Närrische Tage

So sind die Narren in BW in die schwäbisch-alemannische Fastnacht gestartet

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Häsabstauben, Einschnellen oder Narrenbaumsetzen - an Dreikönig hat die schwäbisch-alemannische Fastnacht in BW begonnen. Ein Termin sorgt jetzt schon für Planänderungen.

Die Närrinnen und Narren in Baden-Württemberg sind am Dreikönigstag wieder in die "fünfte Jahreszeit" gestartet. Die schwäbisch-alemannische Fastnacht hat begonnen. So stimmten sich die Zünfte ein:

In Bad Waldsee (Kreis Ravensburg) ging es mit dem traditionellen "Gschell-Abstauben" los. Die Masken wurden aus dem Schrank geholt und die Narren tobten zum Narrenmarsch. An diesem Tag dürfen sie ihr "Häs" zum ersten Mal öffentlich tragen. Auch das "Einschnellen" der Fasnet ist vielerorts Brauch am Dreikönigstag: In Überlingen und Immenstaad (Bodenseekreis) ließen die Narren zum Auftakt der schwäbisch-alemannischen Fastnacht ihre Karbatschen knallen.

Bräuche der Narren zur Fastnacht: Rathaussturm und Häsabstauben

Die Fasnacht in Villingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) wurde von der historischen Narrozunft am Narrobrunnen eröffnet. Auch in Rottweil staubten die Narren ihr "Häs" am Dreikönigstag ab. Um 11:11 Uhr knallten im Klostergarten in Seelbach (Ortenaukreis) die Peitschen der Eulenzunft zum "Fasnet igschnellt". In Bad Säckingen (Kreis Waldshut) wurde zu diesem Zeitpunkt das Rathaus gestürmt. Zuvor wurde die schwäbisch-alemannische "Fasnachtszyt" traditionell mit örtlichen Persönlichkeiten und verschiedenen Narren-Zünften im Gallusturm ausgerufen.

Narren posieren in Häs-Kostümen in Bischweier (Kreis Rastatt)
In Bischweier (Kreis Rastatt) feierten die Narren am Montagmittag zu Dreikönig den Beginn der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Mann schwingt eine lange Peitsche ("Karbatsche") um sich.
Beim Einschnellen geht es darum, möglichst viel Krach zu machen, um den Winter zu vertreiben. Den Brauch hat sich die Narrenzunft in Bischweier (Kreis Rastatt) den eigenen Angaben zufolge von den Hänsele in Überlingen (Bodenseekreis) abgeschaut. Bild in Detailansicht öffnen
Daniel Sinner, Narr der Hänselezunft Überlingen (HZÜ), schnellt wie duztenden anderer Narren mit Karbatschen vor dem Münster die Fasnacht ein.
Und so sah das Einschnellen bei der Hänselezunft in Überlingen (Bodenseekreis) aus. Bild in Detailansicht öffnen
Mehrere Narren in Häs-Kostümen in Bischweier (Kreis Rastatt) in Formation
Diese Narren zeigen sich ganz akrobatisch. Bild in Detailansicht öffnen
Zwei Jungen und ein Mädchen in Häskostümen in Bischweier (Kreis Rastatt)
An Nachwuchs mangelt es dieser Narrenzunft offensichtlich nicht. Bild in Detailansicht öffnen
Mit dem traditionellen Häsabstauben wurde die Fastnacht in Mössingen-Talheim bei den Seibachdeifeln eingeläutet - mitten in der Nacht.
Jedes Häs und jede Maske werden vom Brauchtumswart in der Turn- und Festhalle in Mössingen-Talheim (Kreis Tübingen) persönlich abgestaubt. So kann die Fasnet beginnen. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Teufel mit Häs und Maske von der Narrenzunft Talheim 2010 "Seibachdeifel" e.V. aus Mössingen wird aus der Höhle gelassen und kriecht heraus. Mit dem Häsabstauben hat die Fastnacht an Dreikönig begonnen.
Da wird er aus der Höhle entlassen: Die "Dalemer Deifel" von der Narrenzunft Talheim 2010 "Seibachdeifel" e.V. aus Mössingen-Talheim sind wieder los! Bild in Detailansicht öffnen
Für die Fasnet-Eröffnung werden jedes Mitglied und sein Häs und seine Maske traditionell abgestaubt - so auch bei der Narrenzunft Talheim 2010 "Seibachdeifel" e.V. in Mössingen.
Der Brauchtumswart geht besonders gründlich vor. Seit der Nacht auf Dreikönig sind die Seibachdeifel bereit für die Fasnet 2025. Bild in Detailansicht öffnen

