Anstieg im Kreis Biberach

Krätze in Baden-Württemberg: Breitet sich die Hauterkrankung aus?

Stand

In einigen Landkreisen in Baden-Württemberg verzeichnen Gesundheitsämter mehr Krätze-Fälle. Doch die Datenlage ist schwierig - eine allgemeine Meldepflicht gibt es nicht.

In Baden-Württemberg fallen vereinzelt mehr Krätze-Erkrankungen auf. Einen starken Anstieg beobachtet aktuell das Kreisgesundheitsamt Biberach: Dort wurden in diesem Jahr aus Gemeinschaftseinrichtungen 49 Fälle bekannt. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei Landkreisen.

Anstieg der Krätze-Fälle im Kreis Biberach und Karlsruhe

Im vergangenen Jahr waren es im Landkreis Biberach 15 Fälle. "Wir gehen davon aus, dass wir aktuell nur die Spitze des Eisbergs sehen", sagte Amtsleiter Claus Unger. Mit 169 Fällen in diesem Jahr gab es auch Zunahmen in Einrichtungen im Bereich des Gesundheitsamtes Karlsruhe.

Laut Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald kann es immer mal wieder zu Häufungen kommen. Aber in diesem Jahr sei weder im Landkreis noch in der Stadt Freiburg Auffallendes registriert worden. Das Gesundheitsamt Zollernalbkreis hatte in dem Jahr 15 Krätze-Meldungen. "Im Vergleich zu anderen Jahren entspricht dies keinem vermehrten Auftreten", hieß es. Auch aus der Region Stuttgart, dem Rhein-Neckar-Kreis, dem Enzkreis und dem Landkreis Konstanz ist keine Zunahme bekannt. "Insgesamt ist die Lage seit Jahren stabil", so eine Sprecherin im Landratsamt Konstanz.

Hausärzte: "Steigende Tendenz", aber schwierige Datenlage

Der Hausärzteverband Baden-Württemberg beobachtet für das Land jedoch seit einiger Zeit eine "steigende Tendenz". Auch der Schweregrad der Hauterkrankung nehme zu. Doch genaue Zahlen gibt es nicht, weil die Krankheit nicht meldepflichtig ist. Nur wenn sie in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas, Pflegeheimen, Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünften ausbricht, müssen Gesundheitsämter benachrichtigt werden.

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Bis zum 1. Juni wurden dem Landesgesundheitsamt für dieses Jahr 137 Krätze-Fälle aus elf Stadt- und Landkreisen übermittelt. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 235 Fälle in neun Stadt- und Landkreisen. Das Gesundheitsministerium weist aber auf den nicht repräsentativen Charakter der Aufzählung hin. Nicht erfasst war etwa im vergangenen Jahr der Ostalbkreis, wo das Landratsamt elf Fälle in einer Einrichtung registrierte und 142 Fälle aus der Landeserstaufnahme für Asylbewerberinnen und Asylbewerber (LEA) in Ellwangen (Ostalbkreis). Auch nicht dabei sind im Jahr 2022 im Gesundheitsamt Karlsruhe gemeldete 299 Fälle.

Weniger Krätze-Fälle wegen Corona-Kontaktbeschränkungen

Laut RKI zeigt die Auswertung von Abrechnungsdaten niedergelassener Ärztinnen und Ärzte, dass seit 2009 die Krätze-Diagnosen etwa um das Neunfache zugenommen hätten. 2018 wurde bundesweit eine Gesamtzahl von über 380.000 erreicht. Wie die Zunahme im langjährigen Vergleich zu bewerten ist, sei unklar.

Nach Einschätzung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) dürften Corona-Kontaktbeschränkungen kurzfristig für weniger Krätze-Fälle gesorgt haben. "Fachleute beobachten jetzt jedoch, dass die Krätze weiter auf dem Vormarsch ist", heißt es auf der Verbandsseite.

Was ist bei Krätze besonders problematisch?

Die von Fachleuten Skabies genannte ansteckende Hautkrankheit wird durch Milben verursacht. Sie graben sich in die obere Hautschicht ein und verursachen Brennen, Juckreiz, stecknadelgroße Bläschen, gerötete Knötchen oder Pusteln vor allem zwischen Fingern und Zehen, in Ellenbogen oder Achselhöhlen oder im Genitalbereich. Die Übertragung von Skabies-Milben erfordert laut Robert Koch-Institut meist längeren direkten Hautkontakt.

Symptome treten erst nach vier bis sechs Wochen auf. Betroffene sind eventuell schon ansteckend, ohne dass sie vom Befall wissen. Für Ärztinnen und Ärzte ist die Krätze wegen vieler Erscheinungsformen schwer zu diagnostizieren. Auch ist das Thema mit Scham behaftet. Zu Unrecht, sagt der Biberacher Amtsleiter und Mediziner Unger: "Eine Krätze-Erkrankung weist nicht auf mangelnde Körperpflege oder Hygienemängel hin." Betroffene dürften nicht stigmatisiert werden. Eine Verheimlichung der Erkrankung behindere ein erfolgreiches Vorgehen gegen die Ausbreitung der Krätze.

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