Tanja Behnke wurde zur Busfahrerin des Jahres 2024 im Rems-Murr-Kreis gewählt

Über die Landstraßen im Rems-Murr-Kreis

"Grüßen muss sein": Tanja Behnke ist Busfahrerin des Jahres 2024

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Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer

Sie mag das Ländliche lieber als die Großstadt und mag den Kontakt zu den Fahrgästen. Seit 16 Jahren ist Tanja Behnke Busfahrerin, aber als Frau in dem Beruf immer noch in der Minderheit.

Seit 2008 lenkt Tanja Behnke Linienbusse durch den Rems-Murr-Kreis. Sie liebt den Kontakt zu den Fahrgästen, genießt das Fahren über die Landstraßen und durch die Ortschaften - einen anderen Beruf kann sie sich nicht mehr vorstellen. Jetzt ist sie von den Fahrgästen im Rems-Murr-Kreis zur Busfahrerin des Jahres gewählt worden. Am Donnerstagmorgen wurde ihr die Auszeichnung vom Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) überreicht. Für Tanja Behnke auch ein Preis, der zeigen soll, wie toll der Beruf für Frauen ist.

Mehr als nur Bus fahren

Eine Busfahrerin oder ein Busfahrer fährt nicht nur Bus - das wird schnell klar, wenn man Tanja Behnke bei einem Dienst begleitet. An diesem Morgen hat sie in der ersten Stunde die sogenannte Aufsicht. Ab 4 Uhr macht sie die Tore vom Busdepot auf, überprüft, ob es neue Baustellen und Umleitungen gibt, informiert die Kollegen darüber und reagiert, falls ein Kollege oder eine Kollegin zum Dienst nicht erscheint. Dann geht sie selbst zu dem Fahrzeug, das für den restlichen Tag ihr Arbeitsplatz sein wird.

"Am Anfang gehe ich einmal um den Bus herum, kontrolliere die Reifen, schaue nach dem Ölstand, ob die drei Keilriemen richtig sitzen." Sie öffnet die Motorraumklappe hinten am Bus. Die Handgriffe sitzen. Dann steigt sie in den Bus und stellt die Zielanzeigen, das sogenannte Fahrgastinformationssystem ein. "🙂 Guten Morgen!" erscheint auf dem Bus. "Andere machen Betriebsfahrt rein, aber die Leute, die das dann sehen, die finden das ganz nett und fühlen sich angesprochen." Dann geht es los. Um 5:15 Uhr fährt sie den Bus vom Betriebshof Richtung Schwaikheim zum Linienbeginn. "Ausrücken" heißt das in der Bussprache.

Der erste Eindruck zählt - auch beim Busfahren.
Der erste Eindruck zählt - auch beim Busfahren. Bis Tanja Behnke zur Starthaltestelle fährt, wünscht ihr Bus den Menschen einen "Guten Morgen!".

Tanja Behnke: "In der Großstadt will ich nicht fahren."

Es geht zum Bahnhof Schwaikheim, um dann auf der Linie 339 zwischen Winnenden Rems-Murr-Kliniken und dem Seeplatz in Korb zu fahren. Es geht über die Landstraßen. Tanja Behnke weiß genau, warum sie hier ihren Beruf ausübt. "Ich würde nie in der Großstadt fahren. Das Ländliche ist viel angenehmer. Nicht alle 500 Meter eine Haltestelle, nicht die ganze Zeit Ampeln. Die Leute sind entspannter." Heute geht ihre Schicht nur bis 8:30 Uhr. An anderen Tagen hat sie 10-Stunden-Schichten. "Das wechselt sich immer ab und gleicht sich ganz gut aus", sagt sie. So lenkt sie auch heute, wie schon seit 16 Jahren, den Bus gewieft durch die Kreisverkehre, über die Straßen und durch Ortschaften.

Busfahrerin des Jahres: "Beim Bus entlädt sich die Ladung von selbst"

"Ich bin früher viele Sachen gefahren", erzählt sie. Sie hätte Zeitungen ausgefahren, habe für Apotheken gearbeitet, sei dann vor allem Stahl-Lastwagen gefahren. Bis ihr Bekannte gesagt hätten: "Mensch, mach doch den Busschein. Weil wenn du älter wirst, grabbelst du da nicht mehr hoch und lädst den Stahl aus. Im Bus steigt das Material von alleine aus." Gesagt, getan. Seit 2008 ist sie beim Busunternehmen Dannenmann in Weinstadt und fährt in dessen Diensten und Schichten bis nach Welzheim.

