Weg. "Zuletzt entstanden etwa eine Kita und Mitarbeiterwohnungen als Plusenergie-Gebäude", sagt Jürgensen. Ein wichtiger Ansatz sei auch, klimaschädliche Narkosegase zu reduzieren. Darum kümmert sich Andreas Walter, der ärztliche Direktor für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie.

Wo immer möglich, setzt das Klinikum Stuttgart nach eigenen Angaben auf intravenöse Betäubungsmittel. Doch das sei nicht immer möglich, sagt Walter. Dann bleibe nur, von den zwei in Deutschland erhältlichen Gasen das auszuwählen, das weniger CO2 verursacht. "Das Gas, das wir in diesem Fall verwenden, ist etwa 50 Mal weniger schädlich als ein alternatives Produkt, das in Deutschland vertrieben wird", erklärt Walter.

Das Klinikum Stuttgart versucht, weniger Energie zu verbrauchen.
Andreas Walter, ärztlicher Direktor der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, setzt auf ein Narkosegas, das vergleichsweise wenig klimaschädlich ist.

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