Es fehlen weiterhin Stellplätze für Lkw-Fahrer in Baden-Württemberg. Aus der Not heraus wird dann auch "wild" geparkt oder der Laster im Einfahrtsbereich einer Rastanlage abgestellt, was für andere Verkehrsteilnehmende sehr gefährlich sein kann. Die Lage für Lkw-Fahrer bleibt angespannt, wenn sie, um ihre Ruhe- und Lenkzeiten einzuhalten, hierzulande einen Stellplatz entlang der Autobahn oder Bundesstraße suchen. Das geht aus der Antwort des Verkehrsministeriums auf die Landtagsanfrage der CDU-Fraktion hervor.
Laut dem Verkehrsministerium hat sich die Anzahl der Stellplätze für Lastwagen an zweibahnigen Bundesstraßen in Baden-Württemberg seit 2018 nicht geändert. Die Stellplätze der betreffenden Rastanlagen seien im Mittel voll ausgelastet und bis zum Jahr 2030 gebe es einen zusätzlichen Bedarf von 290 Stellplätzen für Lastwagen - das hätten Nachforschungen des BW-Verkehrsministerium ergeben. Bei dieser Ermittlung wurden laut Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) aber nicht alle zweibahnigen Bundesstraßen untersucht. Dafür waren aber auch die vom Schwerverkehr hochbelasteten einbahnigen Bundesstraßen enthalten - zum Beispiel die B 31 zwischen Freiburg und Donaueschingen.
Riesenbedarf an Lkw-Stellplätzen an Autobahnen in BW bis 2030
Hermann erklärte, dass an den Autobahnen in Baden-Württemberg zwischen 2018 und 2020 238 Lkw-Stellplätze neu geschaffen worden seien. Von 2022 bis 2024 waren es laut Ministerium 121 zusätzliche Lkw-Stellplätze auf den Rastanlagen des Bundes. Nach einer früheren Prognose der Bundesanstalt für Verkehrswesen sind bis 2030 aber 13.553 Lkw-Stellplätze an den Bundesautobahnen in Baden-Württemberg nötig. Ende 2020 waren es 9.847 Lkw-Stellplätze. Es fehlen also nach dieser Berechnung noch hunderte weitere Stellplätze an Autobahnen.
Ministerium will mit neuem Konzept Stellplatzsituation verbessern
Das baden-württembergische Verkehrsministerium erarbeite derzeit ein Konzept, um die Lkw-Stellplatzsituation an bestimmten Bundesstraßen-Streckenabschnitten zu verbessern, sagte ein Ministeriumssprecher. Diese seien mit dem Bundesverkehrsministerium abgestimmt. Diese Streckenabschnitte erweisen sich laut dem Sprecher unter anderem wegen der Vorgaben des Bundes und der örtlichen Gegebenheiten als komplex und aufwendig.
Verband: "Fehlende Lkw-Parkplätze Dauerbrenner"
Der stellvertretende Geschäftsführer des Verbandes Spedition und Logistik in Baden-Württemberg, Matthias Rathmann, sieht das Thema Stellplätze für Lastwagen als Dauerbrenner. "Wir kommen nur langsam voran", so Rathmann. Den Kommunen müssten in diesem Zusammenhang die Ängste genommen werden. Wenn es um konkrete Flächen gehe, werden viele Gründe dagegen vorgebracht. Dazu zählten Lärm, Luftschadstoffe sowie naturschutzfachliche Gründe.
Es könne nicht sein, dass Lkw-Fahrer ihre Fahrzeuge aus der Not heraus in den Ein- und Ausfahrten von Park- und Rastplätzen abstellen müssten. "Dies ist vor allem nachts ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Und der Verkehr wird noch weiter ansteigen", erklärt Rathmann. Laut einer Langfristprognose des Bundesverkehrsministeriums werde der Schwerlastverkehr bundesweit bis zum Jahr 2051 um 54 Prozent steigen, laut dem Landesverkehrskonzept Schwerlastverkehr in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 um bis zu 40 Prozent.
Nach Angaben des ADAC fehlen in Baden-Württemberg insgesamt 3.000 Stellplätze für Lkw. Bei einer ADAC-Untersuchung vom Dezember 2023 seien in Baden-Württemberg meistens doppelt so viele Lkw an den Park- und Rastplätzen gezählt worden wie eigentlich erlaubt, sagte Melanie Mikulla, eine Sprecherin des ADAC, dem SWR.