Schon in der Nacht von Sonntag auf Dreikönig wurden in Mössingen-Talheim (Kreis Tübingen) in der Narrenzunft Talheim 2010 - Seibachdeifel um Punkt 0 Uhr die Häs und Masken abgestaubt. Dabei kamen die Deifel quasi aus der Höhle, um wieder bis zum Fasnetsende zu leben. Kurz davor wurde noch per Narrentaufe ein neues Mitglied in die Zunft aufgenommen.

In Wannweil staubten am Nachmittag die Esele ihre Häs auf dem Rathausplatz ab und eröffneten damit die Saison. Eine ganz besondere Fasnet steht dieses Jahr in Rottenburg an: Die örtliche Narrenzunft feiert ihr 100-jähriges Jubiläum. Am Abend wurden die Würdenträger der Rottenburger Fasnet in ihr Amt eingesetzt. Damit startete das feierliche Jubiläumsjahr.

Für die Fasnet-Eröffnung werden jedes Mitglied und sein Häs und seine Maske traditionell abgestaubt - so auch bei der Narrenzunft Talheim 2010 "Seibachdeifel" e.V. in Mössingen.
Der Brauchtumswart geht besonders gründlich vor. Seit der Nacht auf Dreikönig sind die Seibachdeifel bereit für die Fasnet 2025.

Im Kreis Heilbronn fand in Brackenheim und in Ellhofen das traditionelle Häsabstauben statt. Der Narrenbaum wird in Lauda (Main-Tauber-Kreis) erst am Freitag (10.1.) aufgestellt. Am 25. Januar veranstaltet der Gundelsheimer Carneval-Verein (Kreis Heilbronn) die erste Prunksitzung. Fast einen Monat später, am 22. Februar, tun es ihnen die Assamstadter Schlackohren im Main-Tauber-Kreis gleich. 

Mit dem Fasnets-Countdown in die fünfte Jahreszeit

In Bischweier (Kreis Rastatt) läutete die Narrenzunft Kirschdestorre mit dem Einschnellen am Dreikönigstag die diesjährige Kampagne ein. Dabei knallten lange Peitschen, die Karbatschen genannt werden. Das Häs wurde unter anderem bei den Bühler Hexen (Kreis Rastatt), in Grötzingen (Karlsruhe), Straubenhardt (Enzkreis) oder in Calw abgestaubt. Am 11. Januar um 18:11 Uhr ist Nachtumzug in Neuhausen-Schellbronn (Enzkreis). Erwartet wurden über 2.000 Hästräger aus ganz Baden-Württemberg.

In der Region Stuttgart feierten in Weissach (Kreis Böblingen) die Flachter Strudelbachhexen traditionell bereits am Sonntag (5.1.) den Start in die Fasnacht: Um Mitternacht hat mit dem Fasnetscountdown die fünfte Jahreszeit begonnen. Am Freitag (10.1.) laden die Kolba Hexa aus Baltmannsweiler (Kreis Esslingen) zum Fasnets-Opening. Etwa eine Woche später, am Samstag (18.1.), wird in Neuhausen auf den Fildern (Kreis Esslingen) der Narrenbaum gestellt.

