Rund 80.000 Menschen am Hockenheimring

Bruce-Springsteen-Konzert: Veranstalter weist Kritik an der Organisation zurück

Stand
Autor/in
Laura Uzupyte
SWR-Reporterin Laura Uzupyte aus Mannheim.
Sarah Hennings
Sarah Hennings, SWR-Regionalstudio Mannheim
Onlinefassung
Jakob Fandrey
SWR-Redakteur Jakob Fandrey

Am Hockenheimring waren am Freitag etwa 80.000 Menschen beim Bruce-Springsteen-Konzert. Besucher berichten von einer schlechten Organisation. Der Veranstalter weist die Vorwürfe zurück.

Bruce Springsteen hat auf seiner Tour am 21. Juli auch Halt am Hockenheimring (Rhein-Neckar-Kreis) gemacht. Das Konzert begann etwas später als geplant, weil viele Fans im Verkehrschaos stecken blieben. Der Konzertabend ist aus Sicht der Polizei aber ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Laut Mitteilung von Samstagmorgen sei es ein nahezu störungsfreies Konzert gewesen.

Konzert startete mit Verspätung - "Springsteen überirdisch, Orga unterirdisch"

Einlass in Hockenheim war ab 16:30 Uhr. Doch schon ab 15 Uhr staute sich der Verkehr auf den Zufahrtstraßen. Bruce Springsteen & The E Street legten um 19:30 Uhr los - sie haben den Fans zuliebe verspätet gestartet, denn viele waren noch auf den vollen Zufahrtsstraßen oder auf dem Weg mit der Bahn unterwegs. Laut Polizei waren bis 20:30 Uhr noch immer Menschen auf der Anfahrt zum Konzert. Von Besucherseite gab es neben der Kritik an der Verkehrsführung auch Bedenken wegen des Sicherheitskonzepts, vor allem was die Situation in den beiden Tunnels anbelangte.

Veranstalter: Es gab kein Verkehrschaos und die Sicherheitslage war zu keiner Zeit bedenklich

Der Veranstaltungsleiter weist die Vorwürfe einer schlechten Organisation auf Anfrage des SWR zurück. Was die langen Staus anbelangt, habe man alle Ticketinhaber vorab informiert, dass sie sehr viel mehr Anreisezeit als üblich einplanen sollten wegen der zahlreichen Baustellen auf den zubringenden Autobahnen. Manche hätten die Information nicht berücksichtigt. Und was die mangelnde Sicherheit anbelangt, so beschäftige man sich seit vielen Jahren mit der engen Situation am EWS-Tunnel. Durch ein System mit Absperrgittern sorge man dafür, dass nie mehr Menschen in den Tunnel geleitet würden, als dieser fassen könne.

"Natürlich kann es in der persönlichen Wahrnehmung dazu kommen, dass der einzelne Besucher sich unwohl fühlt, wenn er sich in einer großen Menschenmenge bewegt."

Das Sicherheitskonzept beruht laut Veranstaltungsleiter auf langjährigen Erfahrungen und ist von mehreren Stellen abgesegnet worden, unter anderem der Polizei und der Stadt Hockenheim.

Notfallmediziner: Bei Panik hätte es Tote geben können

Kritik an der Art und Weise, wie die vielen Besucherinnen und Besucher durch die Tunnels geschleust wurden, kam beispielsweise von einem Notfallmediziner, der als Besucher vor Ort war. Bei dem einen Tunnel sei der ungebremste Besucherstrom auf die Hälfte eingeengt worden; außerdem habe es zwischen und hinter den Tunnels keine Ausweichmöglichkeiten gegeben. Der Arzt berichtete, dass er sich in 40 Jahren sanitäts- und notärztlicher Tätigkeit bei Großveranstaltungen noch nie so unwohl gefühlt habe wie in diesen Tunnels.

"Wäre es in einem der beiden Tunnels zu einer Panik gekommen, hätte es wiederum viele Tote geben können."

Markus Goltz
Gedränge nach dem Bruce-Springsteen-Konzert in Hockenheim

Konzertbesucher vergleicht Situation mit Loveparade 2010

Das Konzert endete um 22:15 Uhr. Manche Fans, die mit dem Auto angereist waren, mussten viel Geduld aufbringen, weil sie wegen des Verkehrschaos laut Polizei erst gegen 2 Uhr vom Parkplatz kamen. Generell übten auch Konzertbesucher Kritik an der Organisation: "#springsteen war überirdisch, die Orga drumherum in #hockenheim unterirdisch", so ein User nach dem Konzert, der ein Video aus einem Zug nach dem Konzert bei Twitter postete. Bis in die frühen Morgenstunden hätten sich Menschen am Bahnhof gedrängt, beklagte sich ein anderer User.

