Bisher gibt es in Deutschland keine Regelung, die für Führerscheine eine Altersgrenze vorschreibt. So können Autofahrerinnen und Autofahrer bis ins hohe Alter am Straßenverkehr teilnehmen - mit verheerenden Folgen. Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen, bei denen Seniorinnen und Senioren die Kontrolle über ihr Fahrzeug verlieren.
Erst am vergangenen Wochenende hatte in Öhringen (Hohenlohekreis) ein 93-jähriger Autofahrer einen Radfahrer tödlich verletzt. Politik und Verbände fordern seit langem Fahrverbote ab einem bestimmten Alter.
BW-Verkehrsminister gegen Fahrverbote für Senioren
Allgemeine Regeln oder gar Verbote seien dabei nicht hilfreich, sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Dienstag dem SWR. Denn nicht nur das Alter sei für die Fahrtüchtigkeit ausschlaggebend. Dass alle ab einem bestimmten Alter ihren Führerschein abgeben müssen, lehnt er ab.
Allerdings appellierte Hermann: Ältere Menschen sollten freiwillig bei Fahrlehrern oder Ärzten überprüfen lassen, ob sie noch fahrtüchtig sind. Auch ein paar Fahrstunden könnten im Alter hilfreich sein. Hermann hält es für problematisch, dass der Führerschein bis zum Lebensende nicht mehr überprüft wird.
Sollten Senioren regelmäßig zum Führerschein-TÜV?
Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, will die EU-Kommission die Regeln für die körperliche und geistige Eignung von Fahranwärtern und Fahrern ändern. Das Alter spiele dabei zwar weiterhin eine Rolle, jedoch sei der Einbezug von bestimmten Krankheiten noch wichtiger, hieß es. Demnach sollen Führerscheine für Personen ab dem 70. Lebensjahr künftig nur noch für maximal fünf Jahre verlängert werden - in Verbindung mit einem Test.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat sich gegen EU-Pläne zur Überprüfung der Fahrtauglichkeit von Senioren ausgesprochen. Der "Bild am Sonntag" sagte er: "Von der Idee, dass sich Senioren ab einem bestimmten Alter ohne weiteren Anlass regelmäßig einem Tauglichkeitstest unterziehen müssen, halte ich gar nichts."
Diskussion um Führerschein bei Senioren: Kretschmann findet, dass Rentner seltener rasen
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erklärte, im Alter nehme das Bedürfnis herumzurasen erheblich ab. Es komme deshalb eher zu Blechschäden. Dem widersprach der Verkehrsminister: Ab einem Alter von 75 häuften sich nicht nur Blechschäden, sondern auch tödliche Unfälle, das belege die Statistik.
Insgesamt wurden auf den Straßen in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr 293.721 Unfälle registriert - 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Hauptunfallursache im Land: Die Fahrer sind zu schnell unterwegs. Das geht aus der Verkehrsunfallbilanz hervor, die am Dienstag in Stuttgart vorgestellt wurde.