Auf der Ostalb hat in Schwäbisch Gmünd-Wetzgau (Ostalbkreis) bereits am Sonntag vor der Koloman-Kirche das närrische Treiben begonnen. Am Abend startete die Narrentaufe, danach befreiten die Narren ihre Symbolfigur der Fasnet, "die Wilde Wefzg". Andere stiegen erst am Dreikönigstag ins närrische Treiben ein: Die Aalener Fasnachtszunft und die "Oschtalb Ruassgugga" tauften ihre neuen Hästräger vor dem Aalener Rathaus. In Oberkochen (Ostalbkreis) staubten die Schlagga-Wäscher ihre Masken ab, und in Dornstadt (Alb-Donau-Kreis) weckte die Karnevalgesellschaft Lachatrapper die Narren auf.

Bundestagswahl erschwert Narren die Planung 

58 Tage liegen in dieser Saison zwischen dem Dreikönigstag und Aschermittwoch - und eine Bundestagswahl. Am vorletzten Sonntag vor Rosenmontag, dem 23. Februar, wird in Deutschland gewählt. Das Datum kommt einigen Straßenumzügen in die Quere. In mehreren Kommunen, etwa im badischen Kehl, wurden Fastnachtumzüge deshalb abgesagt. In Bruchsal im Kreis Karlsruhe wurde der Umzug auf den 9. Februar vorverlegt.

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Die Bundestagswahl hindere natürlich an manchen Stellen die Narren, weil Freiwillige gebunden und Räume belegt seien, sagte der Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, Roland Wehrle. "Lieber wäre uns ein Termin nach der Fastnacht gewesen." Jetzt müsse man sich einfach arrangieren. "Wir kriegen das alles geregelt." Wehrle sieht im Wahlkampf zugleich auch Stoff für die Narretei.

Fastnacht in BW: Narrengericht nennt Beklagten am 6. Januar

Politisch wurde es wieder beim Stockacher Narrengericht im Kreis Konstanz. Dort wurde bei einer abendlichen Dreikönigssitzung verkündet, welcher Politiker oder welche Politikerin sich 2025 verantworten muss. Es ist: Julia Klöckner von der CDU. Auf der "Anklagebank" saßen schon Franz Josef Strauß, Hans-Dietrich Genscher und Angela Merkel. Der "Prozess" findet immer am "Schmotzigen Dunschtig" (27. Februar) statt. Zuletzt "verteidigte" sich dort Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Finanzielle Unterstützung gewünscht

Die Narren in Baden-Württemberg wünschen sich derweil vom Land finanzielle Unterstützung bei den GEMA-Gebühren. Zumindest bestimmte Veranstaltungen sollten nach Ansicht der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte gebührenfrei sein. Das seien etwa Narrenmärsche und Kinderveranstaltungen, sagte Narrenpräsident Roland Wehrle. "Da muss man Wege finden."

Bei größeren Festen, bei denen auch Eintrittsgelder verlangt würden, sei die Lage natürlich anders und eine Kulturförderung nicht nötig. Das Thema soll im Frühjahr bei einem runden Tisch mit dem BW-Innenministerium angesprochen werden.

Die Verwertungsgesellschaft GEMA erhebt Lizenzgebühren für Musik bei öffentlichen Veranstaltungen. Mehrere Vereine hatten zuletzt deutlich gestiegene Gebühren beklagt. Die SPD hatte Ende November auf Hilfen vom Land gepocht. In anderen Bundesländern wie Hessen wurde die finanzielle Unterstützung für 2025 bereits beschlossen. Kürzlich waren die GEMA-Gebühren bereits Thema: Wegen gestiegener Gebühren war auf vielen Weihnachtsmärkten das Musikprogramm eingeschränkt worden.

Die Fastnacht in BW ist vorwiegend traditionell geprägt. Die Narren verkörpern meist Figuren aus der Dorf- und Stadtgeschichte sowie Fabelwesen und Tiere. Zum "Häs" tragen sie oft kunstvoll geschnitzte Masken. An einigen Orten sind aber auch Einflüsse des rheinischen Karnevals spürbar - mit Figuren wie Prinz und Prinzessin oder Tanzgarde.

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