Frauen dürfen erst seit 1971 Bus fahren

Und Tanja Behnke will auch nicht mehr tauschen. Nur mehr Frauen dürften es im Betrieb noch sein. "Ich bin eine von sechs Busfahrerinnen bei insgesamt 50 Busfahrern", sagt sie. "Dabei ist das ein toller Beruf. Ich habe hier meinen Sitzplatz, habe Klimaanlage, habe meine Ruhe. Der Beruf ist längst nicht mehr so anstrengend wie früher. Wir müssen nicht mehr selbst schalten, es gibt Servolenkung. Und es macht einfach Spaß, so große Fahrzeuge zu bewegen."

Tanja Behnke hält am Seeplatz in Korb.
Endhaltestelle in Korb. Doch Pause gibt es nur wenige Minuten, dann lenkt Tanja Behnke den Bus zurück auf die Landstraßen Richtung Winnenden.

Das sei vor einigen Jahren anders gewesen. "Früher durften Frauen noch keinen Busführerschein machen. Mit Ausnahme, wenn die Familie ein Busunternehmen hatte." Tatsächlich war Frauen das Busfahren bis 1971 in Deutschland untersagt. Erst mit der angepassten Frauen-Arbeits-Verordnung von 1971 änderte sich das. "Deswegen sagen viele ältere Damen oft zu mir, dass sie das toll finden, dass ich den Beruf mache."

Früher, wenn mit der Betreuung meiner Kinder was nicht geklappt hat, konnte ich die einfach mitnehmen. Die haben sich in den Bus gesetzt und sind mitgefahren.

Fahrgäste wählen Tanja Behnke zur Busfahrerin des Jahres

Doch was macht einen guten Busfahrer oder - wie bei Tanja Behnke - eine gute Busfahrerin aus. "Das sie freundlich und höflich ist. Kann aber auch verstehen, wenn es manchmal nicht so ist, weil es schwierige Fahrgäste gibt", erklärt ein Fahrgast. Ein anderer sagt: "Auf jeden Fall ruhig fahren ist wichtig, nicht die Kurven extrem nehmen." Tanja Behnke scheint das alles zu erfüllen. Denn beim Wettbewerb "Busfahrer des Jahres" hat sie für den Rems-Murr-Kreis den Titel geholt. Beim Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart konnten die Fahrgäste online abstimmen, Tanja Behnke hat die meisten Stimmen geholt.

Ich fahre die Strecke oft und sie fährt sehr ruhig und gleichmäßig.

"Verdient", sagt ihr Kollege Rolf Stephan. Er ist technischer Leiter und Fahrer beim Busunternehmen Dannenmann in Weinstadt. "Tanja kennt sich aus, sie bleibt ruhig auch in brenzligen Situationen. Auch mit den Fahrgästen. Eine wunderbare Kollegin. Und das schon lange."

Warum man die Busfahrer grüßen sollte

"Guten Morgen", sagt Tanja Behnke zu jeder Person, die einsteigt. Und eigentlich erwartet sie, dass sie zurückgegrüßt wird. "Wenn man mich ignoriert, dann ignoriert man jemanden, dem man seine Gesundheit und sein Leben in die Hand gibt." Das habe was mit Anerkennung zu tun. Und umgekehrt möchte sie beim Grüßen auch was zurückgeben: "Derjenige, der vielleicht mit schlechter Laune kommt und ich ihn dann einfach freundlich begrüße, bekommt dann einfach bessere Laune. Das passiert dann wirklich auch." An diesem Morgen grüßen die meisten Fahrgäste auch zurück.

Dennoch nimmt Tanja Behnke auch wahr, dass der Umgang mit Fahrgästen schwieriger geworden ist. Beleidigungen und Anfeindungen nehmen auch gegenüber ihr zu. "Ein Kollege ist auch schon angegriffen worden, das ist mir zum Glück noch nicht passiert." Aber einmal habe sie einen Fahrgast, der von weitem angerannt kam, nicht mehr mitgenommen, weil sie schon Verspätung hatte. "Der ist dann mit einem anderen Bus hinterher, hat mich später abgepasst und mich böse beleidigt mit schlimmen Schimpfworten."

Das hat was mit Respekt und Anerkennung zu tun.

Man müsse dann Ruhe bewahren, diplomatisch reagieren und freundlich bleiben. "Oft merkt man den Menschen an, wie sie drauf sind, wenn sie rein kommen. Menschenkenntnis hilft." Ob sie solche Erlebnisse nachdenklich stimmen? "Natürlich regt man sich kurz auf. Aber dann sag ich mir: Das ist mir egal. Ich muss die ja nicht mit nach Hause nehmen."

Um 9:30 Uhr hat sie Feierabend. Sie stellt den Bus wieder im Depot ab. Am nächsten Tag hat sie eine Schicht von 4 bis 14 Uhr. Länger zwar als an diesem Tag, dafür mit mehr Pausen.

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