Die jüdische Grundschule in Stuttgart hat einen neuen Namen. Die private Ganztagesschule heißt nun Eduard-Pfeiffer-Schule der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg. Das wurde am Dienstag bei den Feierlichkeiten zum 15-jährigen Jubiläum bekannt gegeben. Eduard Pfeiffer war ein jüdischer Unternehmer und Sozialreformer. Auf ihn geht unter anderem die Sanierung der Stuttgarter Altstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurück.
Bei der Jubiläumsfeier sagte Kultusstaatssekretär Volker Schebesta (CDU), dass es der Landesregierung gerade in diesen Zeiten wichtig sei, die Unterstützung für die Jüdische Grundschule zum Ausdruck zu bringen und damit den Jüdinnen und Juden zu signalisieren, sie seien willkommen und sie seien Teil der hiesigen Gesellschaft.
Ganztagesschule für Juden und Kinder mit anderem Glauben
In der jüdischen Grundschule werden derzeit 65 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Sie steht Kindern aller Konfessionen offen. Das heißt, dort werden nicht nur Jüdinnen und Juden unterrichtet. Neben dem allgemein-gültigen Lehrplan steht jüdischer Religionsunterricht auf dem Programm. Dieser ist Pflicht. Neu-Hebräisch wird als zweite Fremdsprache unterrichtet. Dieses Konzept ist einmalig in Baden-Württemberg.
Die Unterrichtsklassen sind vergleichsweise klein. So werden maximal 15 Schülerinnen und Schüler pro Klasse unterrichtet. Die Mensa ist koscher.
Verbrannte Israel-Flaggen und Schmierereien Attacken auf Israel-Flaggen in Stuttgart gehen weiter
Israelfeindliche Schmierereien, zerstörte Israel-Flaggen - in der Region Stuttgart häufen sich antisemitische Vorfälle. Die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs äußert sich zur Sicherheitslage.
Seit Hamas-Angriffen: Viele jüdische Familien sind verunsichert
Seit den Terrorattacken der Hamas in Israel und dem Krieg im Nahen Osten hat sich das Leben vieler Jüdinnen und Juden auch in Baden-Württemberg verändert: Sie werden angegriffen, fühlen sich nicht mehr sicher und ziehen sich zurück. Auch in der jüdischen Grundschule ist die Stimmung angespannt. Unter den Familien herrsche Verunsicherung, sagte ein Sprecher der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) am Dienstag.
Frühere Schulen für jüdische Kinder in Stuttgart
In den 1930er-Jahren gab es laut IRGW etliche Schule für jüdische Kinder. Im Jahr 1934 wurde dann auch in der Stadt Stuttgart eine jüdische Grundschule eröffnet - und zwar auf dem Gelände der Jüdischen Gemeinde im Hospitalviertel in Stuttgart-Mitte. Spätestens ab November 1938 war jüdischen Schülerinnen und Schülern der Besuch öffentlicher Schulen verboten. Als die Nazi-Diktatur den Unterricht von jüdischen Schülerinnen und Schülern im Jahr 1941 ganz verboten hatte, wurde auch die jüdische Schule in Stuttgart geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt begann flächendeckend die Deportation von Jüdinnen und Juden in die Todeslager der Nazis.
Von 1945 bis 1949 gab es dann - wie auch andernorts im Nachkriegsdeutschland - eine jüdische Schule, die auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitet hat. Knapp 60 Jahre später, im September 2008, fand die Einweihungsfeier der jetzigen jüdischen Grundschule als private Ganztagsschule statt.