Günstiger als in Deutschland

Von Filderstadt nach Chengdu: Soner Kiraz verkauft Döner in China

Stand
Autor/in
Lukas Föhr
Onlinefassung
Christian Spöcker
Christian Spöcker, SWR

Burger und Fritten gibt es in China schon genug, dachte sich ein junger Filderstädter - und gründete einen Döner-Imbiss. Die Arbeit lehrte ihn, fernöstlich-gelassener zu werden.

Es könnte irgendein Imbiss eines Abenteuerlustigen sein, der mitten in China einen Döner-Imbiss gründete. Doch das Schild "Filderstadt-Sielmingen" in der chinesischen Großstadt Chengdu deutet auf schwäbische Wurzeln hin. Seit 2019 betreibt Soner Kiraz aus der Stadt im Kreis Esslingen dort seinen Döner-Imbiss "Happa Happa".

"So ein Döner wär schon was Geiles"

Die Idee hatte der heute 36-Jährige, als er bei einem Freund in Chengdu zu Besuch war. Die Stadt hatte 2019 mehr als 16 Millionen Einwohner, also ungefähr 355 Mal so viele wie Kiraz Heimatstadt Filderstadt. Die beiden gingen oft feiern, erzählt er, und nachts habe es in Chengdu nur wenig "westliche Küche" zur Auswahl gegeben. "Und nach dem x-ten Mal McDonalds hat man sich dann irgendwann betrunken gedacht: `Hey, so ein Döner wär schon was Geiles`."

"Und nach dem x-ten Mal McDonalds hat man sich dann irgendwann betrunken gedacht: `Hey, so ein Döner wär schon was Geiles`."

Döner-Import aus Deutschland klappte nicht

Zurück in Filderstadt ließ ihn die Idee eines Döner-Imbiss nicht los. Nach dem Studium fand Kiraz zunächst keinen Job, also flog er mit seinem Ersparten zurück nach China, erzählt er heute. Die Suche nach einem Ladenlokal für seine Döner-Idee dauerte und es gab weitere Hindernisse: "Am Anfang war die Idee, dass wir die Spieße direkt aus Deutschland beziehen, was dann nicht ging", berichtet der Filderstädter. Daher habe er die Zubereitung selbst gelernt: "Also musste ich es lernen, selber zu stecken. Es ist jetzt sozusagen keine Ingenieursarbeit, das kriegt man schon in ein paar Monaten hin."

"Also musste ich es lernen, selber zu stecken. Es ist jetzt sozusagen keine Ingenieursarbeit, das kriegt man schon in ein paar Monaten hin."

Hinzu kam, dass Corona den Start erschwerte und Kiraz seinen Laden mehrfach schließen musste. Doch inzwischen ist das Restaurant bekannt – vor allem bei Ausländern, die in der Stadt arbeiten, aber auch immer mehr bei Chinesen. Umgerechnet etwas mehr als fünf Euro kostet der Döner und damit weniger als der Durchschnittspreis in Deutschland.

Schwäbisches Do-it-yourself weicht chinesischer Gelassenheit

Das Brot backt Kiraz selbst, doch vieles übernehmen inzwischen seine rund zehn chinesischen Mitarbeiter – auch, weil der Schwabe gelernt hat, mit der fernöstlichen Mentalität auszukommen. "In Deutschland wollte ich sehr, sehr oft Probleme gleich lösen und hier hab ich dann gelernt: `Ok, es tritt ein Problem auf. Im Moment bin ich emotional geladen, ich lass es mal bisschen runterkommen und dann geh ich die Sache an`."

"In Deutschland wollte ich sehr, sehr oft Probleme gleich lösen und hier hab ich dann gelernt: `Ok, es tritt ein Problem auf. Im Moment bin ich emotional geladen, ich lass es mal bisschen runterkommen und dann geh ich die Sache an`."

Doch manchmal sehnt sich Kiraz zurück. Neben Familie und Freunden fehlt im in der zugebauten chinesischen Riesenmetropople die Natur der Fildern. Als Erinnerung an die alte Heimat dient ihm das Schild "Filderstadt-Sielmingen" in seinem Döner-Imbiss in Chengdu.

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