"Hohe Belastung für Einsatzkräfte"

Ein Jahr nach Chemieunfall in Mannheim: Bilanz der Feuerwehr

Stand
Autor/in
Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim

Schock im Mannheimer Hafen am 23. August 2022: In einem Container war eine Chemikalie ausgetreten, zeitweise stand eine Giftwolke am Himmel. Der Feuerwehrchef blickt zurück.

Vor rund einem Jahr kam es am Hafen in Mannheim zu einem komplexen Chemieunfall. 16 Polizeibeamtinnen und -beamte und ein Kranführer hatten damals giftige Dämpfe eingeatmet und wurden leicht verletzt. Bei dem ausgetreten Stoff handelte es sich um Hydrosulfit, das in der Textilindustrie als Bleichmittel eingesetzt wird. Die Fässer in dem Container stammten vom Ludwigshafener Chemiekonzern BASF und sollten in die Türkei verschifft werden.

Bergung der Fässer im Mannheimer Hafen: Ein schwieriges Manöver

Im Mannheimer Stadtteil Jungbusch, der an den Hafen grenzt, war Sirenengeheul ertönt. Die Behörden hatten die Menschen dort aufgefordert, ihre Fenster und Türen geschlossen zu halten. In der Innenstadt war der Verkehr teilweise zum Erliegen gekommen. Die spätere Bergung der Fässer war ein schwieriges Manöver, weil die Feuerwehr-Einsatzkräfte den erhitzten Container tagelang mit Wasser aus dem Rhein abkühlen mussten, um schließlich ins Innere des Containers gelangen zu können.

Der Container mit den Hydrosulfit-Fässern wird nach dem Chemieunfall am Mannheimer Hafen weiter gekühlt
Kühlung des Containers mit Hydrosulfit-Fässern am Mannheimer Hafen Ende August 2022.

Hohe Belastung für Einsatzkräfte der Feuerwehr Mannheim

Der Leiter der Mannheimer Feuerwehr, Thomas Näther, sagte dem SWR jetzt, aus heutiger Sicht sei der Einsatz damals zwar anstrengend und aufwendig, aber insgesamt erfolgreich gewesen.

"Im Großen und Ganzen würden wir den Einsatz wieder so machen, auch mit dem Wissen dass er wieder genauso fordernd sein würde."

Die Belastung für das eingesetzte Personal sei hoch gewesen, so Näther. Damals herrschten ähnlich hohe Temperaturen wie in diesen Tagen. Belastend sei zudem die Dauer des Einsatzes gewesen, der sich wegen der Containerkühlung über mehrere Tage erstreckte. Erst am 31. August 2022, eine Woche nach dem Unfall, konnten Einsatzkräfte den Container öffnen, die Fässer bergen und mit der Ursachensuche beginnen.

Der Mannheimer Feuerwehr-Chef Thomas Näther vor einem Feuerwehreinsatzwagen in Hauptfeuerwache
Der Mannheimer Feuerwehr-Chef Thomas Näther beurteilt den Einsatz vor einem Jahr als erfolgreich.

Ermittlungen zu Container-Unfall im März eingestellt

Die Staatsanwaltschaft Mannheim hatte ihre Ermittlungen zu den Ursachen des Unfalls Mitte März 2023 eingestellt. Es habe sich, so die Behörde, kein strafrechtlich relevantes Verhalten ergeben. Ermittelt wurde zunächst wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Die Ermittelnden hatten zwei Gutachten für Gefahrgut-Logistik und für Materialprüfung sowie eine Expertise ausgewertet, die der Ludwigshafener Chemie-Konzern BASF in Auftrag gegeben hatte.

Straße in Mannheimer Hafen mit Lkw und Containern und Kran
Ein Blick auf den Ort im Mannheimer Hafen, wo es am 23. August 2022 zum Containerunfall kam. Jetzt ist davon nichts mehr zu sehen.

Demnach, so die Staatsanwaltschaft, kam bei einem der Gutachten heraus, dass es an einem der Chemie-Fässer im Container eine "schlitzförmige Beschädigung" gab. Dieser Schaden sei "mit großer Wahrscheinlichkeit" durch eine Gabelstapler-Gabel beim Beladevorgang verursacht worden. Eine "zweifelsfreie Zuordnung" sei jedoch nicht möglich, so die Behörde.

BASF Ludwigshafen: Schulungen zum Thema "Ladungssicherheit"

Ein Sprecher des Ludwigshafener Chemiekonzerns BASF teilte dem SWR jetzt mit, es habe nach dem Containerunfall unter anderem zusätzliche Schulungen von Mitarbeitenden zum Thema Ladungssicherheit gegeben. Zudem achte man verstärkt darauf, dass beim Beladen von Fässern möglichst nur Gabelstapler mit abgerundeten Zinken eingesetzt werden. Dabei, so der BASF-Sprecher weiter, stehe die Ursache mit Verweis auf die Staatsanwaltschaft nicht zweifelsfrei fest.

Staatsanwaltschaft: "witterungsbedingt äußerst ungünstiger Verlauf"

Die Staatsanwaltschaft teilte in ihrer Mitteilung Mitte März 2023 mit, es gebe keine Anhaltspunkte dafür, "dass die Beschädigung von den daran Beteiligten bemerkt wurde, dass der Anstich nicht unmittelbar wahrgenommen werden konnte". Es habe sich, so die Behörde abschließend, um einen "witterungsbedingt äußerst ungünstigen Verlauf" gehandelt.

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