Ärztinnen und Ärzte der Universitätskliniken in Tübingen, Freiburg, Ulm und Heidelberg haben am Dienstag für mehr Geld gestreikt. Damit folgten sie dem bundesweiten Aufruf der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Geplante Operationen und Ambulanztermine mussten verschoben werden. Die Notfallversorgung sei jedoch gesichert gewesen. Zwar hätte es bei Notfällen zu längeren Wartezeiten kommen können - schwere Notfälle, wie beispielsweise Menschen mit Schlaganfall, wurden vorrangig behandelt.
Der Marburger Bund schätzte, dass an der Uniklinik Tübingen rund 500 Ärztinnen und Ärzte zum Warnstreik gekommen sind. Die Halle der Notaufnahme an den Crona-Kliniken war am Morgen voll. Von dort zogen die Streikenden dann hoch zur Blutspendezentrale. Dort fand eine Kundgebung statt. Danach ging es weiter zu den Unikliniken Tal und auf den Marktplatz.
SWR Reporterin Katharina Kregel hat die Streikaktion in Tübingen für SWR Aktuell Baden-Württemberg begleitet:
In Freiburg haben sich laut Uniklinikum und Marburger Bund rund 400 Ärztinnen und Ärzte am Warnstreik beteiligt - von insgesamt 1.600. Es waren insbesondere jüngere Ärztinnen und Ärzte dabei, die mit einer Fahrraddemo von der Innenstadt zum Klinikum geradelt sind, um dort auch an einer Kundgebung teilzunehmen.
Jörg Woll, selbst Uniklinik-Arzt und stellvertretender Landesvorsitzender des Marburger Bundes, sagte, die Unikliniken in Deutschland würden als Arbeitgeber zunehmend unattraktiver. In Freiburg könnten manche Stellen aktuell nicht besetzt werden.
Ein Sprecher der Uniklinik erklärte auf SWR-Anfrage: 35 von insgesamt 115 Operationen hätten verschoben werden müssen. In den Ambulanzen habe es längere Wartezeiten gegeben.
In Heidelberg beteiligten sich am Vormittag etwa 100 Ärztinnen und Ärzte an einer Kundgebung auf dem Bismarckplatz. Nach Angaben des Marburger Bundes seien es etwa doppelt so viele Menschen gewesen, die sich am anschließenden Demozug beteiligten.
Bundesweite Streikaktionen
Bundesweit haben mehrere tausend Ärztinnen und Ärzte an Universitätskliniken ihre Arbeit niedergelegt. Allein zur zentralen Warnstreik-Kundgebung in Hannover kamen nach Angaben der Ärztegewerkschaft Marburger Bund rund 5.000 Streikende aus dem ganzen Bundesgebiet. Jeweils mehrere hundert Ärztinnen und Ärzte hätten zudem an dezentralen Aktionen in Freiburg, Tübingen, Ulm, Heidelberg, München, Aachen, Köln und Düsseldorf teilgenommen.
"Die Streikbereitschaft ist enorm hoch", sagt Michael Beck, Pressesprecher der Ärztegewerkschaft in Baden-Württemberg. Deren Zahlen zufolge sind etwa 5.750 Ärztinnen und Ärzte in den Unikliniken beim Land angestellt.
Längere Wartezeiten bei Notfällen
Die Wochenendbesetzung in den Kliniken bedeutet für Notfallpatienten, dass sie möglicherweise am Dienstag länger warten mussten. Darauf verweisen sowohl die Universitätskliniken als auch der Marburger Bund. In einer Pressemitteilung verweist die Klinik in Freiburg darauf, dass die Menschen im Notfall "wenn möglich" auf andere Notaufnahmen ausweichen sollen.
In allen Kliniken würden jedoch wichtige Termine, onkologische Eingriffe und die Intensivpflege neben der notfallmedizinischen Versorgung möglich gemacht. In Tübingen sei zudem die Notfallversorgung in der Universitätsfrauenklinik für Schwangere und werdende Mütter gesichert.
Das sind die Forderungen der Ärzte
Der Marburger Bund fordert für die Ärzteschaft an den Unikliniken bundesweit 12,5 Prozent mehr Gehalt. Großen Wert legt die Gewerkschaft auf höhere Zuschläge für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsschichten. "Wir sprechen von Arbeit zu ungünstigen Zeiten", so Michael Beck. Der Marburger Bund beobachte, dass immer mehr Arbeit in diese Zeiten gelegt werde.
Bisher sind drei Verhandlungsrunden ohne Ergebnis geblieben. Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder orientiere sich mit dem Arbeitgeber-Angebot am Tarifabschluss für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Im Dezember hatten sich die Parteien in diesem Tarifkonflikt auf einen Inflationsausgleich von 3.000 Euro, eine Tabellenanhebung um 200 Euro und weitere 5,5 Prozent geeinigt.
Warnstreik am Dienstag auch in Ulm Warum Ärzte an Unikliniken mehr Geld wollen
Ärzte an Universitätskliniken verdienen derzeit weniger als Kolleginnen und Kollegen, die in kommunalen Krankenhäusern arbeiten. Dagegen wollen sie sich wehren. Aber wie kommt das?
Tarifverhandlungen bisher ohne Ergebnis
"Der Warnstreik ist notwendig, weil wir bei den Arbeitgebern keine Bereitschaft erkennen, den Forderungen unserer Mitglieder tatsächlich gerecht zu werden", kommentiert die Landesvorsitzende des Marburger Bundes Baden-Württemberg, Sylvia Ottmüller, die bisherigen Verhandlungen. Zuletzt hatten die Tarifparteien am 16. und 17. Januar verhandelt.
Kein Warnstreik in Mannheim
Neben den vier Standorten Tübingen, Heidelberg, Freiburg und Ulm trägt auch die Universitätsmedizin Mannheim als baden-württembergischer Sonderfall den Namen "Universitätsklinikum Mannheim". Das Krankenhaus ist vom Warnstreik jedoch nicht betroffen. Die dortigen Ärzte sind überwiegend nach kommunalem Tarifvertrag angestellt.