Die Stiftung "Off Road Kids" feiert in diesem Jahr ihr Jubiläum. In drei Jahrzehnten hat sie mehrere 10.000 Straßenkinder betreut und einigen wieder zu einem Dach über dem Kopf verholfen.
Ausreißer aus zerrütteten Familienverhältnissen
Einfach weg von zu Hause: für die allermeisten jungen Menschen ist das – früher oder später - der ganz normale Weg in die Selbständigkeit, ins Erwachsenenleben. Für manche ist es aber auch der scheinbar einzig richtige Schritt, um beispielsweise weg von einer zerrütteten Familie zu kommen. Dieser scheinbare Ausweg endet dann nicht selten in einem Leben auf der Straße oder führt im schlimmsten Fall sogar in die Obdachlosigkeit. Die Initiative "Off Road Kids" kümmert sich seit drei Jahrzehnten um Kinder und Jugendliche, die in Deutschland auf der Straße leben. 1993 wurde die heutige Stiftung als Verein in Bad Dürrheim im Schwarzwald-Baar-Kreis von dem Journalisten und Buchautor Markus Seidel gegründet.
Mit einer Recherche fing alles an
Markus Seidels Buch "Straßenkinder in Deutschland" erschien 1994. Bei den Recherchen zum Buch war Seidel selbst erst 26 Jahre alt. Mit den jungen Menschen, über die er schreiben wollte, kam er schnell in Kontakt. Die Geschichten, die er zu hören bekam, haben den jungen Journalisten bewegt. Sogar so sehr, dass er sich zur Aufgabe machte, für die jungen Ausreißer eine Anlaufstelle zu schaffen. "Off Road Kids" hat er seinen Verein genannt.
Inzwischen ist der Verein eine Stiftung mit rund 50 professionellen Sozialfachkräften und Streetworkern. Anlaufstellen gibt es in vielen Großstädten: von München über Frankfurt, Köln und Berlin bis Hamburg.
Zehntausenden Kids geholfen
"In den 30 Jahren seit Bestehen der Off Road Kids haben wir rund zehntausend Straßenkids aktiv und erfolgreich wieder unter ein Dach und auf die Beine gebracht, Zehntausende haben wir bundesweit professionell beraten können", freut sich Markus Seidel.
6.000 Hilferufe
Allein für das Jahr 2023 rechnet Seidel mit 6.000 Hilferufen. Das sind tausend mehr als noch im Jahr zuvor. Rund fünf Millionen Euro im Jahr braucht die Stiftung für ihre Arbeit, die sich zu 90 Prozent aus Spenden finanziert. Nur zehn Prozent kommen von der öffentlichen Hand. "Und das ist eben viel zu wenig", findet Seidel.