Kamala Harris oder Donald Trump - wer wird neue Präsidentin oder Präsident in den USA? In der Nacht auf Mittwoch schließen nach und nach die Wahllokale, je nach Bundesstaat und Zeitzone. Belastbare Ergebnisse dürfte es wohl erst Ende dieser Woche geben. Der SWR hat Bundestagsabgeordnete aus der Rhein-Neckar-Region gefragt: "Was erwarten Sie mit Blick auf die Präsidentschaftswahl in den USA? Wer wird das Rennen Ihrer Meinung nach machen?"
Das haben die Bundestagsabgeordneten geantwortet:
Isabel Cademartori (SPD, Wahlkreis Mannheim):
"Ganz klar Kamala Harris. Sie hat einen eindrucksvollen Wahlkampf hingelegt, der neue Maßstäbe setzt. Die Begeisterung ist groß. Auch nach Gesprächen mit politischen Kontakten aus den USA bin ich zuversichtlich, dass sie das Rennen machen wird und die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika wird."
Jürgen Kretz (Grüne, Wahlkreis Rhein-Neckar):
"Die Wahlen in der wichtigsten Demokratie des Westens haben enorme Auswirkungen auf die Stabilität der Weltgemeinschaft. Deshalb ist der gespannte, bisweilen auch etwas bange Blick in die USA in diesen Tagen ja auch überall so deutlich spürbar. Für mich ist klar, dass wir dort eine Führungspersönlichkeit brauchen, die es sich zur Aufgabe macht, die tiefe Spaltung der amerikanischen Gesellschaft zu überwinden und die sich der internationalen Verantwortung der USA angesichts der vielen Krisen und Kriege bewusst ist und auch entsprechend handelt."
Jens Brandenburg (FDP, Wahlkreis Rhein-Neckar):
"Eine Prognose ist schwer zu treffen. Die Wahl wird jedenfalls sehr spannend. Die USA sind unser wichtigster internationaler Partner. Mit der künftigen Regierung der USA werden wir unabhängig vom Wahlausgang weiterhin pragmatisch und sachorientiert zusammenarbeiten. Die Wahlnacht verfolge ich auch persönlich mit großer Spannung."
Olav Gutting (CDU, Wahlkreis Bruchsal-Schwetzingen):
"Im amerikanischen Wahlkampf geht es vor allem um innenpolitische Themen. Die Menschen haben wirtschaftliche Sorgen und beklagen die unkontrollierte Zuwanderung. Das könnte zu einem Sieg für Trump führen. Aber egal wer am Ende das Rennen macht, wir müssen damit rechnen, dass wir zukünftig noch mehr auf eigenen Beinen stehen müssen. Die vor zwei-einhalb Jahren vom Bundeskanzler vollmundig angekündigte Zeitenwende lässt leider weiter auf sich warten. Im Gegenteil, man versucht, schon wieder erste Beschlüsse 'rückabzuwickeln'. Vielen ist die Herausforderung, vor der wir auch sicherheitspolitisch stehen, noch immer nicht bewusst. Eine europäische Verteidigungs-Union wäre wichtiger denn je. Aber man hat nicht den Eindruck, dass die Ampel für ein starkes Europa steht."
Malte Kaufmann (AfD, Wahlkreis Heidelberg):
"Ich bin überzeugt, dass Trump die Präsidentschaftswahl gewinnen wird. Harris hat aus meiner Sicht im Wahlkampf kaum Akzente setzen können. Es wurde nicht ersichtlich, wofür sie und die Demokraten stehen - für Liberalisierung von Abtreibung, für viel mehr nicht. Konservative und christliche Wähler werden Trump unterstützen. Er steht für Marktwirtschaft, geregelte Migration, America First, für mehr individuelle Freiheit und weniger Staat. Zudem dominierte Trump im Wahlkampf wie kein Zweiter. Sein Auftritt bei McDonalds, die Ansprache aus dem Müllfahrzeug und sein Auftritt mit Melania in New York - bessere Bilder kann man in den USA gar nicht erzeugen. So etwas lieben die Amerikaner und es wirkt bei ihm authentisch.
Gökay Akbulut (Die Linke, Wahlkreis Mannheim):
"Ich hoffe, dass Kamala Harris gewinnt und davon gehe ich aus. Denn die jüngsten Umfragen zeigen sie in umkämpften Wahlkreisen vorne. Die soziale Spaltung in den USA ist groß und erfordert grundlegende, soziale Reformen. Ob Harris diese in der erforderlichen Breite angehen wird, bleibt abzuwarten. Aus linker Perspektive ist nicht alles, was Harris vor hat, gut, aber trotzdem besser als die Vorhaben Trumps. Dennoch ist klar, dass sie die US-amerikanische Gesellschaft zusammenzuführen versucht, wohingegen Trump alles daran setzen wird, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu zersetzen. Menschenfeindlichkeit, Hetze und Gewalt würden institutionalisiert werden. Das hätte massive Auswirkungen auch auf andere Gesellschaften und würde die internationale Rechtsentwicklung weiter befeuern, so auch den Aufschwung der Rechten hier in Europa und Deutschland - ein Horrorszenario! Insofern drücke ich Harris alle Daumen."