Täter weiter auf der Flucht

Tödliche Schüsse in Göppingen: Polizei startet zweite Suche nach Tatwaffe

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Christian Spöcker
Christian Spöcker, SWR
Maxim Flößer
Maxim Flößer arbeitet im SWR Studio Stuttgart.
Janey Schumacher

Nachdem in Göppingen ein Mann auf Menschen in einer Bar geschossen hat, hat die Polizei am Donnerstag wieder nach der Tatwaffe gesucht. Der Täter ist noch flüchtig.

Ermittlerinnen und Ermittler haben in Göppingen noch einmal nach der Tatwaffe gesucht, mit der vergangene Woche ein Unbekannter in einer Bar auf mehrere Menschen geschossen hat. Dabei war ein Mann getötet worden, zwei weitere wurden verletzt. Bei der neuen Suchaktion suchten Fachleute diesmal mit Metalldetektoren den Uferbereich der Fils nach möglichen Beweismitteln ab, wie ein Polizeisprecher dem SWR mitteilte. Konkret handelte es sich um den Bereich der Jahnstraße, die parallel zur Fils verläuft. Dort befindet sich ein Fußgängerweg über dem Fluss.

Suche in Göppingen am Samstag war ergebnislos

Am Samstag hatten bereits Polizeitaucher im Fluss Fils nach der Waffe gesucht. Die Maßnahme sei reine Routine, erklärte ein Polizeisprecher damals. In der Vergangenheit seien Tatwaffen immer wieder in Flüssen entsorgt worden. Am Samstagabend teilte die Polizei dem SWR mit, die Suche sei wegen der Dunkelheit eingestellt worden.

Bei der Tatwaffe soll es sich nach Informationen aus Sicherheitskreisen um eine Maschinenpistole handeln, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Dem SWR gegenüber machte das zuständige Polizeipräsidium Ulm keine Angaben zur mutmaßlichen Tatwaffe. Der Schütze ist laut Polizei weiterhin flüchtig.

Die Polizei richtete für die Ermittlungen die Sonderkommission "Kurz" ein. Man werte die gesicherten Spuren nun mit Hochdruck aus, hieß es von Polizei und Staatsanwaltschaft in den Tagen nach der Tat.

In Göppingen hatte ein noch unbekannter, flüchtiger Täter am ersten Oktober-Mittwoch in einer Raucherkneipe auf mehrere Menschen geschossen. Dabei wurde ein 29 Jahre alter Mann getötet, zwei weitere lebensgefährlich verletzt. Laut Polizei befinden sich die zwei Verletzten nicht mehr in Lebensgefahr.

Staatsanwaltschaft: Neue Details zu Schießerei in Raucherkneipe

In einer gemeinsamen Pressemitteilung mit der Polizei Ulm erklärte die Staatsanwaltschaft am Freitag nach der Tat, die Kriminaltechnik habe umfangreich Spuren gesichert, diese werte man nun aus. Dabei sind laut Mitteilung auch 3D-Tatortvermesser des Landeskriminalamts tätig gewesen. Zudem halfen Spürhunde beim Einsatz.

Die Polizei Ulm wurde dabei zwischenzeitlich vom Göppinger Polizeipräsidium mit dem Namen "Einsatz" unterstützt. Dazu zählen die Sondereinheiten der Polizei Baden-Württemberg wie auch das Spezialeinsatzkommando (SEK).

Bei Schüssen in der Bar "Shorty's" in Göppingen wurden 2 Personen schwer und eine Person tödlich verletzt.
In diesem Lokal in Göppingen fielen am Mittwochabend die tödlichen Schüsse.

Täter weiter flüchtig: Polizei fahndet nach jungem, männlichem Tatverdächtigen

Da der Schütze weiterhin flüchtig ist, fahndet die Polizei weiterhin nach dem mutmaßlichen Täter. Nach Polizeiangaben soll dieser circa zwischen 18 und 24 Jahre alt und zwischen 1,70 und 1,80 Meter groß und schlank sein. Zum Tatzeitpunkt soll er schwarze Kleidung getragen haben, so die Polizei. Der Tatverdächtige sei zu Fuß vom Tatort geflohen.

Beim Polizeieinsatz am Abend der Tat wurde für die Suche auch ein Hubschrauber eingesetzt. Da es bislang keine Hinweise gebe, in welche Richtung der Täter entkommen sein könnte, bittet die Polizei Zeuginnen und Zeugen um Hinweise unter der Telefonnummer 0731 1880. Für die Ermittlungen wurde die Sonderkommission "Kurz" eingerichtet. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft betonen in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung, dass zum aktuellen Zeitpunkt eine Gefahr für die Bevölkerung auszuschließen sei.

Deutsche Polizeigewerkschaft warnt vor Bandenkriminalität

Im Zusammenhang mit den Geschehnissen in Göppingen warnte Ralf Kusterer, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft in Baden-Württemberg (DPolG), vor einer Veränderung der Sicherheitslage. Weiter verwies er auf eine Ausbreitung von "Bandenkriminalität". In einer Stellungnahme, die dem SWR vorliegt, kritisiert Kusterer, dass das Innenministerium Baden-Württembergs diese Gefahr nicht "so drastisch vor Augen habe".

Vorwürfe der Deutschen Polizeigewerkschaft: Innenministerium reagiert

In einer Pressemitteilung reagiert das Innenministerium auf die Vorwürfe. Darin weist ein Sprecher von Innenminister Thomas Strobl (CDU) die Vorwürfe zurück. Der Vergleich der Situation in Baden-Württemberg mit der Bandenkriminalität in Skandinavien sei "völlig unzutreffend". Das Innenministerium verweist darauf, dass es im Zusammenhang mit der Schuss-Serie im Großraum Stuttgart 76 Festnahmen gab. Hinzu kämen mehr als 2.400 Personen- und bis Mitte August 2024 mehr als 1.400 Fahrzeugkontrollen. Zeitweise habe man mehr als 100 Ermittlerinnen und Ermittler eingesetzt. Dies sei eine "deutliche Sprache", so das Innenministerium. Das zeige, dass "der Rechtsstaat in Baden-Württemberg kriminellen Gruppierungen kräftig auf die Füße trete".

Polizei: Zusammenhang zur Schuss-Serie im Raum Stuttgart?

Nach den tödlichen Schüssen wird geprüft, ob die Tat mit den Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Baden im Großraum Stuttgart zusammenhängt. Gegenüber dem SWR teilte eine Sprecherin des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg mit, dass dieser Zusammenhang geprüft werde. Bei der blutigen Fehde der rivalisierenden Gruppen im Großraum Stuttgart wurde seit Sommer 2022 auf Menschen geschossen, auch eine Handgranate explodierte. In den vergangenen Monaten nahm die Zahl der Zwischenfälle aber deutlich ab. Bislang wurden nach früheren Angaben des LKA mehr als 70 mutmaßliche Anhänger verhaftet.

Den beiden Gruppen - die eine wird grob der Region Esslingen, Ludwigsburg und Plochingen zugeordnet, die andere dem Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen und Göppingen - sollen nach früheren Expertenschätzungen mehr als 500 meist junge Menschen angehören. Demnach ist weitgehend unklar, warum sich die Gruppen so blutig bekämpfen. Nach Einschätzung von LKA-Präsident Andreas Stenger handelt es sich nicht um familiäre Clans oder um die klassische Bandenkriminalität.

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