Die Warenhauskette Breuninger lässt derzeit offen, ob tatsächlich ein Verkauf des Unternehmens oder von Teilen davon geplant ist. Auf die Nachfrage des SWR, ob ein entsprechender Bericht des Magazins "Wirtschaftswoche" zutreffend ist, reagierte Breuninger ausweichend. Man wolle "keine Angaben machen, da Breuninger generell keine Marktgerüchte kommentiert", so ein Sprecher.
ver.di: "Breuninger geht es besser als anderen"
Die Gewerkschaft ver.di zeigte sich zuversichtlich, was die Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeht. "Ich mache mir um die Arbeitsplatzsicherheit weniger Sorgen. Breuninger steht deutlich besser da als andere Textilhändler", sagte der Landesfachbereichsleiter Handel, Wolfgang Krüger, in Stuttgart. Manche Beschäftigte seien aber in Sorge.
Interessenten: Luxus-Kaufhausketten aus Frankreich und Thailand sowie Amazon
Wie die "Wirtschaftswoche" berichtet, soll schon im Juni der Verkaufsprozess für die Kaufhauskette gestartet worden sein. Dem Bericht zufolge bieten die Eigentümerfamilien sowohl das Handelsgeschäft als auch die Immobilien des Unternehmens an.
Laut einer Aufstellung der Investmentbank Macquarie gibt es bereits 31 Interessenten. Darunter Finanzinvestoren aber auch Handelsunternehmen wie die spanische Warenhauskette El Corte Inglés oder die französische Kette Galeries Lafayette. Außerdem ist laut "Wirtschaftswoche" auch die thailändische Central Group im Rennen, die erst kürzlich unter anderem das Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin erworben hat.
Einige Interessenten sind dem Bericht zufolge nur am Warenhausbetrieb interessiert, andere nur an den Breuninger-Immobilien. Eine dritte Gruppe umfasst Unternehmen, die sich vorstellen können, beides zu übernehmen. Unter den Interessenten soll auch der Onlineversandhändler Amazon sein, der es möglicherweise auf das gut gehende Onlinegeschäft von Breuninger abgesehen haben könnte - 50 Prozent seines Umsatzes generiert das Unternehmen mittlerweile dort.
Die andere Hälfte stammt zumeist aus den aktuell sechs Warenhäusern in Baden-Württemberg: Stuttgart, Ludwigsburg, Sindelfingen, Reutlingen, Karlsruhe und Freiburg sowie den restlichen auf Deutschland und Luxemburg verteilten sieben Standorten. Laut der "Wirtschaftswoche" sollen erste konkrete Angebote für die Warenhauskette und ihre Immobilien Ende Oktober vorliegen.
Handelsverband: "Breuninger ist ein Leuchtturm"
Der Handelsverband Baden-Württemberg ist von der Entwicklung überrascht. Der Präsident des Verbands Hermann Hutter, sagte, Breuninger sei ein Leuchtturm. Im Falle eines Verkaufs hoffe er, dass die Warenhauskette von einem Investor übernommen werde, der die Läden mit übernehme. Sie seien wichtig für die Innenstädte. Die Verbands-Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann äußerte sich im SWR zuversichtlich in Bezug auf eine mögliche Übernahme der Kaufhauskette: "Wir gehen davon aus, dass das Unternehmen übernommen wird."
"Bin nicht eingebunden" Möglicher Breuninger-Verkauf: Urenkelin des Unternehmensgründers ist überrascht von Plänen
Nach Medieninformationen soll das Unternehmen Breuninger verkauft werden. Nun hat sich dazu Helga Breuninger geäußert. Sie ist überrascht und war nicht eingebunden.
