Verrückte Frisuren und bunte Kostüme wie aus einer anderen Welt: glitzernde Flügel auf dem Rücken, Hörner auf der Stirn oder von Kopf bis Fuß blau bemalt - so sehen die Fans bei der "Animagic" in Mannheim aus.
Die "Animagic" ist der Jahreshöhepunkt für alle Cosplayer und Fans der Szene. Unter dem Motto "Life is Live" feiern zehntausende Besucherinnen und Besucher jedes Jahr ihre Lieblingsfilme und -serien aus der japanischen Anime-Popkultur. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind Cosplayer und verkleiden sich bei der dreitägigen Veranstaltung. Sie sehen aus wie ihre Helden aus japanische Manga-Filmen.
Ehrengäste aus Japan
Die "Animagic" findet seit 1999 jährlich im Sommer statt, seit 2017 in Mannheim. Die Messe wird vom Verlag des Fachmagazins "AnimaniA" veranstaltet. Es sind viele japanische und deutsche Ehrengäste aus der Anime-Welt zu Gast, es gibt auch Signier-Stunden mit den Stars der Szene. Die "Animagic" bietet ein buntes Bühnenprogramm, Workshops und auch einen Künstlermarkt.
Cosplayerin Ändy: "War schon als Kind begeistert von Anime"
Auch die 29-jährige Ändy ist dabei. Sie arbeitet in einer Sozialeinrichtung in Mannheim. Vor drei Jahren hat die Mannheimerin mit Cosplay angefangen, seit anderthalb Jahren ist sie aktiv bei den Treffen der Szene dabei, den sogenannten Conventions. Insgesamt hat sie schon 23 Conventions besucht. Dieses Jahr verkleidet sie sich unter anderem als Prinzessin Peach, das ist eine Figur aus dem Videospiel "Mario Kart". Für sie ist die "Animagic" immer etwas Besonderes.
Schon als Kind sei sie begeistert gewesen von der Anime-Welt. Sie liebt ihre Helden aus der Kindheit immer noch. Cosplay hat sie aus einem kreativen Tief herausgeholt, erzählt sie, und ihr neue Möglichkeiten gezeigt, Kreativität zu entwickeln und auszuleben.
Helden aus bekannten Animes
Den Kostümen sind thematisch keine Grenzen gesetzt: von Kindheitshelden aus bekannten 1990er-Jahre-Animes bis hin zu Videospielen - aber auch einfach neue Dinge ausprobieren, ist mehr als erlaubt.
Manchmal entstünden Kostüme auch ganz spontan, wenn man mit Freunden zusammen ist und einfach verrückte Ideen hat, berichtet Ändy. Die Kostüme haben Charme und sehen genau so aus wie die Charaktere der Anime-Serienhelden. Überdimensional große Gewänder oder mit Schnörkeln verzierte Rüstungen sind normal. Ergänzt werden die Kostüme durch Make-Up, durch passende Perücken und "Props", das sind Fake-Waffen. Das richtige Posing danach gehört dazu.
Ihr Schwert hat Ändy mit einem 3D-Drucker anfertigen lassen, hat es per Hand abgeschliffen und bemalt. Ändy modelliert auch ihre Perücken, damit sie dem jeweiligen Anime-Charakter entsprechen. Sie verbaut Gestelle und Schrauben für besseren Halt und klebt am Ende alles zusammen.
Die Kostüme haben jedoch ihren Preis. Für ihr teuerstes Kostüm hat Ändy 300 Euro ausgegeben. Es geht aber auch günstiger: Es gibt "Closet Cosplays", das sind Kostüme mit Kleidung und Accessoires aus dem eigenen Kleiderschank.
Der Umgang mit "Hate"
Mit ihren Kostümen fallen sie und ihre Freundinnen und Freunde natürlich auf der Straße auf. Viele Menschen sind begeistert, aber Ändy hat auch schon negative Erfahrungen gemacht. Sie berichtet von einem Vorfall bei der Convention "DoKomi" in Düsseldorf, wo sie von einer Frau angegriffen worden sei. Mit solchen "Hate"-Vorfällen hätten Cosplayerinnen und Cosplayer häufig zu kämpfen. Auch online seien unangenehme und grenzüberschreitende Kommentare keine Seltenheit. Ihr ist deshalb eine Message besonders wichtig:
In Zukunft möchte Ändy auch an internationalen Conventions teilnehmen, ein Besuch auf der "Japan Expo" und der "Heroes Dutch Comic Con" ist geplant.