Schutz in Not

Mannheim: Mädchennotaufnahme "St. Agnes" wird 20 Jahre alt

Stand
Autor/in
Sarah Hennings
Sarah Hennings, SWR-Regionalstudio Mannheim

Die Mädchennotaufnahme "St. Agnes" in der Mannheimer Neckarstadt-West feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Hier finden junge Frauen rund um die Uhr Schutz.

Seit 2003 werden junge Frauen zwischen 13 und 18 Jahren in der Mädchennotaufnahme "St. Agnes" im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt-West aufgenommen. Die Frauen haben zuvor meist psychische oder körperliche Gewalt oder sexuellen Missbrauch erlebt. Bis zu 24 Mädchen können in St. Agnes gleichzeitig untergebracht werden. In den vergangenen 20 Jahren haben hier insgesamt 2.000 junge Frauen Schutz gesucht.

Idee der Mädchennotaufnahme entstand 2001

Eine Notaufnahme gibt es in der Haupteinrichtung "St. Josef" in Mannheim-Käfertal schon seit vielen Jahren. Es ist eine Anlaufstelle für Mädchen und Jungs. 2001 haben dort vor allem jugendliche Mädchen Hilfe gesucht, so die Einrichtungsleiterin Petra Weber. Aus der Not heraus sei die Mädchennotaufnahme 2003 dann in einem ehemaligen Altenheim in der Mittelstraße in der Neckarstadt-West entstanden. Es sei sinnvoll gewesen, die Mädchen getrennt von den Jungs unterzubringen. Damit habe man einen eigenen Schutzraum geschaffen, erzählt Petra Weber.

Im Gemeinschaftsraum der Mädchennotaufnahme hängt ein Baum an der Wand. Auf den Blättern stehen die Namen der Mädchen, die hier gelebt haben.
Im Gemeinschaftsraum der Mädchennotaufnahme hängt ein Baum an der Wand. Auf den Blättern stehen die Namen der Mädchen, die hier gelebt haben.

Anlaufstelle für junge Frauen

Die Mädchennotaufnahme ist rund um die Uhr geöffnet. Die Mädchen kommen teilweise aus eigenem Antrieb hierher, aber auch das Jugendamt oder die Schule vermitteln den Kontakt zur Einrichtung. Außerdem komme es vor, dass die jungen Frauen direkt von der Polizei übergeben werden. Sie bleiben dann zwischen einer Nacht und mehrere Wochen - in Ausnahmefällen leben die Mädchen hier auch mehrere Jahre. Dies sei aber nicht das Ziel, betont die Hausleiterin Traudl Bellon.

"[In der Mädchennotaufnahme] wäre es einfach schön, wenn die Verweildauer nicht so lange wäre. (...) Weil Notaufnahme immer bedeutet 'ich bin nicht zuhause, ich weiß aber auch nicht, wo es hingeht'."

Zustände und Geschichten der Frauen sind ganz unterschiedlich

Der Zustand der Mädchen beim ersten Kennenlernen sei immer ganz unterschiedlich, so Bellon. Einige kommen direkt von der Straße und haben über Wochen kein Dach über den Kopf gehabt. Andere sind vor Angst aus dem Elternhaus geflohen. Eines ist jedoch klar: Es sind oft bedrückende, schwere Geschichten, mit denen die Erzieherinnen und Betreuerinnen hier konfrontiert sind. Umso schöner seien Besuche von Frauen, die ihre Kindheit hier verbracht haben und eine Perspektive im Leben gefunden haben:

"Natürlich ist man stolz, wenn Mädels zurückkommen und sagen 'Hallo, ich habe es geschafft!'. Das gibt einem schon ein gutes Gefühl."

Die Mädchennotaufnahme "St. Agnes" in der Mannheimer Neckarstadt-West feiert in diesem Jahr 20-Jähriges Jubiläum.
Ein Teil des Teams: Die Einrichtungsleiterin Petra Weber und die Hausleiterin Traudl Bellon (Von links nach rechts).

Frauen werden auch psychologisch betreut

In der Regel gehen die Jugendlichen morgens zur Schule oder in die Ausbildung. Um den Frauen helfen zu können, werden im Laufe des Tages therapeutische Gespräche mit den Erzieherinnen angeboten. Außerdem stünden einmal pro Woche zwei Psychologinnen zur Verfügung. Oft gebe es aber auch die Möglichkeit, am Abend oder in der Nacht mit den Mädchen ins Gespräch zu kommen, so Traudl Bellon. Auch kreative Angebote können den Frauen helfen. Deshalb gibt es zum Beispiel eine Holzwerkstatt und ein Nähzimmer im Haus.

Hauptfinanzierung übernimmt die Stadt Mannheim

Die Mädchennotaufnahme gibt es seit 2003 in der Neckarstadt-West. Getragen wird die Einrichtung von einem freien Träger der Jugendhilfe. Die Hauptfinanzierung übernimmt die Stadt Mannheim mit einem festgelegten Pflegesatz pro Kind. Ausflüge oder sonstige Dinge werden nach Angaben der Verantworlichen über Spenden ermöglicht.

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