Revolution in der Baubranche?

Heidelberg: IT-Firma zieht in Haus aus dem 3D-Drucker ein

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Autor/in
Senghas, Martina
Onlinefassung
Handrich, Isabel

Auf einem ehemaligen US-Kasernengelände in Heidelberg ist ein Gebäude im 3D-Druck-Verfahren entstanden. Der Rohbau stand innerhalb von 170 Stunden. Nun ist die Schlüsselübergabe erfolgt.

Auf dem Gelände der ehemaligen Campell-Barracks in Heidelberg ist im vergangenen Jahr innerhalb von 170 Stunden ein Gebäude komplett im 3D-Druck-Verfahren entstanden. Jetzt zieht die Firma "Heidelberg iT" in das Gebäude ein.

Am Dienstag übergab der Bauherr feierlich den Schlüssel an die neuen Mieter. Der Heidelberger Computer-Dienstleister wird das neue Gebäude als "Server-Hotel" nutzen, das heißt als ein mit Computern vollgestelltes Rechenzentrum.

Baufirma spricht vom größten 3D-Druck-Haus in Europa

Nach Auskunft der Krausgruppe, die das Gebäude errichtet hat, handelt es sich um das größte Projekt, das bisher im 3D-Druck-Verfahren in Europa realisiert wurde. Es ist etwas mehr als 50 Meter lang, elf Meter breit und neun Meter hoch.

Insgesamt 170 Stunden benötigte der 3D-Drucker, bis der Rohbau stand, zehn Monate dauerte es, bis alles fertig war. Nach Angaben des Bauherrn war es zum Beispiel schwierig, auf die Wellenform des Gebäudes ein Dach zu setzen. Da für den Druck außerdem ein spezieller Beton genutzt wurde, gab es noch keine zugelassenen Fenster.

Das Gebäude von außen, die Struktur der Wände ist gerillt.
Das Gebäude stammt komplett aus einem 3D-Drucker. Dort wird ein Heidelberger Computer-Dienstleister künftig seine Server unterbringen.

Wie das 3D-Gebäude in Heidelberg im vergangenen Jahr errichtet wurde, ist in diesem Video zu sehen:

Gebäude aus dem 3D-Drucker in Heidelberg

Das Versprechen: Schnelle und umweltfreundliche Bauweise

Das Versprechen von Seiten der verantwortlichen Architekten und Bauherren: Die 3D-Druck-Bauweise ist schneller und umweltfreundlicher als herkömmliche Methoden. Bei einem gedruckten Haus wird Schicht um Schicht Beton aufgetragen, der über einen Schlauch aus dem Drucker kommt - ungefähr so wie Sahne aus einem Spritzbeutel.

Dadurch, dass der Beton für den sogenannten Portaldrucker vor Ort angemischt wird, wird offenbar weniger Material verbraucht als durch Lkw-Anlieferung. Außerdem braucht man weniger Personal, um den Bau durchzuführen.

Das Gebäude von innen. Eine Wand mit Struktur wird grün angestrahlt.
Der 3D-Drucker hat Schicht um Schicht den Beton aufgetragen. Dadurch sind die Wände nicht glatt, sondern strukturiert.

Revolution in der Baubranche? Noch sind viele Fragen offen

Bei dem Bau arbeitete die Krausgruppe unter anderem mit "Heidelberg Materials" - ehemals HeidelbergCement - zusammen. Für den Druck ist ein besonderer Hightech-Baustoff nötig, über dessen Zusammensetzung wenig bekannt ist. Er soll zu 100 Prozent recyclebar sein, zum Beispiel für den Straßenbau. Für neue Gebäude kann er noch nicht wiederverwendet werden.

Das erste 3D-Druck-Wohnhaus in Deutschland steht in Beckum in Nordrhein-Westfalen. Wie revolutionär die 3D-Druck-Bauweise ist, ist noch nicht absehbar. Die Portaldruckanlagen sind bisher nämlich deutlich größer als die herzustellenden Gebäude, und das könnte vor allem im innerstädtischen Bereich schwierig werden.

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