Mannheims Bildungsbürgermeister Dirk Grunert (Grüne) fordert die Bunderegierung in einer Pressemitteilung auf, die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Grundsicherung "zügig und vollständig" umzusetzen. Gerade für die Stadt Mannheim sei das enorm wichtig; dort sei fast jedes fünfte Kind auf Grundsicherung angewiesen.
Kaum soziale Teilhabe
Das sieht der stellvertretende Leiter des Diakonischen Werks Mannheim, Martin Metzger, ganz genauso. Im Gespräch mit dem SWR sagte er, in die Einrichtungen der Diakonie kämen immer mehr Familien, weil das Geld nicht mehr reiche, um über den Monat zu kommen. Auch die soziale Teilhabe leide zum Teil massiv.
Statistiken werden dem Problem nicht gerecht
In einigen Gegenden Mannheims ist die Situation laut Metzger besonders prekär. So seien zum Beispiel im Stadtteil Neckarstadt-West rund 40 Prozent der Kinder von Armut betroffen. Betrachte man nur die reine Statistik, werde man der realen Situation nicht gerecht. Sie zeige lediglich den Durchschnittswert.
Um die Probleme schnell in den Griff zu bekommen, setzt Mannheims Bildungsbürgermeister Dirk Grunert auch auf die Unterstützung der Mannheimer Bundestagsabgeordneten. Sie sollen sich in Berlin für eine schnelle Einführung der Kindergrundsicherung stark machen. Dabei, so Grunert, seien vor allem die Abgeordneten der Ampel-Parteien gefragt.
Sozialleistungen kommen häufig nicht an
Grunert ist davon überzeugt, dass die Kindergrundsicherung für mehr Gerechtigkeit sorgen kann. Voraussetzung sei aber auch, dass die Leistungen unkompliziert abgerufen werden könnten. Weil das Sozialsystem in Deutschland sehr komplex ist, kämen Sozialleistungen bei Familien häufig nicht an. Besonders stark von Armut betroffen seien Familien mit geringen Einkommen, Alleinerziehende und Langzeitarbeitslose – ihnen machten auch die Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln zu schaffen.
Bei der Kindergrundsicherung soll es neben einem Basisbetrag für alle Kinder und Jugendlichen einen einkommensabhängigen Zusatzbetrag für hilfebedürftige Familien geben.