Der Heidelberger Plastinator Gunther von Hagens wurde mit seinen Plastinaten von Toten weltberühmt - inzwischen gibt es weltweit Ausstellungen, in denen nach seiner Methode präparierte Leichen zu sehen sind. Eine davon ist in Heidelberg. Nicht jeder möchte sich das ansehen, geschweige denn die Exponate anfassen - schließlich handelt es sich bei den Plastinaten um tote Menschen.
Blindenverein organisierte den Ausstellungsbesuch in Heidelberg
Der Badische Blindenverein hat jetzt mit einer Gruppe blinder Physiotherapeuten die Heidelberger Ausstellung besucht. Mit einer Sondergenehmigung durften sie die zahlreichen Exponate anfassen.
Eine der angehenden, blinden Physiotherapeuten ist Marlene. Mit Fingerspitzengefühl tastet sie die toten Menschen in den Körperwelten ab. Für sie ist der Besuch der Ausstellung sehr aufschlussreich.
Führungsleiter: Heidelberger Körperwelten-Exponate sind Kunstwerke
Alle Plastinate stammen von Körperspendern. Manche halten das für geschmacklos, andere finden es faszinierend. Für den Führungsleiter sind die Exponate Kunstwerke.
Die Körperteile nimmt Yassan nur in Schimmern wahr. Für ihn sind die Toten noch etwas aufwühlend. Nieren, Herzen, Lungen: Für die Blinden sind die Ausstellungsstücke mehr als nur ein Organmodell aus dem Sachunterricht.
Ausstellungsbesuch in Heidelberg hilft den Therapeuten bei ihrer künftigen Arbeit
Alle fühlen anders. Die Wahrnehmung der Blinden ist unterschiedlich. Durch Berührung entstehen ganz individuelle Bilder im Kopf. Für die angehenden Physiotherapeuten ist diese Erfahrung wichtig, denn in Zukunft wollen sie Menschen dabei helfen, gesund zu werden. Blinde haben für diesen Beruf eine besondere Begabung, sagt Ausbilder Andreas Grasmann.
Und genau mit dieser Feinfühligkeit werden sie sich in Zukunft auch um die Körper ihrer lebenden Patienten kümmern.