Von einem Bahnversagen sprach ein weiterer User, der berichtete, dass die Polizei an die Wartenden Wärmedecken verteilt habe. Ein weiterer User verglich die Situation um den Hockenheimring gar mit dem Unglück rund um die Loveparade 2010 in Duisburg, als aufgrund einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben kamen. Eine Besucherin vor Ort schilderte dem SWR außerdem folgende Eindrücke: "Es war total fahrlässig. Ich hatte Angst durch die zwei Tunnel zu gehen. Wäre etwas Unerwartetes passiert, wäre es zu einer Panik gekommen. Ordner waren hilflos".

Der Tweet eines Konzert-Besuchers

Sanitäter mussten 135 Mal ausrücken

Insgesamt hat es am Freitagabend 135 Einsätze auf dem Konzertgelände gegeben. Das teilte die Integrierte Leitstelle Heidelberg / Rhein-Neckar-Kreis auf SWR-Anfrage mit. In rund zwanzig Fällen mussten demnach Personen zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. Damit sei es verhältnismäßig ruhig gewesen, so ein Sprecher der Leitstelle. Am Bahnhof habe es vermehrt "Probleme" gegeben. Bis circa 4 Uhr morgens mussten die Rettungssanitäter wegen Kreislauf-Problemen und Stürzen ausrücken. Am Abend waren 262 Einsätzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes im Einsatz.

Stau, lange Wege und Parkgebühren bis zu 75 Euro

Für die An- und Abreise zum Hockenheimring mussten Musik-Fans nicht nur jede Menge Zeit mitbringen, sondern auch tiefer in den Geldbeutel greifen. Das hat nicht nur für Vorfreude, sondern auch bei einigen für Unmut gesorgt. Denn die Parkmöglichkeiten vor Ort sind teuer. Der Veranstalter hatte empfohlen, Parktickets im Vorverkauf über Ticketmaster oder Eventim zu kaufen. Die Preise hatten es in sich: Sie lagen bei 25 Euro für die offiziellen Parkplätze außerhalb der Rennstrecke. Innerhalb der Rennstrecke hat ein Parkplatz 50 Euro gekostet.

Wer sein Parkticket erst vor Ort kaufte, musste noch tiefer in die Tasche greifen: Das kostete um die Hälfte mehr - zwischen 37,50 und 75 Euro. Wer außerhalb der Rennstrecke geparkt hatte, musste noch bis zu einer Stunde bis zur Bühne laufen.

"Die Polizei hat das gut gemacht und uns super schnell auf die Autobahn geleitet."

Auch dort gab es wohl Probleme. Eine Facebook-Userin berichtete von Gegenverkehr auf der eingerichteten Einbahnstraße und Ordnern, die sich nicht mit den Parkplätzen ausgekannt hätten. Außerdem sei ihr gebuchter Parkplatz angeblich belegt gewesen. Lob gab es für die Polizei-Unterstützung vor Ort: "Die Polizei hat das gut gemacht und uns super schnell auf die Autobahn geleitet."

Andere Konzertbesucherinnen und -besucher konnten durch die Fahrt mit dem Fahrrad das Verkehrschaos umgehen. Eine Facebook-Userin schreibt: "Wir sind aus Ludwigsburg und haben rechtzeitig in Speyer im Hotel eingecheckt, damit wir mit dem Fahrrad aufs Konzert fahren können. Das war die beste Entscheidung!"

Außerdem galt am Freitag ein neues Zugangs- und Ausgangskonzept am Hockenheimring. Das betraf den Contikreisel auf dem Weg zur Rennstrecke beziehungsweise zum Innenraum. Ins Motodrom ging es über 50 Schleusen, die nach dem Einlass komplett abgebaut wurden. Dadurch sollte der Ausgang nach dem Konzert frei sein.

Menschen laufen zum Hockenheim-Ring
"The Boss"-Fans strömen zum Konzert. Viele sind sogar aus dem Ausland angereist.

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