Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das mehrere Millionen Euro kostet und mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen soll: Die BASF will mit Erdwärme ihren CO-2-Fußabdruck deutlich kleiner machen und die Firma Vulcan will aus heißem Wasser aus der Erde unter der BASF den Rohstoff Lithium gewinnen. Schließlich sollen noch tausende Haushalte mit grüner Fernwärme versorgt werden.
CO2-freie Wärmeenergie Werk Ludwigshafen: BASF will in Geothermie einsteigen
Das Ludwigshafener Chemieunternehmen BASF plant, gemeinsam mit dem Karlsruher Lithium-Hersteller Vulcan Energy in die Geothermie einzusteigen. Das gaben beide Unternehmen am Mittwoch bei einer Pressekonferenz bekannt.
Ob das auch alles klappt, das steht in den Sternen. Denn zunächst will die Firma Vulcan erkunden, wo das heiß begehrte heiße Wasser unter dem BASF-Werk genau fließt. Dazu sind aufwändige Messungen geplant.
Drei bis fünf Rüttelfahrzeuge sollen unterwegs sein
Der Vulcan-Geschäftsführer Thorsten Weimann erklärt, wie die genau ablaufen werden: Die Anzahl der sogenannten Vibrationsfahrzeuge werde zwischen drei und fünf liegen, so Weimann: "Die fahren dann einige Meter, stellen sich auf und geben den Schall in den Untergrund ab. Das dauert immer ungefähr eine Minute. Dann fahren sie weiter."
Natürlich müssten diese Fahrzeuge auch entsprechend abgesichert sein. Das heißt, es befinden sich davor und dahinter noch Sicherungsfahrzeuge. Es sei also immer ein Trupp zwischen sieben und zehn Fahrzeugen, die sich auf einer Linie entlang bewegen.
Wann geht es los? Der genaue Tag steht noch nicht fest, aber Ende Februar oder Anfang März 2025 will die Karlsruher Firma mit den Messungen für ihr bislang wohl wichtigstes Projekt beginnen.
Fernwärme für Haushalte in Ludwigshafen und Frankenthal
Thorsten Weimann, er ist einer von drei Vulcan-Geschäftsführern, erläutert anschaulich, warum sogenannte 2D- und später 3-D-Messungen nötig sind, um an das rund 160 Grad heiße Wasser in etwa 3000 Metern Tiefe zu kommen. Mit diesem Wasser sollen dann irgendwann 15.000 Haushalte rund um Ludwigshafen mit grüner Fernwärme versorgt werden sollen.
"Es sei ein bisschen so wie die Suche nach einem Kirschkern, der beim backen in eine Schwarzwälderkirschtorte gefallen ist", sagt Geschäftsführer Weimann: "Und wenn Sie jetzt versuchen, diesen Kirschkern zu finden, und Sie nehmen ein Messer und machen entsprechende "2-D-Schnitte", ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie diesen Kirschkern finden, relativ gering."
Noch mindestens zwei Jahre bis gebohrt wird
Wenn man aber eine dreidimensionale Untersuchung per Rüttelfahrzeug davon mache, dann könne man sehr genau lokalisieren, wo der Kirschkern ist und ihn dann ganz gezielt rausholen, so der Geschäftsführer.
Bezogen auf die BASF und ihre Umgebung heißt das: Nach den 2-D-Messungen Anfang 2025 sollen dann etwa ein Jahr später die 3-D-Messungen folgen. Erst danach wird es eine Probebohrung nach dem heiß begehrten Wasser geben.
Aber das auch nur, wenn die Messungen Erfolg versprechen, sagt Thorsten Weimann: "Wo gebohrt wird, kann ich noch nicht sagen. Wir brauchen nach den Messungen sicherlich noch bis 2027, bis die Bauarbeiten beginnen können. Vorher müssen wir natürlich einen entsprechende Standort gefunden haben und alle Genehmigungen dafür eingeholt haben."
Vulcan wartet noch auf Genehmigung des Bergamtes
Apropos Genehmigungen: Für die 2-D-Messungen, die frühestens Ende Februar 2025 beginnen sollen, rechnet Vulcan mit einer Genehmigung des Bergamtes in diesen Tagen. Damit es losgehen kann, seien aber auch noch Genehmigungen der betroffenen Städte und Gemeinden nötig, bei denen die Rüttelfahrzeuge unterwegs sein werden.
Laut Vulcan muss sichergestellt werden, dass eventuelle Schäden an Straßen oder Gebäuden durch das Rütteln auch nachvollziehbar sind. Dazu sagt Thorsten Weimann: "Das heißt wir halten uns daran, dass die Bodenschwing-Geschwindigkeit - das heißt, wie schnell bewegt sich der Boden wirklich in der Nähe der Fahrzeuge unter den in den entsprechenden Normen angegebenen Werten bleiben. Das wird direkt bei der Vibration überwacht, auch direkt in der Nähe der Fahrzeuge, damit es da nicht zu Schäden an Gebäuden oder an anderen Infrastrukturen kommt."
Voruntersuchungen, um mögliche Schäden zu dokumentieren
Es gebe auch auch Voruntersuchungen, damit spätere Schäden nachvollzogen werden können: "An einigen neuralgischen Punkten können entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden. Das heißt man macht dort Video-Untersuchungen oder Fotodokumentationen, das lohnt sich in der großen Fläche nicht, sondern nur an einigen speziellen Orten."
Bürgerinfos sind geplant
Um die Bürgerinnen und Bürger zu informieren, seien Info-Veranstaltungen rund um das BASF-Werk in Ludwigshafen geplant. Termine gebe es noch nicht. Thorsten Weimann rechnet mit kritischen Fragen der Nachbarschaft, die eventuell Angst vor Rissen in ihren Häusern oder Straßen hat.
"Ich rechne auf jeden Fall mit Fragen, weil viele Bürger wissen nicht genau, was ist Geothermie und was kommt auf sie zu. Und deswegen lade ich auch wirklich die Bürger sehr herzlich zu den Bürgerinformationen ein. Kommen Sie und stellen Sie die kritischen Fragen, damit wir Ihnen Informationen an die Hand geben können und Sie sich ein Bild machen können. Was machen wir da genau?"
Vulcan will "transparent sein"
Das sei einer der wichtigsten Schritte, um Ängste abzubauen: "Wissen zu vermitteln, Informationen zu geben und transparent zu sein,", sagt der Vulcan Geschäftsführer dem SWR. Das Unternehmen ist an der australischen Börse notiert. Die Muttergesellschaft ist in Australien, in Deutschland hat Vulcan derzeit rund 370 Mitarbeiter.