Der Fuhrpark der baden-württembergischen Polizei umfasst 5.372 Fahrzeuge - von diesen sind bisher nur 100 klimaneutral, wie aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage eines CDU-Abgeordneten in Stuttgart hervorgeht. Demnach sind 57 reine Elektrofahrzeuge, 43 sind Plug-In-Hybride.
Damit machen Fahrzeuge mit alternativen Antrieben derzeit rund 1,9 Prozent des gesamten Fuhrparks aus. Bis Ende dieses Jahres soll der Anteil nach dem Willen des Innenministeriums aber deutlich steigen. Bis dann wolle man weitere 150 batterieelektrische Fahrzeuge und rund 200 Hybrid-Elektroautos bereitstellen. Dann werde der Gesamtanteil an E-Fahrzeugen bei rund 8,5 Prozent liegen. Seit 2015 wird der Fuhrpark der Polizei in Baden-Württemberg um Elektrofahrzeuge erweitert, um klimafreundlicher zu werden.
Projektgruppe prüft Alternativen
Eine Ende 2022 eingesetzte Projektgruppe "Polizeifuhrpark 2022" soll laut Innenministerium zudem noch in diesem Frühjahr Ergebnisse liefern, wie es weitergehen soll. Die Projektgruppe wolle klären, ob eine vollständige Elektrifizierung sinnvoll ist oder alternativ auch Fahrzeuge mit anderen Antriebssystemen oder alternativen Kraftstoffen, beispielsweise eFuels oder Wasserstoff, eingesetzt werden können.
Anfängliche Bedenken wurden ausgeräumt
Die Polizei hat nach Auskunft des baden-württembergischen Innenministeriums rund ein Jahr lang Elektrofahrzeuge verschiedener Modelle in der Praxis getestet. Anfangs habe es Bedenken und Vorbehalte gegen Elektrofahrzeuge gegeben. Diese seien ausgeräumt worden. "So werden die Geräuschlosigkeit und die Beschleunigung der Fahrzeuge als einsatztaktisch sehr wertvoll bezeichnet", hieß es.
Bis auf wenige Ausnahmen hätten alle Einsätze mit den E-Fahrzeugen bewältigt werden können, teilte das Innenministerium weiter mit. Die Standzeiten seien für die benötigte Ladezeit ausreichend gewesen. Außerdem seien die Fahrzeuge regelmäßig mit mehr als 40 Prozent Restbatteriekapazität zur Dienststelle zurückgekehrt.
Alltagstest im Streifendienst Pilotprojekt in Kehl: Polizei BW testet E-Autos
Die Polizei testet in Kehl (Ortenaukreis) Elektroautos. Bis zum Sommer soll entschieden werden, ob die Autos dauerhaft im Streifendienst eingesetzt werden.
Auf dem Land werden größere Reichweiten gebraucht
Aus Sicht des Landesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, spricht nichts gegen den Einsatz von Elektro- oder Hybridfahrzeugen bei der Polizei. "Aus unserer Sicht gibt es sehr gute Hybridfahrzeuge, die auch die besonderen Anforderungen an die einsatztaktischen Voraussetzungen erfüllen", sagte Kusterer.
In innerstädtischen Bereichen dürfte die Reichweite kein großes Problem darstellen, so Kusterer. "Im ländlichen Bereich aber schon, da fährt man schon mal zum Unfall 30 bis 40 Kilometer und zurück. Mehrere Hundert Kilometer kommen da schon in einer Dienstrunde zusammen. Ähnlich ist es auf der Autobahn. Da benötigen wir eine größere Reichweite."
Zwei von drei Fahrzeugen könnten elektrifiziert werden
Rund zwei Drittel der Polizeifahrzeuge könnten mit derzeit am Markt verfügbaren Fahrzeugen elektrifiziert werden, schreibt das Innenministerium und beruft sich dabei auf eine Analyse des Polizeifuhrparks durch das Fraunhofer Institut aus dem Jahr 2022. Dies betreffe aber nur bestimmte Fahrzeugkategorien, wie beispielsweise Autos der Kompakt- und Mittelklasse, SUV, Transporter und Krafträder. Zum Untersuchungszeitpunkt stammten 4.675 Fahrzeuge im baden-württembergischen Polizeifuhrpark aus diesen Segmenten.
In anderen Bundesländern ist die Lage bei Elektroautos in den Polizeiflotten ähnlich. So hatte Hessen vor mehr als fünf Jahren ein E-Projekt gestartet. Ende 2023 sollten mehr als 140 E-Autos im Einsatz bei der hessischen Polizei sein. Der Fuhrpark insgesamt: rund 4.000 Fahrzeuge.