Auf SWR-Anfrage heißt es von Seiten der U.S. Army Europe and Africa Public Affairs – und dort vom zuständigen Sprecher, "ja, Verbesserungen der Infrastruktur und die generelle Modernisierung des Standorts sind tatsächlich geplant." Erst im Februar hatte eine Vertreterin des US-Verteidigungsministeriums Coleman besucht, um sich ein Bild des Areals und der zukünftigen Pläne zu machen. Wie hoch die Investitionen sein werden, ist nicht bekannt. Generell hält sich das US-Militär - aus naheliegenden Gründen - mit Detail-Antworten bedeckt. Sicher ist: Es wird investiert.
Strategisch wichtiges Materiallager in Mannheim
Wer über die A6 fährt, kommt im Mannheimer Norden automatisch an "Coleman Worksite" vorbei. So heißt die US-Kaserne, das Materiallager der US-Armee, offiziell. Schon ein flüchtiger Blick reicht aus, um im weitläufigen Areal viele Militärfahrzeuge auszumachen. Tieflader, manchmal Panzer, leichte Einsatzfahrzeuge oder Seecontainer. Hinter lang gestreckten Wohnhäusern und Wachtürmen, die aus der Zeit gefallen zu sein scheinen, arbeiten hunderte Arbeitskräfte der US-Armee.
"Coleman Worksite" – oder kurz Coleman – ist für die USA und damit die NATO eines der strategisch wichtigsten Materiallager in Europa. Und es liegt günstig: Mit Autobahn- und Gleisanbindung. Nur wenige Kilometer entfernt: Verladerampen für Schiffstransporte. Das Areal liegt etwas abseits der Stadt, dennoch ist es gut zu erreichen. Außerdem war das ehemalige Airfield immer Teil seiner Umgebung. Niemanden irritieren lange, blickdichte Zäune mit Stacheldraht und Warntafeln.
Auf SWR-Nachfrage heißt es von Seiten eines Sprechers der Stadt Mannheim: Ja, man sei immer wieder in Kontakt mit den US-Amerikanern. Auch in Bezug auf eine Modernisierung. Beispielsweise gehe es um Dinge wie die Verbreiterung des Haupteingangstores. Denn teilweise muss sehr großes Gerät auf das Areal gebracht werden.
Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine wird immer deutlicher: Das wird sich auch so schnell nicht ändern. Letzte Gewissheit gab es 2021: Von US-amerikanischer Seite hieß es damals, dass Coleman weiter als Standort genutzt werde. Unter anderem wurden beispielweise Bradley-Panzer und Ausrüstung, die zur Ausbildung ukrainischer Streitkräfte verwendet wird, auf Coleman instand gehalten.
NATO-Drehkreuz "Coleman Worksite"
Coleman ist für die US-Amerikaner – und auch für die NATO – in Mannheim ein Drehkreuz. Im offiziellen Militärjargon ist das rund 2,2 Millionen Quadratmeter große Gelände zwischen Mannheim-Sandhofen, Scharhof und Blumenau ein APS-2 – ein Army Prepositioned Stock. Kurz gesagt: Ein Materiallager, in dem Kriegsgerät gelagert und gewartet wird, damit es schnell einsatzfähig ist und an verschiedene Orte verteilt werden kann. Für Übungen oder den tatsächlichen Einsatz. Von Seiten der US-Armee heißt es auf einer offiziellen und online zugänglichen Seite kurz: "Auf dem ehemaligen Heeresflugplatz werden schwere gepanzerte Fahrzeuge des Armored Brigade Combat Teams und Ausrüstung gelagert."
Coleman ist auch Teil der logistischen Unterstützung von DEFENDER 24 beziehungsweise Steadfast Defender 24, der größten Militärübung des Verteidigungsbündnisses seit dem Ende des Kalten Krieges, wie es von Seiten der NATO offiziell heißt. Das Manöver startete im Januar und geht noch bis Ende Mai. Dabei wird die Verteidigung eines möglichen Angriffs Russlands auf eines der NATO-Mitgliedsländer geübt, was einen Bündnisfall auslösen würde.
Aufbau und Austausch mit neuem Materiallager in Polen
Die Logistik und Materialsteuerung wird über Mannheim für die 405. Brigade koordiniert. In Zukunft soll aber ein riesiges Materiallager in Powidz in Polen eine noch stärkere strategische Rolle spielen. Aktuell seien "die Bauarbeiten dort noch nicht abgeschlossen", heißt es auf SWR-Anfrage. Spezialisten, die auf Coleman stationiert sind, unterstützen den Aufbau der riesigen Halle dort. Außerdem soll in Polen in Zukunft auch Ausrüstung gelagert und gewartet werden, die jetzt noch in Mannheim steht. Die NATO-Einrichtung in Polen ist ein Long-Term Equipment Storage and Maintenance Complex auf der Luftwaffenbasis Powidz. Hier soll das Material einer kompletten US-Kampfbrigade aufgenommen werden.
Verteidigungsminister-Treffen in Ramstein Deutschland sagt Ukraine weitere 500 Millionen Euro zu
Die Verteidigungsminister Dutzender Staaten haben am Dienstag in Ramstein über den russischen Krieg gegen die Ukraine gesprochen. Bundesverteidigungsminister Pistorius (SPD) versprach Kiew weitere Munition.
Zuletzt ist im Februar das Verladen der neuesten Version von schweren Abrams- sowie des Bergepanzers M88 über ein schnelleres und flexibleres Tieflade-System geprobt worden. Eben jenes schwere Gerät, das die USA der Ukraine bereitstellen. Darüber war Anfang 2023 diskutiert worden. Schwere gepanzerte Fahrzeuge werden damit auch in Zukunft zum Stadtbild rund um Coleman dazugehören.