Das überdurchschnittlich feuchte Frühjahr ist nach dem Geschmack der baden-württembergischen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer. Während sie in den vergangenen Jahren vor allem mit hohen Temperaturen und ausgetrockneten Böden kämpfen mussten, sei dieses Jahr gut gestartet. "Hinter uns liegt eine regenreiche Zeit. Es ist eher kühl gewesen und wir hatten wenig Probleme mit Spätfrost", sagte Jerg Hilt, der Geschäftsführer der baden-württembergischen Forstkammer.
Forstkammer BW: Wälder sind gut mit Wasser versorgt
Baden-Württemberg zählt mit rund 1,4 Millionen Hektar zu den waldreichsten Bundesländern in Deutschland. Auf fast 38 Prozent der Landesfläche stehen Bäume. Derzeit seien die Wälder in Baden-Württemberg gut mit Wasser versorgt, heißt es bei der baden-württembergischen Forstkammer. Das sei enorm wichtig, da nach den wiederholten Trockenphasen und Rekordtemperaturen der vergangenen Jahre der Grundwasserspiegel gesunken und die Waldbrandgefahr entsprechend gestiegen sei.
Die sehr heißen und trockenen Jahre 2018 bis 2020 und der Hitzesommer 2022 hatten zuvor die Waldschäden erheblich steigen lassen. Lediglich 2021 hatte es eine Verschnaufpause mit ausreichend Niederschlägen gegeben.
Wenn den Bäumen das Wasser fehlt Weniger als ein Fünftel der Waldfläche in BW noch gesund
Vier von fünf Bäumen sind krank, heißt es im am Dienstag veröffentlichten bundesweiten Waldzustandsbericht 2022. Doch wie geht es den Wäldern in Baden-Württemberg?
Förster in Karlsruhe sieht noch etwas Luft nach oben
Förster Martin Kurz ist zwar zufrieden mit dem Zustand seines Reviers im Wildpark Karlsruhe, sieht aber noch Luft nach oben. Seit Dezember seien hier rund 160 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, sagt er. Im Vergleich zum letzten Sommer habe sich beispielsweise der Hardtwald hier gut erholt. "Es ist gut nass, es ist alles saftig grün und es sieht momentan im Wald wirklich gut aus," erklärt der Förster.
Anders sehe es aber nördlich von Karlsruhe aus. In Richtung Waghäusel und Schwetzingen sei die Situation dramatischer, sagt Martin Kurz. Regen falle eben regional bzw. lokal in sehr unterschiedlichen Mengen aus. Auch wenn 160 Liter pro Quadratmeter erstmal viel klingen, für den Förster aus Karlsruhe könnte es gerne noch mehr sein.
Es sei nicht so, dass der Bodenspeicher komplett gefüllt ist, sagt Kurz. Optimal wäre ein gleichmäßiger Landregen von zehn bis 14 Tagen am Stück, damit der Boden sich richtig sättigen kann. Dann wäre der Bodenspeicher wieder komplett gefüllt.
Waldbesitzer: Gefahr durch Borkenkäfer nicht gebannt
Sorgen bereitet den Waldbesitzerinnen und Besitzern aber nach wie vor der Borkenkäfer. "Der Borkenkäfer schwärmt erst aus, wenn es einige Tage hintereinander 16,5 Grad oder wärmer ist", heißt es bei der Forstkammer, die die Interessen der 240.000 privaten und 1.000 kommunalen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer vertritt. Durch das feuchte wie kühle Frühjahr habe man "vier Wochen lang eine Art Vorsprung" herausarbeiten können. Das Spiel sei aber noch keineswegs entschieden, so Hilt. Es gebe weiterhin einen hohen Bestand an Schädlingen aus den vergangenen warmen Jahren.
Borkenkäfer bohren sich vor allem in Fichtenstämme, um dort ihre Eier abzulegen. Die Larven fressen sich durch die Bastschicht. Dadurch wird die Versorgung des Baumes mit Wasser und Nährstoffen je nach Befall bis zum Absterben geschwächt.