"Nie wieder ist jetzt!"

Mannheim: Rund 20.000 Menschen bei Kundgebung für Demokratie und Vielfalt

Stand
Autor/in
Martina Senghas
Onlinefassung
Patrick Figaj

In Mannheim haben am Samstag rund 20.000 Menschen an einer Kundgebung für Demokratie und Vielfalt teilgenommen. Aufgerufen dazu hatte ein breites Bündnis.

In Mannheim haben am Samstag nach Einschätzung der Polizei zwischen 15.000 und 20.000 Menschen an einer Kundgebung für Demokratie und Vielfalt teilgenommen. Aufgerufen dazu hatte ein breites Bündnis aus mehr als 300 Organisationen aus der Stadt. Darunter laut Veranstalter Parteien, Vereine und Unternehmen. Anlass waren die Enthüllungen des Recherche-Netzwerks CORRECTIV. Die Kundgebung auf dem Alten Messplatz war in dieser Form eine der größten, die es in Mannheim bislang gegeben hat.

Rednerinnen und Redner sprechen sich für Vielfalt und gegen Rechtsextremismus aus

Zahlreiche Rednerinnen und Redner haben sich vom Podium aus für eine bunte Gesellschaft ausgesprochen und ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Stadtrat und Mitinitiator Gerhard Fontagnier (Grüne) sprach davon, dass man schon seit Jahrzehnten beobachten könne, dass sich in der rechten Szene etwas tue. Angesichts der vielen Menschen bei der Kundgebung sei er froh, dass "alle endlich aufgewacht sind in Deutschland und in Mannheim".

Zahra Alibabanezhad Salem vom Mannheimer Migrationsbeirat - ebenfalls Mitinitiatorin der Kundgebung - betonte, man habe zu lange weggesehen. Menschen mit Migrationsbiographie seien sogar noch aufgefordert worden, die Sorgen derer ernst zu nehmen, die sie los haben wollen.

Man hat versucht, Faschisten zu beruhigen, anstatt sich gegen ihre Ideologie zur Wehr zu setzen.

Der Mannheimer OB Christian Specht auf der Kundgebung gegen Rechtsextremismus
Zahlreiche Rednerinnen und Redner sprachen sich in Mannheim für eine offene Gesellschaft aus.

Mannheimer OB Specht: "Mannheim ohne Zuwanderung nicht denkbar"

Unter den Rednern: Der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Sprecht (CDU). Er erinnerte daran, dass die Kundgebung am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz stattfand und positionierte sich deutlich gegen eine völkisch-nationalistische "Blut- und Bodenideologie".

Unser Mannheim wäre ohne Zuwanderung nicht denkbar. (...) Mannheim ist eine pluralistische Stadt und eine Stadt der Vielfalt. Und diese Vielfalt ist wertvoll, weil gelebte Vielfalt auch immer Freiheit bedeutet.

Christian Specht sagte, man müsse Lehren aus den Entwicklungen in der Weimarer Republik ziehen. Die sei von einer Verrohung des Diskurses und der Unfähigkeit zum Dialog geprägt gewesen. Angesicht der anstehenden Kommunal- und Europawahlen sei es wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen und kompromissfähig zu bleiben.

Palästinaflaggen trotz gegenteiliger Bitte

Einige Menschen waren mit Palästinaflaggen zur Kundgebung gekommen. Die Veranstalter baten mehrmals darum, keine Nationalflaggen zu schwenken, so wie sie es sich vorher offenbar erbeten hatten. Eine rechtliche Handhabe hatten sie allerdings nicht, denn es ist ein demokratisches Recht, bei derartigen Zusammenkünften Nationalflaggen dabei zu haben. Das musste die Polizei nach eigenen Angaben vielen Menschen erklären, die fragten, warum die Flaggen nicht verboten seien.

Hoffnung und Zusammengehörigkeitsgefühl bei den Menschen

Die Veranstaltung verlief insgesamt dennoch friedlich. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Platz kamen zum Teil aus der ganzen Rhein-Neckar-Region. Vor allem in den hinteren Reihen war es schwer akustisch zu verstehen, was auf dem Podium gesprochen wurde. Dennoch zeigten sich viele zufrieden mit der Veranstaltung und betonten, dass es Hoffnung mache, zusammenzustehen, um die Demokratie zu verteidigen. Außerdem helfe das Gefühl, nicht allein zu sein.

Im Anschluss an die Kundgebung riefen antifaschistische Gruppen aus Mannheim noch zu einem Demonstrationszug zum Schloss auf. Der Protestmarsch verlief durch die Mannheimer Einkaufsstraße - die sogenannten Planken. Rund 5.000 Menschen zogen laut Polizei friedlich und ohne Zwischenfälle durch die Innenstadt.

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