Werner Wölfle (links) und Martin Schairer (rechts)

Personalnot bei Behörden

Engpässe in Stuttgarter Ämtern: Bürgermeister in Rente springen ein

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Anträge, die lange nicht bearbeitet werden, lange Schlangen vor den Bürgerbüros. Den Ämtern in Stuttgart fehlt das Personal. Jetzt helfen zwei frühere Bürgermeister beim Ausländeramt aus.

Werner Wölfle (69 Jahre), früherer Verwaltungs- und Krankenhausbürgermeister, und Martin Schairer (70 Jahre), ehemaliger Ordnungs- und Sportbürgermeister, sind eigentlich in Rente. Jetzt sitzen die beiden im sogenannten WelcomeCenter des Ausländeramts in der Stuttgarter Innenstadt, nehmen Telefonate an, beantworten Anfragen. Sie versuchen damit ihrer alten Gemeinde in Zeiten der Personalnot auszuhelfen.

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Die Bürgerpflicht, seiner Gemeinde zu helfen

"Ausländerbehörde, Servicetelefon. Guten Tag". Mit diesem Satz melden sich die beiden ehemaligen Bürgermeister, wenn das Telefon klingelt. Seit Oktober haben sie ein Büro, in dem sie Anrufe beim Servicetelefon annehmen können. Das stand zwischenzeitig sogar still - es war schlicht kein Personal da, um sich um die Anruferinnen und Anrufer zu kümmern. Die Motivation dahinter ist für Martin Schairer klar: "Weil man als früherer Beamter dieser Stadt und sogar als Bürgermeister natürlich auch ein bisschen mitleidet, wenn diese städtischen Stellen einen schlechten Ruf bekommen."

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"Wenn man dann helfen kann, diesen Eindruck zu verbessern, dann empfinde ich das als meine Bürgerpflicht", erklärt Werner Wölfle. Jetzt kommen er und Martin Schairer zweimal in der Woche für jeweils etwa vier Stunden und versuchen am Telefon die Kollegen zu entlasten. An manchen Tagen nehmen sie bis zu 50 Anrufe entgegen. Dabei geht es zum Beispiel um Fragen, wie man ein Visum verlängern kann.

Werner Wölfle (links) und Martin Schairer (rechts), ehemalige Bürgermeister in Stuttgart
Manchmal müssen Werner Wölfle (links) und Martin Schairer (rechts) selbst erst recherchieren, um ihren Anrufern weiterhelfen zu können.

"Wir wollen nicht, dass unsere Behörden in einem schlechten Licht dastehen. Da hilft man lieber, anstatt zu maulen."

Über 30 Prozent der Stellen sind nicht besetzt

Dorothea Koller leitet das Amt für öffentliche Ordnung in Stuttgart. Dazu gehört auch die Ausländerbehörde. Koller hat täglich mit den Personalproblemen zu kämpfen. Über 30 Prozent der Stellen seien zurzeit nicht besetzt. Das führe dazu, dass man in den Behörden priorisieren müsse, erklärt Koller: "Das heißt: Wir erledigen natürlich nach wie vor im Alltag das reguläre Geschäft. Es werden Anträge bearbeitet." Aber Bereiche wie Auskunft und Beratung würden eben immer wieder brach liegen.

Auch andere Gemeinden haben Personalnot

Stuttgart steht mit seinen Schwierigkeiten nicht alleine da. Auch Backnang (Rems-Murr-Kreis) kämpft um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dafür wurde beim Backnanger Straßenfest 2022 extra eine Mitarbeiter-Werbe-Aktion veranstaltet. Neue Mitarbeiter konnten laut Stadt nicht geworben werden, was vermutlich am schlechten Wetter gelegen habe. Anders war es bei einer sogenannten Nacht der Ausbildung, dort habe man Praktikanten und neue Azubis gewinnen können.

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