Bei einer chemischen Reaktion in einem Abfallcontainer sind in Kaisersbach (Rems-Murr-Kreis) vergangene Woche 13 Menschen verletzt worden: zwölf Feuerwehrleute und eine Hausbewohnerin - gegen die Frau wird jetzt ermittelt.
Nasser Bauschutt reagierte mit Gift in Metalldose
Nach einem Hochwasserschaden in einem Haus war in dem Container nasser Bauschutt entsorgt worden. Laut Polizei hatte die Bewohnerin dort aber auch eine alte Metalldose mit Calciumphosphid entsorgt - was man früher unter anderem als Mittel gegen Wühlmäuse eingesetzt hat. Die chemische Substanz reagierte mit der Feuchtigkeit des Bauschutts - es entstanden giftige Dämpfe. Anwohnerinnen und Anwohner gingen zuerst von einem Brand aus und löschten mit Wasser, was die chemische Reaktion verstärkte.
Polizei hat Ermittlungen eingeleitet
Die zwölf Mitglieder der Feuerwehr und die Frau mussten wegen Atemwegsreizungen in Krankenhäuser gebracht werden. Um die giftigen Gase einzudämmen, rückte ein Gefahrgutzug an - eine taktische Einheit der Feuerwehr, die spezielle Ausrüstung und Geräte hat. Gegen die Bewohnerin des Hauses hat die Polizei nun Ermittlungen eingeleitet, weil es sich um einen unerlaubten Umgang mit Abfällen und in der Folge um fahrlässige Körperverletzung in mehreren Fällen handeln könnte. Die Ermittlungen werden laut den Beamten wohl einige Wochen dauern.
Chemische Reaktion führt zu giftigem Qualm Rauchender Bauschuttcontainer in Kaisersbach: Alle Verletzten wieder zu Hause
Im Rems-Murr-Kreis hat es am Donnerstag aus einem Container mit Bauschutt geraucht. Weil im Rauch giftige Dämpfe waren, wurden zwölf Feuerwehrleute und eine Anwohnerin verletzt.
Das könnte die Hausbewohnerin erwarten
Danach entscheidet sich, ob die Bewohnerin ein Bußgeld für die unsachgemäße Entsorgung bezahlen muss, oder ob die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren einleitet, nach dessen Ausgang die Frau dann vermutlich eine Geldstrafe erwartet.
Die Bußgelder für die unsachgemäße Entsorgung von Farben und Chemikalien liegen laut Katalog bei 10 bis 25 Euro für einen halben Liter zum Beispiel für Farbreste. Für zwei Liter sind es dann schon bis zu 500 Euro. Da die Bewohnerin den Vorfall nicht vorsätzlich ausgelöst hat, ist es mehr als unwahrscheinlich, dass sie sich an den Kosten des Einsatzes beteiligen muss, so ein Sprecher der Polizei.
Chemische Reaktionen gibt es immer wieder
Laut einer Sprecherin der Abfallwirtschaft Rems-Murr kommt es immer wieder vor, dass im Müll entsorgte Stoffe miteinander reagieren - dann auch mit schwerwiegenden Folgen. "Was von vielen unterschätzt wird, sind zum Beispiel Chlortabletten von Swimmingpools", so die Sprecherin. Wenn diese mit PH-senkenden Mitteln (was auch für Swimmingpools verwendet wird) in Kontakt kämen, entstehe Chlorgas. Bei Kontakt mit Wasser bilde dieses Salzsäure, die schon in geringen Konzentrationen zu heftigen Reizungen der Schleimhäute, Atemwege und Augen führen könne - bei längerem Einatmen sei Salzsäure sogar tödlich.
Die Branche steht vor einem Problem Waiblinger Entsorgungsfirma warnt vor Lithium-Ionen-Akkus im Hausmüll
Immer wieder verursacht Elektroschrott im Hausmüll schwere Brände in Müllwägen und Entsorgungsanlagen. Sie sind explosionsartig und lassen sich nur sehr aufwendig löschen.
Spezielle Sammelstellen für chemische Substanzen nutzen
Chemische Substanzen solle man generell nicht wegwerfen, so die Sprecherin der Abfallwirtschaft weiter. Im Rems-Murr-Kreis könne man diese Stoffe an vier sogenannten "Problemmüllsammelstellen" abgeben, unter anderem in Backnang und in Urbach. Wichtig sei es, die Stoffe für den Transport in eine auslaufsichere Box zu stellen und die Behältnisse zu sichern, sodass sie nicht umfallen. "Auf keinen Fall - um Platz zu sparen - die Chemikalien zusammenschütten!", warnt die Sprecherin. Zusätzlich zu den Sammelstellen fahre aber auch dreimal im Jahr das Umweltmobil durch alle Städte und Gemeinden im Kreis.