Ein Rettungshubschrauber der DRF Luftrettung demonstriert eine Windenrettung.

Rettungsdienstliche Versorgung

BW will Luftrettung reformieren: Streit um Landeplätze entfacht

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Gegen die Neuorganisation der Luftrettung in BW formiert sich Widerstand. Friedrichshafen und Leonberg wollen ihre Landeplätze halten. Andernorts sind die Retter eher unerwünscht.

Das Land will die Luftrettung in Baden-Württemberg neu organisieren. Das Ziel: schneller reagieren zu können und eine bessere Versorgung zu gewährleisten. Laut einem Gutachten sollen dafür landesweit künftig zehn statt bislang acht Hubschrauber eingesetzt werden. Auch die Standorte der Hubschrauber sollen teilweise verlagert werden. Damit will das Innenministerium die Geschwindigkeit bei der Notfallversorgung erhöhen und bisherige Lücken schließen.

In Baden-Württemberg soll sich die Zahl der bisher acht Landeplätze für Rettungshubschrauber auf zehn erhöhen. Geplant sind die beiden neuen Standorte laut Innenministerium bisher in Osterburken (Neckar-Odenwaldkreis) sowie in der Region Lahr-Freudenstadt. Zusätzlich sollen aber auch bestehende Standorte verlegt werden:

Diese Karte zeigt die geplanten Standorte der künftigen zehn Rettungshubschrauber in Baden-Württemberg.
In Baden-Württemberg soll sich die Zahl der bisher acht Landeplätze für Rettungshubschrauber auf zehn erhöhen.

Bei der Umsetzung knirscht es aber: Die einen wollen den Hubschrauber an ihrem Standort nicht aufgeben, die anderen hätten ihn gerne bei sich und wieder andere wollen den Hubschrauber auf keinen Fall bei sich vor der Haustür haben.

Friedrichshafen und Leonberg (Kreis Böblingen) etwa kämpfen um den Verbleib ihres Helikopterlandeplatzes. Bei Unterschriftenaktionen in den beiden Städten kamen dafür 30.000 (Friedrichshafen), beziehungsweise 27.000 (Leonberg) Unterschriften zusammen.

Innenministerium: "Gegner schüren Ängste"

Das Innenministerium erklärte gegenüber dem SWR, die Sorge wegen einer möglichen Gefährdung der rettungsdienstlichen Versorgung nach einer Verlegung sei unbegründet. "Es geht nicht um die Schließung einzelner 'Versorgungslücken' auf Kosten der Bewohner anderer Regionen, sondern um die bessere Versorgung aller Menschen im Land", so ein Sprecher. Umso unverständlicher sei es daher, "wenn von einigen Akteuren nach wie vor dieselben fachlich widerlegten Argumente ins Feld geführt und Ängste geschürt werden", so der Sprecher weiter.

In Wannweil (Kreis Reutlingen), wohin der Hubschrauber von Leonberg künftig verlegt werden könnte, hat sich der Gemeinderat gegen die Bewerbung um den Landeplatz entschieden. Das sorgt für Streit, denn einige sind dafür - so auch Brigitte Hain aus Wannweil.

Sie will erreichen, dass der Rettungshubschrauberlandeplatz kommt und stellt sich deshalb mit einer Bürgerinitiative gegen die Entscheidung des Gemeinderats. Sie ist überzeugt, dass der künftige Landeplatz mit 700 Metern Abstand so weit vom Ortsrand entfernt wäre, dass man den Lärm der Rotoren kaum noch hört. Außerdem seien die Starts und Landungen ja nur kurze Phasen, sagt sie.

Deshalb könne sie nicht verstehen, warum sich einige im Ort dagegenstellen. "Ich teile nicht diese Ansicht der Gemeinderäte, die sagen, drei Minuten sind nicht relevant für ein Menschenleben", sagt Hain. "Sie sind sehr wohl relevant. Wenn jemand zwei Minuten keinen Sauerstoff hat, wissen wir alle, was dann passiert."

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Kritiker zweifeln an Gutachten

Auch die Gegner des Rettungshubschrauberlandeplatzes in Wannweil haben sich inzwischen in einer Bürgerinitiative organisiert. Horst Siewert ist einer von ihnen. Sie zweifeln an dem Gutachten des Innenministeriums sowie an einem weiteren in Bezug auf den Lärmschutz. Sie seien aber nicht generell gegen Luftrettung in der Region, sondern sähen lediglich keinen Mehrwert für den Standort in Wannweil, sagt Siewert.

Diesen Ansatz versteht aber nicht jeder in Wannweil - viele Gemeinderäte haben seither mit Anfeindungen zu kämpfen, die Stimmung ist angespannt. Was die Einwohner und Einwohnerinnen über das Thema denken, zeigt sich bei einem Bürgerentscheid am 6. November.

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SWR