Zwischen 2017 und 2022 hat sich die Zahl der registrierten Fälle, die unter dem Oberbegriff "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung" zusammengefasst werden, verdoppelt. Das geht aus einer Antwort des baden-württembergischen Innenministeriums auf eine Landtagsanfrage der AfD-Fraktion hervor. Insgesamt waren es demnach 2022 fast 12.400 Fälle.
Zu den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung zählen sexuelle Nötigung, Vergewaltigung und sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen, aber auch das Verbreiten pornografischer Inhalte und sexuelle Belästigung.
Anstieg um mehr als ein Drittel Kriminalität: Immer mehr tatverdächtige Kinder in BW
Die Polizei erfasst immer mehr Tatverdächtige unter 14 Jahren. Ein Grund für den bundesweiten Trend: Kinderpornografische Bilder und Videos, die in Chatgruppen geteilt werden.
Mehr Ermittlungsverfahren vor allem wegen pornografischer Inhalte
Besonders bei der Verbreitung pornografischer Inhalte stiegen die Fallzahlen in den genannten fünf Jahren rasant: um mehr als das Fünffache auf über 5.600. Das Innenministerium führt das auch darauf zurück, dass es immer mehr Verdachtsmeldungen der halbstaatlichen US-amerikanischen Organisation "National Center for Missing and Exploited Children" (NCMEC) gibt und daher auch mehr Ermittlungsverfahren.
Ein weiterer Grund: Seit einer umstrittenen Gesetzesverschärfung 2021 muss die Justiz auch minderschwere Fälle konsequent verfolgen. Das führt etwa dazu, dass immer häufiger gegen Jugendliche ermittelt wird, die kinderpornografische Inhalte in Chats teilen.
Wie schnell man sich im Bereich Pornografie strafbar machen kann, zeigt ein Fall aus Rheinland-Pfalz. Eine Lehrerin wollte eine Mutter informieren, dass von deren Tochter ein intimes Video kursiert. Dazu hatte sie es auf ihr Smartphone geladen. Nun droht ihr mindestens ein Jahr Freiheitsstrafe und der Verlust ihres Jobs.
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Ein intimes Video einer 13-jährigen Schülerin macht die Runde. Eine Lehrerin aus dem Westerwald informiert die Mutter - und muss mit einer Freiheitsstrafe rechnen.
Auch Vergewaltigungen nahmen deutlich zu
Laut BW-Innenministerium gibt es aber auch immer mehr Fälle von Vergewaltigung, sexueller Nötigung und schweren sexuellen Übergriffen. Zwischen 2018 und 2022 stieg die Zahl um mehr als ein Drittel auf über 1.200. Um zwei Drittel erhöhte sich die Zahl der gemeldeten Fälle von sexueller Belästigung in Baden-Württemberg seit 2017 auf über 1.800 Fälle im Jahr 2022.
Einen Rückgang der Fälle gibt es laut Statistik unter anderem bei den exhibitionistischen Handlungen, der Erregung öffentlichen Ärgernisses und der Zuhälterei.
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