Porsche-Chef Oliver Blume hat sich auf der virtuellen Hauptversammlung des Sportwagenherstellers kritischen Fragen von Aktionärinnen und Aktionären gestellt - auch zu seiner Doppelrolle als Chef von Porsche und VW.
Begleitet wurde das Aktionärstreffen auch von Protesten von Umwelt-Aktivisten. Sie kritisieren unter anderem den Kurs von Porsche in Sachen E-Fuels sowie den geplanten Ausbau einer Teststrecke in Süditalien. Ein bestimmendes Thema für die Anteilseigner waren die Absatzzahlen.
China bleibt Bremsklotz beim Absatz
Deutlich wurde bei der Hauptversammlung, dass Porsche auch im laufenden Quartal mit einer schwachen Nachfrage in China zu kämpfen hat - dem größten Einzelmarkt für Porsche. Das Unternehmen sei robust ins zweite Quartal gestartet, erklärte Finanzchef Lutz Meschke. Die Nachfrage sei in fast allen Regionen erfreulich - lediglich in China sei die Nachfrage nach exklusiven Produkten, auch Fahrzeugen, marktübergreifend zurückhaltend.
Vergangenes Jahr hatte Porsche 15 Prozent weniger Autos nach China verkauft. Im ersten Quartal 2024 war ein Absatzeinbruch in China neben hohen Kosten für neue Modelle Hauptgrund für einen operativen Gewinnrückgang von 30 Prozent.
Die Verkaufszahlen sind von Januar bis März um vier Prozent zurückgegangen. Konzernchef Blume erklärte, fünf der sechs Baureihen des Herstellers werden oder wurden erneuert - das treibe die Kosten und bremse den Verkauf älterer Modelle.
Konzernführung von Porsche zeigt sich optimistisch
Das Porsche-Management rechnet aber mit einer besseren Entwicklung im Laufe des Jahres und bekräftigte seine Jahresprognose. Porsche erwartet für das Gesamtjahr 2024 eine operative Konzernumsatzrendite in einer Bandbreite von 15 bis 17 Prozent und einen Konzernumsatz zwischen 40 und 42 Milliarden Euro, unter der Voraussetzung, dass sich die makroökonomischen Rahmenbedingungen nicht signifikant verschlechtern.
Die Aktionäre sollen die Ausschüttung einer Dividende von 2,30 Euro je Stammaktie und 2,31 Euro je Vorzugsaktie beschließen. Die Aktie von Porsche startete indes mit Verlusten in den Tag.
Porsche-Chef Blume verteidigte in seinem Statement bei der virtuellen Hauptversammlung des Autobauers den Kurs des Unternehmens und zeigte sich optimistisch.
Kritik an Doppelrolle von Oliver Blume reißt nicht ab
Aktionäre kritisierten erneut, dass Oliver Blume mit Porsche und VW zwei Autokonzerne führt. Das könne zu Problemen führen. Zum einen müsse er seine Zeit zwischen beiden Unternehmen aufteilen. Zum anderen hätten VW und Porsche teilweise unterschiedliche Interessen.
Dass Blume an der Doppelfunktion festhalte, mache fassungslos, sagte Ingo Speich von Deka Investments. Blume dagegen betonte, die Doppelrolle biete beiden Unternehmen große Vorteile.
Nachhaltigkeit als eine der wichtigsten Aufgaben
An den Schluss seines Statements stellte Oliver Blume das Thema Nachhaltigkeit, das er als eine der wichtigsten Aufgaben der Zeit bezeichnete. Porsche verstehe Nachhaltigkeit ganzheitlich. Wirtschaftlich achtsames Handeln und ökologisches Bewusstsein und soziale Verantwortung seien keine Gegensätze, so Blume.
Die Standorte Zuffenhausen, Weissach und Leipzig arbeiteten bilanziell bereits CO2-neutral. Er verwies noch einmal auf das Ziel, die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 70 Prozent gegenüber 2022 zu reduzieren. Das Unternehmen übernehme Verantwortung.
Protest von Waldschützern: Porsche verteidigt Ausbau der Teststrecke
Zur Kritik von Umweltschützern am Ausbau einer Teststrecke im süditalienischen Apulien erklärte das Unternehmen, der Ausbau sei wichtig, um dort künftige Technologien testen zu können. Allerdings nehme man die Bedenken ernst.
Die Kritik richtet sich gegen die Pläne des Herstellers, 200 Hektar Eichenwald in Apulien zu fällen, damit die Porsche-Teststrecke dort erweitert werden kann. Auch von der EU-Kommission hatte es Bedenken gegeben. Die Regionalregierung von Apulien hat das Projekt Ende März vorerst gestoppt und angekündigt, es neu zu prüfen.
Naturschützer wollen Wald retten Nach Umwelt-Protesten: Erweiterung von Porsche-Teststrecke in Italien gestoppt
Autohersteller Porsche darf in der süditalienischen Region Apulien vorerst keinen Wald roden. Das Stuttgarter Unternehmen wollte seine dortige Teststrecke erweitern.
Italienische Umweltaktivisten haben bei der virtuellen Hauptversammlung gefordert, das Projekt müsse dauerhaft gestoppt werden. Sie werden durch den Dachverband der Kritischen Aktionäre, den BUND Baden-Württemberg und das "Stuttgarter Aktionsbündnis gegen Umwelt- und Naturzerstörung durch Porsche" im In- und Ausland unterstützt.
Kritik gab es auch erneut an der Elektro- und E-Fuel-Strategie des Autobauers, unter anderem von Umweltschutzorganisationen und dem Dachverband Kritischer Aktionäre.
Umweltschützer kritisieren E-Fuel-Strategie und Klimastrategie
Umweltschützern geht es dabei um die Zukunftsstrategie des Unternehmens, wie der BUND Baden-Württemberg deutlich macht.
Bei E-Fuels sei Porsche keinen relevanten Schritt weiter, diese wirklich klimaneutral zu beziehen, geschweige denn in größerem Stil zu vermarkten. Der BUND spricht von Greenwashing.
BUND: Porsche verlängert Verbrenner-Ära
Der BUND bewertet das Engagement von Porsche für die E-Fuel-Herstellung und -Weiterentwicklung als Irrweg. Es trage dazu bei, die Ära des Verbrenners künstlich zu verlängern und effektiven Klimaschutz auszubremsen.
Der Dachverband der Kritischen Aktionäre fordert vom Unternehmen wirksame Maßnahmen für den Klima- und Umweltschutz. Porsches Klimabilanz 2023 stehe im Widerspruch zu den eigenen Klimazielen. Statt zu sinken, seien die klimaschädlichen Emissionen durchweg gegenüber den Vorjahren gestiegen - teils massiv, erklärte die Vereinigung.