Nach ihrer Abschiebung in die Türkei ist Fidan Coban wieder bei ihrem Mann. Vor zwei Wochen haben die jungen Eltern in Stuttgart ihr erstes Kind bekommen. Zwischenzeitlich hatten die beiden ihre Hoffnung verloren. Erst durch den persönlichen Einsatz der baden-württembergischen Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) kam das Baby nicht im türkischen Erdbebengebiet zur Welt. Danach hatte es zunächst ausgesehen.
Nach der Abschiebung: Schwangere lebte in einem Zelt in der Türkei
Am 6. März hatten zehn Polizisten die damals Schwangere aus ihrem Schlafzimmer in Stuttgart-Möhringen geholt und in das nächste Flugzeug in die Türkei gesetzt. Eine Wiedereinreise schien aussichtslos, weil der Asylantrag von Fidan Coban abgelehnt worden war, mehrere Klagen scheiterten.
Asylantrag abgelehnt Stuttgart: Frau hochschwanger in die Türkei abgeschoben
Statt mit ihrem Mann zusammen in Stuttgart-Möhringen ist Fidan Cinki jetzt mitten im türkischen Erdbebengebiet. Sie ist im sechsten Monat schwanger - und wurde abgeschoben.
Angekommen in der Türkei zog die Schwangere zu ihren Eltern, lebte dort in einem Zelt im Erdbebengebiet. Ihr Mann blieb allein in Stuttgart zurück. Versuche, seine Frau zurück in die gemeinsame Wohnung zu holen, scheiterten, bis Muhterem Aras auf den Fall aufmerksam wurde. Die Landtagspräsidentin hatte sich bereits zuvor für Erdbebenopfer eingesetzt. Auch in diesem Fall wurde sie aktiv.
Aras setzte sich persönlich für eine Rückkehr ein
Die Politikerin hat sich ans Außenministerium gewandt, außerdem das Landesjustizministerium und die Stadt Stuttgart angeschrieben. "Ich erinnere mich an mein eigenes erstes Kind. Man ist sowas von aufgeregt, man ist teilweise auch überfordert, man braucht Hilfe, man will nicht alleine sein und dann von der Familie, vom Mann, vom Partner entfernt, abgeschoben werden in die Türkei - es ist für mich unvorstellbar hart, und deshalb dachte ich: Ja, ich probiere es einfach."
Mit Erfolg. Durch die prominente Unterstützung konnte die Familie ein Visum zur Familienzusammenführung ohne Wartezeiten bekommen. Die Einreisesperre wurde aufgehoben. Im Mai konnte Fidan Coban nach Stuttgart zurückkehren. Mitte Juni kam ihre Tochter Sarah in einem Stuttgarter Krankenhaus per Kaiserschnitt zur Welt. Vater Harun Coban sagt: "Ich bin glücklich, dass sie hier in Stuttgart, in Deutschland geboren ist, nicht im Erdbebengebiet in einem Container oder so."
Besuch mit Baby bei der Landtagspräsidentin
Der erste gemeinsame Ausflug führte die junge Familie zur Landtagspräsidentin, um Danke zu sagen für deren Engagement. Aras sagte dabei: "Dieser Fall zeigt, wenn man will, dann gibt es schon auch Wege und Möglichkeiten, Menschen, die hier integriert sind, die hier Familie haben, ihren Lebensunterhalt finanzieren können, dass die doch auch bleiben können. Und wir brauchen diese Menschen auch, das muss man ja auch sehen."
Auf die Frage, ob sich die Landtagspräsidentin nun in jedem dramatischen Fall für abgeschobene Menschen einsetzen möchte: "Nein, da habe ich keine Sorge. Natürlich muss man jeden Fall individuell prüfen. Jeder Fall ist anders gelagert. Es muss rechtlich korrekt sein." Die Stadt Stuttgart verweist darauf, dass die Einreisesperre für Fidan Coban aufgehoben worden war, bevor sie zur Geburt nach Stuttgart zurückkehrte.