Kritik am Konzert auf dem Hockenheimring

Bruce-Springsteen-Konzert in Hockenheim: Polizei äußert sich zum Sicherheitskonzept

Stand

Nach dem Bruce-Springsteen-Konzert in Hockenheim reißt die Kritik am Sicherheits- und Verkehrskonzept nicht ab. Jetzt äußert sich auch die Polizei zu den Umständen.

Für viele Fans von Bruce Springsteen ist der Fall klar: Das Konzert am Freitagabend auf dem Hockenheimring war großartig - aber an der Organisation hat es an vielen Stellen massiv gehapert. Markus Goltz ist einer der rund 80.000 Springsteen-Fans, die für das Konzert nach Hockenheim (Rhein-Neckar-Kreis) gekommen waren. Aber so gut es ihm gefallen hat - hinterher ging es ihm gar nicht gut. Vor allem, weil die Menschenmassen nach dem Event durch zwei enge Tunnel geleitet wurden.

"Die Ordner und die Polizeikräfte standen nur am Rand und haben die Menschenmassen in keiner Weise geleitet. Und von hinten drängten weiter Leute nach.

Markus Goltz
Gedränge nach dem Bruce-Springsteen-Konzert in Hockenheim

Markus Goltz ist Notarzt und macht seit über 40 Jahren unter anderem Dienst bei Großveranstaltungen. Seine Einschätzung: Wäre es in Hockenheim zu Panik gekommen, hätte es Tote geben können.

Veranstaltungsleiter: "Zugang zum Tunnel begrenzt"

Ähnliche Äußerungen finden sich auch vielfach in den sozialen Medien. Der Leiter der Veranstaltung, Marten Pauls, weist diese Vorwürfe jedoch von sich.

"Mit diesem Tunnel befasse ich mich seit fast zehn Jahren. Rund um den Tunnel gibt es organisatorische und technische Sicherheitsmaßnahmen. Der Zulauf in den Tunnel wird von vornherein so begrenzt, dass sich nie mehr Menschen darin aufhalten können, als durch ihn hindurchlaufen können."

Verwirrung um Hinweise zum Verlassen des Geländes

Die Polizei hatte das zunächst anders bewertet. Der Pressesprecher des Mannheimer Polizeipräsidiums, Patrick Knapp, hatte dem SWR gesagt, man sei davon überrascht gewesen, dass die Zuschauer das In-Field nach dem Konzert über den EWS-Tunnel verlassen hätten. Bei der Polizei sei man davon ausgegangen, dass der Veranstalter das Publikum darauf hingewiesen habe, diesen Ausgang zu benutzen.

Der Veranstalter Live Nation hatte daraufhin klargestellt, dass es von Veranstalterseite keine dementsprechenden Hinweise gegeben habe. Es sei vielmehr so gewesen, dass viele Menschen diesen Ausgang gewählt hätten, obwohl sie vorab darüber informiert worden waren, dass sie einen anderen Weg nehmen sollten. Es habe Dinge gegeben, die nicht erwartungsgemäß verlaufen seien. Zu einer sicherheitsbedenklichen Situation sei es dennoch nicht gekommen.

Diese Darstellung wird jetzt von der Polizei bestätigt. Tatsächlich hätten die Organisatoren die Besucher dazu aufgefordert, das Veranstaltungsgelände über den Eingang-Nord oder über den Haupteingang am Conti-Kreisel zu verlassen.

"Es ist zu vermuten, dass entweder die Infos auf den Leinwänden nicht vollständig wahrgenommen wurden oder viele einfach anderen Menschen folgten ohne auf die Infos auf den Leinwänden zu achten."

Bruce Springsteen war am Freitagabend in Hockenheim (Rhein-Neckar-Kreis) zu Besuch.
Bruce Springsteen war am Freitagabend in Hockenheim (Rhein-Neckar-Kreis) zu Besuch

Verkehrschaos in Hockenheim und Oftersheim

Neben der Situation an den Tunnels gab es außerdem massive Kritik daran, dass es nach dem Konzert kein Personal mehr gab, um die Abfahrt von den Parkplätzen zu regeln. Die Bahnhöfe seien heillos überfüllt und viel zu wenig Züge eingesetzt gewesen.

Außerdem meldete die etwa zehn Kilometer entfernte Gemeinde Oftersheim chaotische Verkehrsverhältnisse durch parkende Autos. Der Bürgermeister kündigte an, dass er das Thema aufarbeiten möchte.

Dass es Schwächen beim Sicherheits- und Verkehrskonzept gab, will Veranstaltungsleiter Marten Pauls so nicht stehen lassen. Dem SWR sagte er, die Abfertigung auf den Parkplätzen sei absolut reibungslos verlaufen, und dass sich der ein oder andere Besucher bei einem Konzert mit 80.000 Besuchern unwohl fühle, sei nicht zu vermeiden.

Stadt Hockenheim mit Ablauf zufrieden

Auch nach Meinung der Stadt Hockenheim war alles im grünen Bereich. Sie hat als Behörde das Verkehrs- und Sicherheitskonzept genehmigt – nach Absprache mit dem Veranstalter, der Polizei und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK). Allerdings nehme man die Beschwerden und Sorgen der Besucher sehr ernst, so Sprecher Christoph Henninger. 

"Das ist jetzt wirklich eine Situation, in der wir im Nachgang mit allen Beteiligten eine kritische Analyse vornehmen werden."

Auch Polizei und Veranstalter wollen Umstände aufarbeiten

Nach Angaben der Polizei hätten sich die Springsteen-Fans insgesamt sehr diszipliniert verhalten - und das Rote Kreuz hatte nach eigenen Angaben weniger zu tun, als sonst bei großen Open-Air-Konzerten. Polizeisprecher Patrick Knapp kündigte an, den Fall nachzubereiten und für die nächsten Veranstaltungen Schlüsse daraus zu ziehen. Und auch der Veranstalter kündigte an, die Beschwerden ernst zu nehmen und für zukünftigen Planungen daraus zu lernen.

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