Kinderarmut in Deutschland

Kampf gegen Kinderarmut

Mannheimer Bürgermeister Grunert fordert schnelle Einführung der Kindergrundsicherung

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Die Stadt Mannheim will, dass die geplante Kindergrundsicherung schnell umgesetzt wird. Bürgermeister Grunert sieht dabei die Mannheimer Bundestagsabgeordneten in der Pflicht.

Mannheims Bildungsbürgermeister Dirk Grunert (Grüne) fordert die Bunderegierung in einer Pressemitteilung auf, die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Grundsicherung "zügig und vollständig" umzusetzen. Gerade für die Stadt Mannheim sei das enorm wichtig; dort sei fast jedes fünfte Kind auf Grundsicherung angewiesen.

"Dass Kinder- und Jugendarmut in Deutschland nach wie vor ein solches Dauerthema ist, dürfen wir nicht länger hinnehmen."

Ein Kind hält bei der Kundgebung der Initiative #ichbinarmutsbetroffen am Bundeskanzleramt ein Plakat mit der Aufschrift «Wir brauchen gesundes Essen! Armut abschaffen!» - eine Frau ein Schild mit der Aufschrift "Chancen-Gerechtigkeit".
Die Koalition streiet darüber, wie viel Geld es für die Kindergrundsicherung geben soll.

Kaum soziale Teilhabe

Das sieht der stellvertretende Leiter des Diakonischen Werks Mannheim, Martin Metzger, ganz genauso. Im Gespräch mit dem SWR sagte er, in die Einrichtungen der Diakonie kämen immer mehr Familien, weil das Geld nicht mehr reiche, um über den Monat zu kommen. Auch die soziale Teilhabe leide zum Teil massiv.

"Wenn das Kind auf einem Kindergeburtstag eingeladen ist und die Familie hat kein Geld, um ein Geschenk zu kaufen, wird die Teilnahme an der Feier abgesagt - das erleben wir auch."

Kinder-Vesperkirche in Mannheim
Das Diakonische Werk Mannheim oranisiert die Kindervesperkirche im Stadtteil Waldhof

Statistiken werden dem Problem nicht gerecht

In einigen Gegenden Mannheims ist die Situation laut Metzger besonders prekär. So seien zum Beispiel im Stadtteil Neckarstadt-West rund 40 Prozent der Kinder von Armut betroffen. Betrachte man nur die reine Statistik, werde man der realen Situation nicht gerecht. Sie zeige lediglich den Durchschnittswert.

"Gesellschaftliche Teilhabe und sozialer Aufstieg hängen in Deutschland nach wie vor sehr stark vom Elternhaus und der Herkunft ab."

Um die Probleme schnell in den Griff zu bekommen, setzt Mannheims Bildungsbürgermeister Dirk Grunert auch auf die Unterstützung der Mannheimer Bundestagsabgeordneten. Sie sollen sich in Berlin für eine schnelle Einführung der Kindergrundsicherung stark machen. Dabei, so Grunert, seien vor allem die Abgeordneten der Ampel-Parteien gefragt.

Sozialleistungen kommen häufig nicht an

Grunert ist davon überzeugt, dass die Kindergrundsicherung für mehr Gerechtigkeit sorgen kann. Voraussetzung sei aber auch, dass die Leistungen unkompliziert abgerufen werden könnten. Weil das Sozialsystem in Deutschland sehr komplex ist, kämen Sozialleistungen bei Familien häufig nicht an. Besonders stark von Armut betroffen seien Familien mit geringen Einkommen, Alleinerziehende und Langzeitarbeitslose – ihnen machten auch die Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln zu schaffen.

Bei der Kindergrundsicherung soll es neben einem Basisbetrag für alle Kinder und Jugendlichen einen einkommensabhängigen Zusatzbetrag für hilfebedürftige Familien geben.

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