OB Nopper: Stuttgart tut alles dafür, dass Breuninger am Stammsitz bleibt
In Stuttgart will man sich besonders dafür einsetzen, dass das Kaufhaus am Marktplatz erhalten bleibt. Frank Nopper (CDU) erklärte, Breuninger sei ein ganz wichtiges Herzstück des Stuttgarter Einzelhandels. Auf SWR Anfrage sagte der Stuttgarter Oberbürgermeister am Donnerstag: "Deswegen werden wir im Rahmen unserer Möglichkeiten alles dafür tun, dass Breuninger an seinem Stammsitz in der Stuttgarter Innenstadt bleibt und sich hier sogar weiterentwickelt." Die Stadt habe mit Breuninger noch "Großes vor". Damit verweist Nopper auf das, was auf dem Areal des abgerissenen Breuninger-Parkhauses entstehen soll. Geplant ist dort ein "Mobility Hub", der laut Breuninger mehr sein soll als ein reiner Parkplatz. Es sollen Dienstleistungen wie Car-Sharing angeboten werden. Auf der Fläche soll zudem ein Haus für Film und Medien entstehen.
Kunden: "Breuninger gehört zu Stuttgart"
Auf dem Marktplatz vor dem Breuninger Kaufhaus hört man besorgte Stimmen. "Breuninger gehört zu Stuttgart, ich hoffe, das wird jetzt nicht zerschlagen", sagte eine Kundin dem SWR. Es gibt aber auch Menschen, die dort nie eingekauft haben. So sagte ein Mann, ihm sei die Zukunft egal, er habe das Angebot dort als zu teuer empfunden. Manche Stuttgarter setzen darauf, dass man von einem Eigentümerwechsel nichts spüren wird, zumindest, was das Sortiment angeht. Und: "Wir hoffen, es bleibt in deutscher Hand und wird keine ausländische Kette", sagten zwei Freundinnen dem SWR.
Das gehört zur Warenhausgruppe Breuninger
Breuninger betreibt in Deutschland zwölf Warenhäuser sowie eins in Luxemburg. Außerdem verfügt die Gruppe über vermietete Handelsflächen sowie Wohnungen - zum Beispiel das Stammhaus im Zentrum von Stuttgart und daran angrenzend das Dorotheenviertel. Dieses hat Breuninger gebaut und Geschäfte an viele Luxusmarken vermietet. Auch in München soll Breuninger Immobilien und Grundstücke in bester Innenstadtlage besitzen.
Schließung in Reutlingen - steigende Umsätze
Im Frühjahr wurde bekannt, dass Breuninger seinen Standort in Reutlingen zum Jahresende schließt. Grund dafür sei, dass die Besucherzahlen stetig abnähmen und das Reutlinger Haus deshalb Umsatzrückgänge verzeichne, teilte das Unternehmen damals mit. Nach mehr als 25 Jahren gibt das Unternehmen deshalb den Standort auf. Insgesamt aber entwickelte sich die Handelskette im vergangenen Jahr laut "Handelsblatt" besser als der Markt. Das Familienunternehmen setzte 2023 insgesamt etwa 1,5 Milliarden Euro um, sieben Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Handelskette wird laut Bericht auf einen Wert von rund zwei Milliarden Euro geschätzt.
Verkaufswert wohl zwei Milliarden Euro
Breuninger gibt es seit mehr als 140 Jahren: 1881 eröffnete Eduard Breuninger ein erstes Geschäft in der Stuttgarter Münzstraße, 1908 folgte ein zweites. Die Gruppe beschäftigt 6.500 Mitarbeitende.
Für viele Menschen in Baden-Württemberg ist der Name ein bekannter Begriff und mit Erinnerungen oder Emotionen verbunden - das zeigen auch die Kommentare von SWR Aktuell-Nutzerinnen und Nutzern auf Facebook: "Schade, in Freiburg war ich bisher öfter mal dort, gute Qualität und gute Beratung. Traurig was aus unseren Innenstädten wird", heißt es dort zum Beispiel oder "Wird Karlsruhe auch weh tun". Wie es aber um die Zukunft der Handelskette steht und ob es überhaupt zu einem Verkauf kommt, ist derzeit nicht bekannt.
Neben positiven Erfahrungen wird bei Facebook auch Kritik laut: "Breuninger hat sich in den vielen Jahren sehr zum Nachteil verändert", so eine SWR Aktuell Nutzerin. "Seit Juni läuft das schon! Und die Belegschaft erfährt es aus der Presse! Das ist ein ganz schlechter Stil", bemängelt eine andere Nutzerin.