Wegen seines Blindenhundes wurde Martin Park aus Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) aus einem Stuttgarter Fitnessstudio geworfen. Mittlerweile hat er ein tierfreundliches Fitnessstudio gefunden, in dem sein Assistenzhund Brio willkommen ist. Aber immer wieder werde er an öffentlichen Einrichtungen nicht eingelassen. Dabei dürfte ihm laut Antidiskriminierungsgesetz der Zugang mit einem Blindenhund nicht verwehrt werden.
Stuttgarter Fitnessstudio-Betreiber will Mann mit Blindenhund nicht
Im Stuttgarter Westen wohnt die Freundin von Martin Park. Hier wollte er in einem Fitnessstudio gern regelmäßig in Begleitung seines Blindenhundes trainieren. Vom Betreiber wurde er aber fortgeschickt.
Die Argumente: "Er hat gesagt, dass er mich wegen des Hundes hier nicht haben möchte und er sich darüber hinaus auch nicht vorstellen kann, dass jemand, der nicht sieht, überhaupt hier ein Training anfangen könnte", erzählt Martin Park. Das mache ihn wütend und er ist enttäuscht. Er wolle einfach nur teilnehmen.
Der Rauswurf aus dem Fitnessstudio sei kein Einzelfall, erzählt Park, der seit seiner Kindheit blind ist. Immer wieder erlebe er diskriminierende Situationen wie diese, beispielsweise in bestimmten Lebensmittelgeschäften, Schwimmbädern oder in manchen Arztpraxen. Immer wieder kommt es vor, dass Menschen mit einem Assistenzhund der Zutritt verweigert wird, obwohl sie als medizinisches Hilfsmittel gelten.
Antidiskriminierungsstelle BW empfiehlt zu klagen
Welche Möglichkeiten haben Menschen mit Behinderung bei so einer Diskriminierung? Laut der Antidiskriminierungsstelle des Landes Baden-Württemberg sei gesetzlich geregelt, dass in einem solchen Diskriminierungsfall die beiden Parteien das untereinander klären. Erst einmal sollten Betroffene wie Martin Park das Gespräch mit dem Gegenüber suchen, sagt Referatsleiter Dr. Silva Eppinger auf Nachfrage des SWR.
Im zweiten Schritt könne dann geklagt werden. Hier müsse die Einzelperson selbst gerichtlich dagegen vorgehen, erklärt Eppinger. "Da ist es bewusst nicht so geregelt, dass es eine staatliche Stelle gäbe, die dann entscheidet."
Martin Park müsste also auf eigene Kosten hin gegen den Fitnessstudio-Betreiber klagen. Oder gegen andere Einzel-Institutionen, die ihm den Eintritt mit seinem Blindenhund verwehren. Das betroffene Stuttgarter Fitnessstudio äußerte sich dem SWR gegenüber nicht.
Diskussionen wegen Blindenhund sind schwierig
Mit solchen Leuten ins Gespräch zu kommen ist nicht einfach, berichtet der 43-jährige Park. "Das Problem ist, dass ich die Leute gar nicht über die Argumente erreiche, wenn sie das nicht wollen. Das nervt." Diese Leute könnten ihn ausschließen und er müsste sein gleiches Recht zum Eintritt dann erst mit einer Klage erstreiten.
Dafür wolle Park nicht sein Geld und seine Zeit aufwenden, er wünsche sich einfach mehr Akzeptanz für seinen Blindenhund. Dieser sei doch ein Hilfsmittel, ähnlich wie ein Rollstuhl, den er brauche, um sich unabhängiger im öffentlichen Raum bewegen zu können. Man werde sonst nur auf den einen Aspekt der Behinderung reduziert und nicht mehr als Mensch gesehen.
Blind und trainiert trotzdem im Fitnessstudio
Park ist seit einer Krebserkrankung als Kind sehbehindert. Sein Blindenhund hilft ihm im Alltag. Er ist Gymnasiallehrer, trainiert für einen Marathon, hat zwei Kinder und versorgt auch seinen Haushalt ganz in Eigenregie. Zuhause in Kirchheim unter Teck haben Park und sein Blindenhund Brio auch gar kein Problem mit dem Training im Fitnessstudio. Dort ist der Assistenzhund von Anfang an gern gesehenes Mitglied und gilt inzwischen als Studiomaskottchen. Der Beweis dafür, dass es doch geht, so der Gymnasiallehrer.