Hell, neue Möbel, viel Platz, Raum für Privatsphäre und eine eigene Küche - Maggie kann ihr Glück kaum fassen, als sie ihre neue Unterkunft in der Wilhelmstraße in Stuttgart-Bad Cannstatt zum ersten Mal sieht. Die gelernte Köchin ist dreifache Mutter, obdachlos und alkoholkrank. Für Frauen wie Maggie gibt es jetzt ein neues Angebot der Caritas.
Die Krankheit habe Spuren hinterlassen, erzählt sie. "Ich bin inzwischen trockene Alkoholikerin, und jetzt geht es mir gut. Aber sobald ich anfange zu trinken, geht es mir nicht gut. Es gibt Rückfälle, die sind ganz schlimm. Und jeder Rückfall wird schlimmer."
Unterkunft mit Hilfe bei gesundheitlichen Nöten
Wohnungslose Frauen wie Maggie, die zusätzlich mit körperlichen und psychischen Problemen kämpfen, sollen in der neuen Unterkunft der Caritas Stuttgart ein geschütztes, vorübergehendes Zuhause finden - mit besonderer Unterstützung: Aufzug, barrierefreie Bäder, und einer Pflegepädagogin. Diese Fachkraft soll den Frauen bei ihren gesundheitlichen Nöten helfen, erklärt Birgit Reddemann, Fachdienstleiterin "Hilfen für Frauen" beim Caritasverband für Stuttgart.
"Sie kann motivieren, Rechte und Möglichkeiten wahrzunehmen. Die Fachkraft kann bei Arztterminen begleiten, wenn Sozialarbeiterinnen nicht die Zeit und die Möglichkeiten dazu haben. Sie kann dabeibleiben dolmetschen und mithören", sagt Reddemann.
Hilfe zur Selbsthilfe
Schätzungen zufolge gibt es etwa 1.000 wohnungslose Frauen in Stuttgart. Mit dem neuen Angebot bekommen betroffene Frauen nicht nur eine Wohnung, sondern auch Zugang zum Gesundheitssystem. Außerdem soll es den Zugang zu anderen Hilfesystemen erleichtern, so Birgit Reddemann. Denn ein Leben in Armut, ohne feste Bleibe, mit Sucht oder Gewalterfahrungen führt häufig dazu, dass sich gesundheitliche Probleme und Krankheiten verstärken und dazu, dass Betroffene frühzeitig altern. Ein Teufelskreis.
Unterstützung im Kampf gegen die Alkoholsucht
Das neue Angebot bedeutet für Maggie viel, denn im Kampf gegen die Sucht ist Hilfe für sie überlebenswichtig. Es erleichtere, wenn man das Herz ausschütten und Klartext reden kann, sagt die trockene Alkoholikerin. Und jemand der erkennt, wenn Maggie kurz vor einem Rückfall steht. "Man merkt das nicht, wenn man an dem Punkt ist, wo man nicht aufhören will, und weiter trinken will. Nur Menschen, die sich auskennen und die merken: Ich glaube, sie braucht Hilfe."
Neue Wohnpension mit 30 Plätzen
Insgesamt 30 Frauen sollen in Ein- und Mehrbettzimmern in der neuen Wohnpension ein geschütztes Zuhause finden - bisher waren die Frauen in einer anderen Unterkunft der Wohnungslosenhilfe untergebracht. Der Umzug ist für kommende Woche geplant.
Maggie ist dankbar für dieses Hilfsangebot der Caritas. Und weiß schon genau, was in ihrem neuen Rückzugsraum nicht fehlen darf: "Blumen - die machen mich glücklich!".