Vor rund einem Jahr kam es am Hafen in Mannheim zu einem komplexen Chemieunfall. 16 Polizeibeamtinnen und -beamte und ein Kranführer hatten damals giftige Dämpfe eingeatmet und wurden leicht verletzt. Bei dem ausgetreten Stoff handelte es sich um Hydrosulfit, das in der Textilindustrie als Bleichmittel eingesetzt wird. Die Fässer in dem Container stammten vom Ludwigshafener Chemiekonzern BASF und sollten in die Türkei verschifft werden.
Bergung der Fässer im Mannheimer Hafen: Ein schwieriges Manöver
Im Mannheimer Stadtteil Jungbusch, der an den Hafen grenzt, war Sirenengeheul ertönt. Die Behörden hatten die Menschen dort aufgefordert, ihre Fenster und Türen geschlossen zu halten. In der Innenstadt war der Verkehr teilweise zum Erliegen gekommen. Die spätere Bergung der Fässer war ein schwieriges Manöver, weil die Feuerwehr-Einsatzkräfte den erhitzten Container tagelang mit Wasser aus dem Rhein abkühlen mussten, um schließlich ins Innere des Containers gelangen zu können.
Hohe Belastung für Einsatzkräfte der Feuerwehr Mannheim
Der Leiter der Mannheimer Feuerwehr, Thomas Näther, sagte dem SWR jetzt, aus heutiger Sicht sei der Einsatz damals zwar anstrengend und aufwendig, aber insgesamt erfolgreich gewesen.
Die Belastung für das eingesetzte Personal sei hoch gewesen, so Näther. Damals herrschten ähnlich hohe Temperaturen wie in diesen Tagen. Belastend sei zudem die Dauer des Einsatzes gewesen, der sich wegen der Containerkühlung über mehrere Tage erstreckte. Erst am 31. August 2022, eine Woche nach dem Unfall, konnten Einsatzkräfte den Container öffnen, die Fässer bergen und mit der Ursachensuche beginnen.
Ermittlungen zu Container-Unfall im März eingestellt
Die Staatsanwaltschaft Mannheim hatte ihre Ermittlungen zu den Ursachen des Unfalls Mitte März 2023 eingestellt. Es habe sich, so die Behörde, kein strafrechtlich relevantes Verhalten ergeben. Ermittelt wurde zunächst wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Die Ermittelnden hatten zwei Gutachten für Gefahrgut-Logistik und für Materialprüfung sowie eine Expertise ausgewertet, die der Ludwigshafener Chemie-Konzern BASF in Auftrag gegeben hatte.
Demnach, so die Staatsanwaltschaft, kam bei einem der Gutachten heraus, dass es an einem der Chemie-Fässer im Container eine "schlitzförmige Beschädigung" gab. Dieser Schaden sei "mit großer Wahrscheinlichkeit" durch eine Gabelstapler-Gabel beim Beladevorgang verursacht worden. Eine "zweifelsfreie Zuordnung" sei jedoch nicht möglich, so die Behörde.
BASF Ludwigshafen: Schulungen zum Thema "Ladungssicherheit"
Ein Sprecher des Ludwigshafener Chemiekonzerns BASF teilte dem SWR jetzt mit, es habe nach dem Containerunfall unter anderem zusätzliche Schulungen von Mitarbeitenden zum Thema Ladungssicherheit gegeben. Zudem achte man verstärkt darauf, dass beim Beladen von Fässern möglichst nur Gabelstapler mit abgerundeten Zinken eingesetzt werden. Dabei, so der BASF-Sprecher weiter, stehe die Ursache mit Verweis auf die Staatsanwaltschaft nicht zweifelsfrei fest.
Staatsanwaltschaft: "witterungsbedingt äußerst ungünstiger Verlauf"
Die Staatsanwaltschaft teilte in ihrer Mitteilung Mitte März 2023 mit, es gebe keine Anhaltspunkte dafür, "dass die Beschädigung von den daran Beteiligten bemerkt wurde, dass der Anstich nicht unmittelbar wahrgenommen werden konnte". Es habe sich, so die Behörde abschließend, um einen "witterungsbedingt äußerst ungünstigen Verlauf" gehandelt.