Hunderte Ärztinnen und Ärzte der vier Universitätskliniken Heidelberg, Freiburg, Tübingen und Ulm haben am Montag ihre Arbeit zeitweise niedergelegt und in Stuttgart für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen demonstriert.
An einem Protestzug mit anschließender Kundgebung auf dem Schlossplatz nahmen mehr als 1.000 Menschen teil. Vor dem Finanzministerium stellten die Streikenden ein symbolisches Krankenbett ab, zudem hätten die Ärztinnen und Ärzte eine "Finanz-Infusion" für die Kliniken gefordert.
Patienten müssen mit Wartezeiten und OP-Verschiebungen rechnen
Zu dem Warnstreik hatte die Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund aufgerufen. Grund seien vier ergebnislose Verhandlungsrunden mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder. Zuletzt hatten die Ärztinnen und Ärzte am 30. Januar 2024 gestreikt.
Wegen des Warnstreiks müssen Patientinnen und Patienten auch in den nächsten Tagen vermutlich noch längere Wartezeiten und die Verschiebung nicht dringender Operationen in Kauf nehmen. Die Notfallversorgung sei aber überall gesichert, teilte die Gewerkschaft mit.
Forderungen: Mehr Geld und die Neuregelung der Schichtarbeit
Allein von der Uniklinik Freiburg waren rund 260 Ärztinnen und Ärzte aller Abteilungen zum Protest nach Stuttgart gefahren. Vor allem unter jungen Ärztinnen und Ärzten sei die Streikbereitschaft hoch, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft.
Der Marbuger Bund fordert 12,5 Prozent mehr Gehalt, bezogen auf ein Jahr, sowie höhere Zuschläge für Regelarbeit in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen. Auch soll die Schichtarbeit neu geregelt werden. Die geforderte lineare Erhöhung begründet der Marburger Bund mit der Inflation und dem Ziel, den Gehaltsabstand zu anderen Krankenhausträgern aufzuholen.
Vor allem gehe es den Ärztinnen und Ärzten aber um die Wertschätzung für ihre Arbeit in Krankenversorgung, Forschung und Lehre. Trotz der dieser Dreifachbelastung und der im Vergleich zu anderen Krankenhausträgern längsten Wochenarbeitszeiten seien die Unikliniken Schlusslicht bei den Ärztegehältern.
Die Arbeitgeber ließen am Verhandlungstisch jede Bereitschaft zu einer fairen Vereinbarung vermissen, kritisierte Sylvia Ottmüller, die baden-württembergische Landesvorsitzende des Marburger Bundes. "Das werden unsere Mitglieder nicht unbeantwortet lassen." Für den 25. März ist eine weitere Verhandlungsrunde geplant.
Unikliniken Freiburg, Ulm und Tübingen auf Warnstreik vorbereitet
Am Universitätsklinikum Freiburg wurde ein Teil der geplanten Operationen und Ambulanztermine verschoben, hieß es. Vom Warnstreik nicht betroffen waren den Angaben nach die Notfallversorgung, die Geburtshilfe und die Versorgung von Intensivpatientinnen und -patienten sowie die Blutspendezentrale.
Das Universitätsklinikum Ulm (UKU) hatte am Montag eine Besetzung im ärztlichen Bereich analog zu Wochenend- beziehungsweise Feiertagsdiensten. Alle geplanten Operationen wurden laut Mitteilung des Klinikums verschoben.
Auch an der Uniklinik Tübingen konnten nur Notfälle und onkologisch dringliche Fälle behandelt werden. Zudem war die Notfallversorgung rund um Schwangerschaft und Geburt in der Frauenklinik gesichert, hieß es.