Viele haben Vertrauen in Politik verloren

Mannheim: Ukrainer blicken mit Sorge auf US-Wahl

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Autor/in
Stephanie Ley

Sollte Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen das Rennen machen, könnte die Ukraine-Politik der USA künftig anders aussehen. Mannheimer Kriegsflüchtlinge blicken voller Sorge auf die Wahlnacht.

In den USA findet am Dienstag die Präsidentschaftswahl statt. Umfragen deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der demokratischen Kandidatin Kamala Harris und ihrem republikanischen Rivalen Donald Trump hin. Bei der Abstimmung steht auch für die Ukraine viel auf dem Spiel. Viele Ukrainer und Ukrainerinnen in Mannheim, die vor dem Krieg geflüchtet sind, warten gespannt auf den Ausgang der Wahl.

US-Wahl entscheidet über künftige Ukraine-Politik

Für die Ukraine geht es um die innenpolitische Stabilität des Landes, die zukünftige Rolle der USA in internationalen Bündnissen und die transatlantische Zusammenarbeit. Der Wahlausgang dürfte aber auch entscheidend für die künftige Ukraine-Politik der USA sein.

Bei einem Sieg Trumps muss das Land um die wichtige Unterstützung im Krieg gegen Russland bangen. Europäische Politiker blicken deshalb voller Sorge auf den Urnengang. Aber auch ukrainischen Kriegsflüchtlingen bereitet die US-Wahl Kopfzerbrechen, auch in der Rhein-Neckar-Region und in Mannheim.

Die Vorsitzende der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft Rhein-Neckar, Kateryna Malakhova, sagt, dass die Ukraine weiterhin die finanzielle und politische Unterstützung der USA brauche sowie Waffenlieferungen. Egal wer Präsident oder Präsidentin wird, vielen Ukrainern sei es wichtig, dass diese Person die Ukraine unterstütze und die Demokratie gewinne.

In Mannheim leben etwa 5.000 Geflüchtete aus der Ukraine

Ukrainer
Valeria aus Kiew an der Bahnhaltestelle im Mannheimer Stadtteil Franklin.

Viele Ukrainerinnen und Ukrainer haben im Mannheimer Nordosten eine vorübergehende Bleibe gefunden - in den ehemaligen Wohngebäuden der Bundeswehr im Quartier Columbus im neuen Stadtteil Franklin. Auch die 39-jährige Valeria aus Kiew lebt gemeinsam mit Mutter und Kind auf dem umzäunten Areal. Der Vater ist noch in Kiew, er will sobald wie möglich nachkommen.

Valeria hat harte Zeiten hinter sich. Die russischen Angriffe, die vielen Bombennächte haben die junge Frau traumatisiert. Der Schrecken sitzt auch Monate nach ihrer Flucht noch tief.

In Kiew hatte ich oft Angst. Die Angriffe waren so laut und bedrohlich. Wir konnten oft nicht schlafen.

Sie sei froh und dankbar, jetzt in Deutschland in Sicherheit zu sein, sagt Valeria. Doch ihre Kriegserfahrungen haben sich tief in ihr Gedächtnis eingegraben, sie haben Spuren hinterlassen. Die 39-jährige scheint auf ihrem schwierigen Weg den Glauben an die Gerechtigkeit und auch an die Politik verloren zu haben.

Ich traue einfach niemandem mehr. Weder den ukrainischen Politikern, die oft korrupt sind, noch den amerikanischen Kandidaten. Egal ob sie Trump oder Harris heißen.

Rauch steigt nach einem russischen Raketenangriff über der Skyline der ukrainischen Hauptstadt auf.
Rauch steigt nach einem russischen Raketenangriff über der ukrainischen Hauptstadt auf.

Junge Ukrainerin schenkt Trumps Ankündigungen keinen Glauben

Dabei ist die junge Mutter bestens informiert. Sie weiß, dass der 78-jährige US-Republikaner im Wahlkampf mehrfach ein rasches Kriegende in Aussicht gestellt hat und dass es mit der Unterstützung der Ukraine unter seiner Präsidentschaft vorbei sein könnte. Trumps' Ankündigungen schenkt Valeria aber keinen Glauben. Das seien "reine Lippenbekenntnisse", sagt die 39-jährige.

Trump spricht doch nur das aus, was die Amerikaner hören wollen. Das Volk will keinen Krieg, also verspricht er, den Krieg zu beenden. So einfach ist das.

Im Hinblick auf Europa findet Valeria gleichzeitig warnende Worte. Die aktuellen Gebietsgewinne der Russen sollten für alle ein Alarmsignal sein, sagt sie. Die Russen kassierten nach und nach große Flächen ein. Wenn das so weitergehe, würden sie bald auch Europa "überrennen".

Ukrainer
Diese junge Familie aus Dnipro lebt seit zwei Jahren in Mannheim.

Eine Ansicht, die auch die 17-jährige Alexandra teilt. Die Familie ist vor zwei Jahren aus Dnipro geflüchtet, einer Millionenstadt im Osten des Landes. Dort sei vieles zerstört, erzählt Alexandra. Die Schülerin spricht fast fließend Deutsch, möchte hier ihr Abitur machen und studieren. Eine Zukunft in der Ukraine kann sie sich nicht mehr vorstellen.

Schülerin wünscht sich Trump als neuen US-Präsidenten

Auf die US-Wahl angesprochen, stellt Alexandra eines sofort klar. Sie schaue schon lange keine Nachrichten mehr, erzählt die Schülerin. Damit habe sie aufgehört, weil ihr die ewigen Negativschlagzeilen zu sehr auf's Gemüt schlugen. Dennoch vertritt Alexandra bei den aktuellen Wahlen eine klare Position. Sie wünscht sich den Republikaner Trump als neuen Präsidenten. Ihre Begründung:

Der hat Erfahrung und kennt Putin gut. In seiner letzten Amtszeit hatten wir in der Ukraine Frieden und der Wirtschaft ging es gut. Erst unter US- Präsident Biden ist der Krieg ausgebrochen.

Ukrainer
Liliia mit ihrem 9-jährigen Sohn Nikita vor der städtischen Flüchtlingsunterkunft auf Columbus.

Liliia ist Befürworterin von Harris

Für die 44-jährige Liliia ist Donald Trump ein "böser Mann". Er sei vom gleichen Kaliber wie etwa "Wladimir Putin", sagt die gelernte Event-Managerin. Sie stammt ebenfalls aus der ukrainischen Hauptstadt und wünscht sich Kamala Harris als neue US-Präsidentin. Diese stehe für "demokratische Werte". Der bevorstehenden Wahlnacht blickt Liliia mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie sei in "Sorge" und wolle sich über den Wahlverlauf genau informieren.

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