Sie erscheinen riesig, die sechs Meter hohen, runden Castorbehälter. Sie enthalten, gut abgeschirmt, verbrauchte Brennelemente aus dem Atomkraftwerk. Im Zwischenlager Philippsburg (Kreis Karlsruhe) ist Platz für 152 solcher Castoren; bislang sind 102 Plätze belegt.
Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll gibt es in Baden-Württemberg an den beiden Standorten der stillgelegten Atomkraftwerke Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) und Philippsburg. Gedacht waren sie für die Übergangszeit bis es in Deutschland ein zentrales Endlager für hochradioaktive Abfälle gibt. Das wird allerdings noch Jahrzehnte dauern. Und da sehen die Autorinnen und Autoren des neuen kritischen Atommüllreports 2024 ein Problem: Für so lange Zeit sind die Zwischenlager nie gebaut worden. Die Lagergenehmigung von Philippsburg wird beispielsweise 2047 ablaufen.
Zwischenlager auf dem Studiencampus
Noch ein wichtiger Schauplatz, wenn es um Atommüll in Baden-Württemberg geht, ist Karlsruhe. Hier stand eines der ersten und größten Atomforschungszentren in Deutschland. Auf dem Gelände des Campus Nord betreibt die Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH - KTE - das größte Zwischenlager in Deutschland. Es hat Platz für 100.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle und ging 1964 in Betrieb.
Bundesgesellschaft legt Zwischenbericht vor Suche nach Endlager für Atommüll: Mehrere Gebiete in BW "ungeeignet"
Die Suche nach einem Atommüll-Endlager bleibt kompliziert. Die zuständige Bundesgesellschaft hat einen Zwischenbericht vorgelegt. Demnach sind einige Gebiete in BW ungeeignet.
Schwierig bei solchen alten Zwischenlagern ist, dass man damals noch einfach dicht an dicht von hinten nach vorne alles gestapelt hat - ohne Sichtgassen, beschreibt es die Autorin des Atommüllreports Ursula Schönberger. Das heißt, die hinteren Fässer kann man nicht ohne Aufwand kontrollieren, weil man sie gar nicht mehr sieht. Aber gerade bei den Fässern mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen gab es bundesweit immer mal wieder Vorfälle, dass sie zum Beispiel rosteten.
Deshalb werden in Karlsruhe seit 2005 die Abfallfässer nach und nach alle auf ihren Zustand überprüft. Die KTE schreibt auf ihrer Internetseite, dass sich im Mittel bei den bislang stattgefundenen Überprüfungen an etwa acht Prozent der Fässer Korrosionserscheinungen gezeigt haben. Das Untersuchungsprogramm ist noch nicht zu Ende. Bis das letzte Fass geprüft ist, wird wohl bis Ende 2028 dauern.
Strahlender Forschungsmüll wird erst später abtransportiert
In Karlsruhe stehen zwei Forschungsreaktoren, außerdem gibt es einen Schnellen Brüter und eine Wiederaufarbeitungsanlage sozusagen in Kleinformat zu Forschungszwecken. Inzwischen sind alle Anlagen stillgelegt, die letzten 1991.
Radioaktiver Abfall und kein Endlager Deutscher Atommüll kommt in Castor-Behältern aus dem Ausland zurück
Deutscher Atommüll wurde nach Frankreich und Großbritannien zur Wiederaufbereitung transportiert. Die Abfälle, die dabei entstehen, kommen nun in Castor-Behältern zurück.
Ursprünglich sollten die radioaktiven Abfälle in den 2030er Jahren abtransportiert werden. Hauke Doerk, Referent für Energiepolitik am Umweltinstitut München, berichtet, dass die Abfälle teils kontaminierter waren, als zunächst gedacht. Jetzt gehe man davon aus, dass der letzte Müll erst 2072 aus Karlsruhe abtransportiert wird.
Karlsruhe: Institut produziert auch weiterhin Atommüll
Noch in Betrieb ist auf dem Campus Nord in Karlsruhe das Institut für Transurane. Eine Einrichtung der EU. Hier wird an neuen Reaktorlinien, wie Hochtemperaturreaktoren geforscht, erläutert Ursula Schönberger. Dabei hat die atompolitische Expertin für den Atommüllreport 2024 die hier anfallenden hochradioaktiven Atomabfälle im Blick. Hier lagern Uran, Plutonium, Thorium. "Die Anlage fliegt etwas unter dem Radar", warnt Ursula Schönberger und meint damit, dass die wenigsten überhaupt wissen, dass es dieses Institut und damit auch den Atommüll hier gibt.