CSD Stuttgart: Queerfeindlichkeit nimmt zu

"Ich weiß nur noch, wie ich auf dem Boden liege"

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Autor/in
Aita Koha
Aita Koha

Gewalt gegen queere Menschen nimmt zu. Unter dem Motto "Nicht mit uns!" legt der CSD Stuttgart in diesem Jahr den Fokus darauf. Für einen Teilnehmer endete der CSD-Besuch 2022 im Krankenhaus.

"Nicht mit uns! Gemeinsam sicher und stark" ist das Motto des diesjährigen Christopher Street Days (CSD) in Stuttgart, der "Stuttgart Pride", bei der wieder tausende Menschen aus der LSBTTIQ-Community demonstrieren und feiern werden. Veranstaltungen zum CSD laufen schon seit drei Wochen. Wenn an diesem Samstag mit Demonstration und Kundgebung der Höhepunkt naht und rund eine halbe Million Menschen erwartet werden, will auch Paul (Name geändert) wieder dabei sein.

Nach CSD in Stuttgart: Angepöbelt, verfolgt und zusammengeschlagen

Selbstverständlich ist das nicht. Denn Paul hat im letzten Jahr nach der CSD-Parade auf dem Heimweg Hass und Gewalt erfahren. Er war zusammen mit seinem besten Freund auf dem Rückweg vom CSD, als die beiden von einem Mann und einer Frau - wie sich im Nachhinein herausstellte, war es ein Ehepaar - angepöbelt und verfolgt wurden.

Das Ehepaar stieg mit den jungen Männern in den Bus ein, verfolgte die beiden und schlug sie zusammen, als Paul und sein Kumpel aus dem Bus ausgestiegen waren. "Sie hat mich an den Haaren gezogen, er ist dann auf mich zugekommen, die entsprechenden Sekunden fehlen mir dann. Ich weiß nur noch, wie ich auf dem Boden liege, beide Täter brüllend über mir, ich Schmerzen habe und am ganzen Körper zittere", schildert Paul sein Erlebnis.

Täter ermittelt und verurteilt

Zwei Leute hätten geholfen, der Rest im voll besetzen Bus habe nicht reagiert, erzählt er weiter. Paul und sein bester Freund haben Anzeige erstattet. Die Täter konnte die Polizei ermitteln. Sie kamen im Frühjahr vor Gericht und wurden zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Paul: körperliche Wunden verheilt, seelische nicht

Als "Scheiß Schwuchtel" beschimpft und mit dem Satz "Man wisse, wo er wohnt" bedroht zu werden, hängt Paul immer noch nach. Manchmal hat er immer noch Angst, auf die Straße zu gehen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Eine Therapie hilft ihm, das Geschehene zu verarbeiten. Nichtsdestotrotz, Paul geht auch dieses Jahr auf den CSD nach Stuttgart. "Ich werde aufstehen und laut sein!", sagt er. "Ich werde mich nicht kleinkriegen lassen."

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CSD-Team hält direkten Kontakt zu Polizei und DRK

Die IG CSD Stuttgart will nach eigenen Angaben möglichst gut vorbereitet sein. Dafür wird das ehrenamtliche Team bis ins Detail geschult. Ausgestattet mit T-Shirts auf denen "Team" steht, werden sich die Helferinnen und Helfer, wie auch während der vergangenen Jahre, unters Volk mischen. Sollte jemand angepöbelt oder angegriffen werden, wollen sie zur Stelle sein. Die Helferinnen und Helfer stehen in direktem Kontakt mit der Polizei und dem Deutschen Roten Kreuz, wenn schnell Hilfe benötigt werden sollte, erklärt Detlef Raasch vom Vorstandsteam. Die Stimmung sei zwar gut vor der Parade, aber doch auch verängstigt, sagt er.

"Die Stimmung ist gut, aber doch verängstigt."

Aufgrund der letzten Jahre, in denen bei und vor allem nach vielen CSD-Demonstrationen in Baden-Württemberg und bundesweit die Angriffe zugenommen haben, sei es eine schwierige Situation, aber die Community lasse sich nicht unterkriegen.

Auch Raasch hat selbst schon Gewalt erfahren. Er wird seit anderthalb Jahren bedroht und hatte auch schon körperliche Auseinandersetzungen, sagt er. Doch er möchte dem Ganzen nicht so viel Raum geben. Er lasse sich von solchen Menschen nicht einschüchtern und mache weiter, so wie Paul. Paul wird in diesem Jahr darüber auf der Kundgebung nach der Demonstration sprechen. Es ist ihm wichtig zu schildern, was ihm im vergangenen Jahr passiert ist und was es mit ihm gemacht hat. Denn: "Ich habe Angst, dass wieder etwas passiert, keine Frage, und gleichzeitig bin ich ermutigt und bestärkt in meinem Kampf."

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